Ängste im Team: „Der Krieg ist eine Zäsur – auch für die Psyche!“

Was haben wir in den letzten Jahren für schöne Diskussionen geführt: Wie soll die Zukunft der Arbeit aussehen? Wie fördern wir Talente? Welche Benefits versüßen unser Leben? Diese ganzen konstruktiven und fortschrittlichen Debatten für eine bessere Arbeitswelt haben mich in meiner eigenen Arbeit über viele Jahre hochmotiviert. Und dann kam am Mittwoch die schlimmste aller schlimmsten Nachrichten und damit Diskussionen, die so weit weg sind vom gestalterischen Handeln: Die Rede ist von Putins Invasionskrieg. Die Gesichter im Team, in die ich am Donnerstagmorgen sah, waren mindestens verwirrt, das eine oder andere sogar verschreckt bis verängstigt.
Zurzeit erscheint die alltägliche Gegenwart vielen Menschen komplett surreal. Wie wichtig ist es, die HR-Kampagne aufzusetzen, wenn nur wenige Autostunden entfernt, Menschen sterben? Wie wichtig ist es, das nächste KPI-Meeting vorzubereiten, wenn jene Menschen sich in U-Bahnhöfen vor Raketeneinschlägen schützen? Wie wichtig erscheint das Erreichen des Quartalsziels, wenn in den Medien über einen potenziellen dritten Weltkrieg und vermeintliche Atomschläge gesprochen wird? Diese Fragen umtreiben uns alle, sie sind in unser aller Köpfe und da bleiben sie auch noch eine ganze Weile. Es herrscht Krieg. Das ist eine Zäsur – auch für die eigene Psyche!
Da ich der Meinung bin, dass sich der Privat- nicht vom Berufsmenschen trennen lässt, sondern wir eine Person sind, ist es mir wichtig zu sagen: Lasst euer Team nicht mit den Gedanken allein! Erwartet nicht, dass sie damit schon fertigwerden. Geht auf sie zu und fragt, wie es ihnen geht. Vermittelt die psychologische Sicherheit, dass sie auch im Job über ihre Emotion reden können. Wenn wir etwas gelernt haben aus der Covid-19-Krise, dann, dass Emotionen sich nicht an- und abschalten lassen. Die eine oder der andere sitzt gerade nicht mehr nur allein im Homeoffice, sondern ist nun noch mit Kriegsängsten konfrontiert. Wie viel können diese Menschen ertragen?
Was wir in der westlichen Welt gerade sehen, ist eine beispielhafte Einigkeit und ein bemerkenswerter Zusammenhalt. Ich sehe Politiker:innen, die gemeinsam agieren. Ich sehe Wirtschaftsvertretende, die Sanktionen befürworten, die ihr eigenes Geschäft negativ betreffen. Ich sehe eine Zivilgesellschaft, die weltweit auf die Straßen geht – allein in Berlin, wo ich lebe, waren wir am gestrigen Sonntag angeblich bis zu einer halben Million Menschen. Diesen Zusammenhalt wünsche ich mir auch am Arbeitsplatz. Wo mein Aufruf ein No-Brainer ist, da bin ich beruhigt. Wo mein Aufruf jetzt zum Nachdenken anregt, sage ich: das wird dann auch allerhöchste Zeit!
Der Krieg hat einen langen Arm. Noch lange, nachdem er vorbei ist, holt er sich seine Opfer. Empathie füreinander kann helfen!
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