Fynn Kliemann: Warum Höchstbietende bei seiner NFT-Versteigerung leer ausgingen

Während Influencer Fynn Kliemann sich nach seinem Maskenskandal zunächst um Klarstellung bemüht und reumütig gab, hat sich der Tonus in einer neuen Instagram-Story vor allem in Wut gewandelt. Die richtet sich unter anderem gegen die mediale Berichterstattung, die nach dem Skandal und einem eingeleiteten Ermittlungsverfahren nicht abebbt. Stattdessen werden – aus gegebenem Anlass – weitere Projekte des einst selbsternannten „Heimwerkerkönigs“ genauer unter die Lupe genommen.
So hat sich beispielsweise das rbb-Magazin Kontraste ausführlich mit Kliemanns NFT-Auktion im März 2021 beschäftigt und herausgefunden, dass es auch hier Unstimmigkeiten gab.
Fynn Kliemann verstößt gegen eigene Regeln
Zur Transparenz: Als Fynn Kliemann im vergangenen Jahr seine NFT-Pläne bekannt gegeben hatte, hat auch t3n im Vorfeld der Versteigerung ein Interview mit dem Youtuber und Influencer geführt. Das Gespräch thematisierte vor allem, wie die Idee zur Auktion entstanden war, und ging außerdem auf einige Aspekte der Umsetzung ein. So wurden beispielsweise der Erstellungsprozess der Token, die Wahl der Ethereum-Blockchain und Kliemanns Erwartungen an das Projekt angesprochen. Die Nachberichterstattung von t3n beschränkte sich damals auf die eingenommene Summe und einen besonders auffälligen Bieter, der unter dem Alias Jan Böhmermann agierte.
Der rbb hat jetzt eine Problematik aufgezeigt, die während der Auktion selbst aufgetreten war. Die Recherche zeigt: Kliemann hat sich in zahlreichen Fällen nicht an die „zuvor von ihm selbst aufgestellten Auktionsbedingungen“ gehalten. Rund ein Drittel der gesamten Versteigerungseinnahmen seien erst durch diese Regelverstöße zustande gekommen.
Nach Angaben auf der zur Auktion gehörenden „JingleBe“-Website sollte die Versteigerung der insgesamt 100 Token am 7. März um 20 Uhr enden. Den Zuschlag für einen NFT sollte dann der- oder diejenige erhalten, die zu dieser Uhrzeit das höchste Gebot auf ein Musikstück abgegeben hatte. Kontraste schildert jetzt allerdings am Beispiel eines Teilnehmers, wie Kliemann die Auktionszeit teilweise deutlich überzogen hat, sodass Bieter:innen, die sich um 20 Uhr einen Token gesichert hatten, um ein Vielfaches überboten werden konnten und leer ausgingen.
„Neuland“ als Rechtfertigung für 68.000 Euro Mehreinnahmen?
In mindestens 84 Fällen habe Kliemann so gegen seine eigenen Regeln verstoßen und damit einen zusätzlichen Umsatz von rund 68.000 Euro generiert. Auf Beschwerden reagierte Kliemann damals teils mit Entschuldigungen, teils versuchte er sich zu verteidigen: Ihm „sei die Uhrzeit einzelner Gebote gar nicht angezeigt worden“. Dabei gab und gibt es durchaus technische Möglichkeiten, die Auktionszeiten bei einer NFT-Versteigerung zu überprüfen. Und während die JingleBe-Webseite weiterhin abrufbar ist, ist die zeitliche Regelung dort nicht mehr zu finden.
Kliemanns Anwalt gibt gegenüber den Journalist:innen des rbb an, sein Mandant habe vor der Auktion, mit der er Neuland betreten habe, angenommen, er könne die Versteigerungen aller 100 Jingles zeitgleich um 20 Uhr beenden. Vonseiten der Auktionsplattform sei im dann allerdings mitgeteilt worden, dass er anders als gedacht jedes einzelne Höchstgebot manuell bestätigen müsse – klar, dass das nicht bei 100 Geboten gleichzeitig passieren kann. Der rbb schreibt dazu: „Kliemanns Anwalt betont, Kliemann habe mit diesem Problem im Vorfeld nicht gerechnet“.
Juristischen Einschätzungen zufolge könnten diejenigen, die bei der Auktion zu Unrecht leer ausgegangen sind, entsprechenden Schadensersatz einfordern. Der Protagonist der rbb-Recherche hatte Kliemann hingegen in einem E-Mail-Austausch vorgeschlagen, die durch den Fehler entstandenen Mehreinnahmen zu spenden – erhielt darauf aber keine Reaktion.