„German Angst“ oder berechtigte Sorge? Deutsche fürchten wegen KI um ihren Job

Übernehmen KI-Tools wie ChatGPT bald deinen Job? (Bild: Shutterstock/Mizkit)
Dass künstliche Intelligenz (KI) die Arbeitswelt umkrempeln wird, ist sicher unbestritten. Die Frage ist nur, wie. Einer Studie von Goldman Sachs zufolge könnten dank ChatGPT und Co weltweit 300 Millionen Jobs wegfallen.
Das World Economic Forum (WEF) geht davon aus, dass schon in den nächsten zehn Jahren jeder zehnte Job von einer KI übernommen werden könnte. Erste Jobs mussten dem Hype-Tool ChatGPT schon weichen, wie Betroffene berichten.
Eher positiv gestimmte Beobachter:innen und Arbeitgeber:innen sind dagegen der Überzeugung, dass durch den Einsatz von KI in Unternehmen mehr Stellen entstehen als wegfallen dürften. Die Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) hat jetzt untersucht, wie die Deutschen zu dem Thema stehen.
Demnach befürchten knapp 40 Prozent der gut 1.000 Befragten, dass ihr Job wegen KI künftig wegfallen werde. Aber: Fast jede:r zweite deutsche Arbeitnehmer:in blickt laut der BCG-Studie generell optimistisch auf die von KI beeinflusste Zukunft.
Damit bewegt sich Deutschland im weltweiten Vergleich im hinteren Mittelfeld, wie das Handelsblatt schreibt, dem die Studie exklusiv vorlag. In Brasilien (71 Prozent) oder Indien (60 Prozent) sind die Menschen deutlich optimistischer.
Die berühmte „German Angst“ lässt sich in diesem Fall vielleicht nicht unbedingt aus dem Hut zaubern. Zumal man in den Niederlanden und in Frankreich besorgter ist als hierzulande. Eine gewisse Skepsis kann man uns Deutschen aber angesichts der vorliegenden Zahlen nicht absprechen.
Doch die ist vielleicht auch berechtigt. Schließlich, so warnte etwa Bestsellerautor und Historiker Yuval Harari, drohe angesichts der KI-Revolution eine „Klasse der Nutzlosen“. Damit sind Menschen gemeint, die keine Fähigkeiten haben, die der Wirtschaft im KI-Zeitalter nutzen.
Es kommt also vor allem auf die Weiterbildung an – und da ist noch einiges zu tun. Die BCG-Studie kommt etwa zu dem Schluss, dass sich bisher nur 14 Prozent der Arbeitnehmer:innen weltweit auf dem Gebiet der KI weitergebildet haben.
Wichtig sei, dass Beschäftigte verstehen, wie KI funktioniere, zu welchen Zwecken sie trainiert wurde und wie die Ergebnisse zu interpretieren seien, wie das Handelsblatt den Arbeitsmarktforscher Michael Stops vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zitiert.
„Neue KI-Tools können bei bestimmten Tätigkeiten unterstützen oder sie auch ganz übernehmen, aber wir gehen im Moment nicht davon aus, dass ganze Jobgruppen dadurch wegfallen werden“, so Stops.
Noch ist Zeit, denn die KI-Revolution stehe erst am Anfang, wie auch Oliver Stettes vom Kölner Institut der deutschen Wirtschaft meint. Und: „Insgesamt haben alle technologischen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte dazu geführt, dass die Beschäftigung nicht gesunken, sondern gestiegen ist“, so der Arbeitsmarkt- und KI-Experte.
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