Joidy: Dieses Berliner Startup verschickt Geschenke per Whatsapp
Sechsstellig für Joidy
In der gestrigen Sendung von „Die Höhle der Löwen“ hatten die Gründer ein Angebot von Jochen Schweizer noch ausgeschlagen. Wie Joidy am Mittwochmorgen mitteilt, konnte sich das Startup inzwischen selbst neues Kapital besorgen. So beteiligt sich der Münchner Erlebnisgeschenke-Anbieter mydays, 100-prozentige Tochter von Prosiebensat.1, am Unternehmen aus Berlin. Wie t3n von Mitgründer Philippe Singer erfuhr, bewegt sich die Finanzierungsrunde „im hohen sechsstelligen Bereich“, also deutlich über den 200.000 Euro, die Joidy noch in der Löwenhöhle gefordert hatte. Ebenfalls von ihrer App überzeugt haben die Gründer das Team des Prosiebensat.1-Accelerators, eines Investment-Programms für Startups in der frühen Wachstumsphase, sowie weitere Angel-Investoren aus der Berliner Szene.
Originalartikel vom 18. Oktober
Philippe Singer kann darüber nur den Kopf schütteln. Warum hinterlassen wir Freunden an Geburtstagen oft nur noch einen lieblosen „Happy Birthday!“-Einzeiler auf Facebook? Sind Geschenke im Zeitalter von Social Media nichts mehr wert? Das muss doch besser gehen, dachte sich der 24-jährige Wirtschaftsingenieur und entwickelte mit Timo Müller, einem Freund aus Studienzeiten, die App Joidy.
„Mit Joidy wollen wir das Schenken persönlich, einfach und schnell machen“, sagt Singer im Gespräch mit t3n.de. Die Idee: Statt stundenlang in irgendwelchen Onlineshops nach einem passenden Präsent zu suchen, können Nutzer mithilfe der App, physische Produkte wie etwa eine Uhr direkt vom Smartphone an beliebige Kontakte verschenken. Das gewählte Geschenk kann um eine persönliche Videobotschaft ergänzt und anschließend in digitaler Form über Whatsapp, Facebook oder Snapchat übermittelt werden. Die Besonderheit: Die Anschrift des Freundes muss der Nutzer nicht kennen. Der Beschenkte selbst entscheidet zum Schluss, wann und wohin das Produkt geliefert werden soll. Eine große Sache?
Was Joidy mit der App verdient
Noch nicht. Laut Singer wurde die App seit dem Launch im Frühjahr erst 20.000 Mal heruntergeladen. Bislang hätten er und Müller jedoch noch keinen Cent in Marketing gesteckt. Immerhin sollen bereits 6.000 Nutzer monatlich aktiv sein. Die Mehrheit von ihnen beschenkt den Partner oder die Familie. Vor allem Süßigkeiten und Textilien seien beliebt. „Einhornfilets, leckere Tees und auch Socken funktionieren super“, sagt Singer. Rund 600 physische Produkte hat das Startup nach eigenen Angaben im Sortiment. Zwischen 15 und 20 Euro geben Nutzer im Schnitt aus.
Geld verdienen wollen Singer und Müller über die Kooperation mit Partnershops. Für jedes über die App verkaufte Produkt zwackt sich das Startup eine Provision zwischen zehn bis 40 Prozent ab. Die hohe Pauschale begründet Singer damit, nicht bloß auf Affiliate-Links zu setzen. „Da wir das Payment auf unserer Seite abwickeln“, sagt Singer, „benötigen wir auch eine größere Marge, um profitabel wirtschaften zu können.“„Im kommenden Jahr sollte ein siebenstelliger Umsatz machbar sein“
Aufgrund der noch recht geringen Nutzerzahl sind die Umsätze von Joidy allerdings überschaubar. Konkrete Zahlen will Singer zwar nicht nennen. Für dieses Jahr rechnet er jedoch mit Einnahmen „jenseits von 100.000 Euro, im kommenden Jahr sollte ein siebenstelliger Umsatz machbar sein“, so der Mitgründer. Gewinne will das Unternehmen aber vorerst nicht abschöpfen. „Unser Businessplan sieht vor, alle Einnahmen ins Marketing zurückfließen zu lassen, um so schnell wie möglich zu wachsen und auch internationale Märkte angehen zu können“, sagt Singer.
Von Facebook gekauft
Das ist wohl auch nötig, denn ohne Konkurrenz ist das Jungunternehmen aus Berlin nicht. Hierzulande sind besonders Anbieter wie Geschenke.de oder Dawanda eine beliebte Anlaufstelle für Geschenkjäger. Das weiß auch Singer. Ein vergleichbares Produkt, mit dem sich auch echte Geschenke digital versenden lassen, biete in Deutschland allerdings niemand an, sagt er. Dass die von ihm und Müller erdachte Idee aber nicht neu ist, zeigt auch ein Blick in die USA. Hier sorgte das Startup Karma schon 2011 für Furore. Die App zum Verschenken von Konsumgütern wurde kurze Zeit später von Facebook gekauft. Preis: Mutmaßlich 80 Millionen US-Dollar.
Glaubt man Singer, bietet der Markt aber auch heute noch genug Platz für einen neuen Anbieter. Allein in Deutschland würden ihm zufolge jährlich 14 Milliarden Euro mit Geschenken im Internet umgesetzt. „Heruntergebrochen auf den mobilen E-Commerce-Markt sprechen wir von etwa 4,9 Milliarden Euro“, so der Gründer.
Joidy setzt auf Influencer-Marketing
Umso kreativer zeigen sich die Joidy-Gründer im Marketing. Um die App in der jungen Zielgruppe zu bewerben, produziert das Startup beispielsweise eigene Videos, die Nutzer beim Auspacken der über die App verschickten Produkte zeigen. „Die Aufnahmen und die Emotionen sind echt und das scheinen die Leute zu merken“, versichert Singer. Auch bei breit gestreuten Zielgruppen könne das Unternehmen so bereits gute Reichweiten zu „mehr als konkurrenzfähigen“ Werbekosten erzielen.
Darüber hinaus setzen die Gründer auf den Erfolg von Influencer-Marketing. Kürzlich ließ das Startup etwa einen Teil seiner Artikel durch Youtuber verschenken. Fans teilten zuvor ihre Geschenkwünsche in den Kommentaren und wurden so auf die App aufmerksam. Zwar habe es sich nicht um besonders reichweitenstarke Youtube-Stars gehandelt. „Wir konnten über diesen Weg aber trotzdem rund 500 Downloads generieren“, sagt Singer rückblickend.
„Wir rechnen mit 30.000 Downloads“
Den bei weitem größten Werbeeffekt dürften die Joidy-Gründer allerdings am Dienstagabend erzielen. Dann nämlich stellen sie ihre App in der Höhle der Löwen vor. 200.000 Euro wollen Singer und Müller von mindestens einem Investoren einwerben.
Von dem Auftritt erhoffen sie sich auch einen Wachstumsschub für ihre App. Man habe mit anderen Startups aus dem Bereich gesprochen und rechne mit mehr als 30.000 Downloads, sagt Singer. „Man weiss natürlich nie genau was passiert, daher haben wir uns von technischer Seite auch auf Zahlen jenseits der 100.000 vorbereitet.“ Für die Gründer wäre wohl schon irgendwas dazwischen ein großes Geschenk.