Henry Kissinger warnt: ChatGPT bedroht das menschliche Bewusstsein und die Demokratie

Henry Kissinger outet sich einmal mehr als KI-Kritiker. (Foto: Truba7113/Shutterstock)
Für eine umfangreiche Warnung vor potenziellen Gefahren für die Menschheit durch KI-Chatbots wie ChatGPT hat sich der in Deutschland geborene Ex-US-Außenminister Henry Kissinger mit dem ehemaligen Google-CEO Eric Schmidt und dem Computerwissenschaftler Daniel Huttenlochner zusammengetan.
Der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete, aber zugleich äußerst umstrittene außenpolitische Hardliner Kissinger und seine beiden Mitstreiter hatten in ihrem Buch „The Age of AI“ schon Ende 2021 gewarnt, dass künstliche Intelligenz (KI) die menschliche Identität grundlegend verändern könnte, wie Gizmodo schreibt.
Der Kampf um die KI-Vorherrschaft könnte sogar zu einem neuen Kalten Krieg zwischen den USA und China führen. Die Schlussfolgerung damals: Die USA müssten mehr in den KI-Bereich investieren.
In einem soeben erschienenen Leitartikel für das konservative Wall Street Journal nehmen Kissinger, Schmidt und Huttenlochner jetzt KI-Chatbots wie ChatGPT ins Visier. Die generativen KI-Sprachmodelle hätten demnach das Potenzial, Politik und Gesellschaft umzuwälzen.
ChatGPT und seine Konkurrenten seien eine direkte Gefahr für die Demokratie, das menschliche Bewusstsein und die Wahrnehmung der Realität. Die Menschen würden das Denken verlernen, so ein zentraler Punkt der Argumentation.
Technologie könnte künftig einfach zu schnell für die Verarbeitungsfähigkeit des menschlichen Gehirns immer neue Informationen anbieten. Die Menschen würden nicht mehr hinterherkommen, was deren Vorstellung der Realität zum Bröckeln bringen könnte.
Die KI werde, anders als die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern im 15. Jahrhundert, keine Fülle modernen menschlichen Denkens hervorbringen. Im Gegenteil: Die Technologie werde die Gedanken schrumpfen. Es werde eine Lücke zwischen menschlichem Wissen und dem Verstehen geben, prognostizieren die Leitartikel-Schreiber.
Das Problem sei, dass die künstliche Intelligenz auf den Menschen übermächtig wirken könnte – auch weil ihre Fähigkeit, das weltweite Wissen eloquent wiedergeben zu können, übermenschlich erscheinen könnte.
Für Kissinger und Co. besteht darin die Gefahr, dass Menschen die Technologie wegen ihrer scheinbaren Perfektion religiös verehren könnten. Und das, obwohl die KI falsche Aussagen macht. Darüber hinaus sei es möglich, dass die KI-Entwickler die Kontrolle über die Technologie verlieren könnten.
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Weitere Punkte der umfassenden KI-Kritik betreffen die Gefahr, dass nach einer möglichen Konsolidierung auf dem Markt nur wenige KI-Modelle übrig bleiben und deren Lenker zu viel – auch politische – Macht bekommen könnten.
Der 99-jährige Kissinger und seine Mitstreiter, die beide über 60 sind, liegen mit ihrer KI-Kritik sicher nicht in allen Punkten richtig. Dass die Technologie eine Regulierung benötigt, um der Gesellschaft – Stichwort: Fake News – nicht über den Kopf zu wachsen, sehen aber auch KI-Fans wie der OpenAI-Chef so.
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