Items und Spielewährungen sind außerhalb des eigentlichen Games meist wertlos. Krypto-Spiele zeigen jedoch, dass das nicht unbedingt so sein muss. Ein früher Vertreter dieser Spielegattung war das Ethereum-basierte Cryptokitties. In dem Spiel züchtet ihr digitale Kätzchen. Der Clou: Jede einzelne virtuelle Katze ist einzigartig und kann von ihrem Besitzer jederzeit verkauft werden. In der Vergangenheit wurden dafür teilweise Summen im sechsstelligen Bereich bezahlt, auch wenn der Durchschnittspreis deutlich niedriger liegt.
Ein anderes Beispiel ist das Krypto-Game Sorare. Das Game funktioniert als eine Art Mischung aus digitalen Fußball-Sammelkarten und Fantasy-Liga. Das Spiel hält Lizenzen von 126 Fußballclubs aus aller Welt, darunter so bekannte Namen wie Real Madrid oder Bayern München. Zu den Investoren des Spiels gehören unter anderem die Fußballer André Schürle, Oliver Bierhoff und Gerard Piqué. Wie bei klassischen Panini-Bildchen gibt es bei den digitalen Fußballer-Karten von Sorare unterschiedliche Seltenheitsstufen. Entsprechend wurden auch für Sorare-Karten in der Vergangenheit bereits hohe Summen bezahlt. Für eine seltene Spielkarte des Pariser Spielers Kylian Mbappé wurde im Dezember 2020 beispielsweise 65.000 US-Dollar bezahlt.
Auch die großen Gaming-Unternehmen zeigen Interesse an Krypto-Spielen
Längst beschäftigen sich neben kleinen Startups auch bekannte Player der Gaming-Industrie mit der Blockchain. Der japanische Videospielmacher Capcom kooperiert beispielsweise mit der NFT-Plattform Wax und verkauft dort virtuelle Karten auf Basis des klassischen Kampfspiels Street Fighter. Der französische Gaming-Konzern Ubisoft wiederum hat schon 2020 ein Krypto-basiertes Sammelspiel auf Basis des Videospiel-Franchise Rabbids veröffentlicht. Allerdings verdient der Konzern damit kein Geld, da die Gewinne vollständig an Unicef gespendet werden.
Ubisoft unterstützt darüber hinaus verschiedene Startups aus dem Kryptobereich. In der Vergangenheit hat Ubisoft sich beispielsweise an den Blockchain-Gaming-Plattformen Flow und Xaya beteiligt. Flow wiederum stammt von den Machern von Cryptokitties und bildet die Grundlage für NBA Top Shot, bei dem Videoausschnitte von Basketballspielen als künstlich verknappte Tokens verkauft werden.
Krypto-Games: Mehr als simple Sammelspiele
So viel Geld Sammler jetzt schon für einzelne Spiele-Token ausgeben mögen, so wenig stellen diese simplen Games eine Gefahr für die großen Videospielreihen wie GTA, Call of Duty oder Super Mario dar. Aber die Industrie arbeitet auch bereits an grafisch deutlich aufwendigeren Spielen, die sich der Blockchain-Technologie bedienen. Eins davon ist beispielsweise das Science-Fiction-Game Age of Rust, das am 19. März 2021 in die Betaphase gehen soll. Das Spiel basiert auf der Blockchain-Plattform Enjin. Items in dem 3D-Actionspiel können außerhalb des Games als Tokens verkauft werden.
Ein anderes Beispiel für etwas komplexere Krypto-Games ist Blankos Block Party. Das Spiel lässt sich am besten als eine Art Krypto-getriebene Alternative zum Gaming-Hit Roblox bezeichnen. Hier können Zocker eigene Mini-Spiele entwerfen, die wiederum von anderen Gamern gespielt werden können. Außerdem gibt es kostenpflichtige Spielfiguren, die von den Spielern untereinander als Token gehandelt werden können.
Noch mehr Freiraum soll Decentraland bieten. Das Spiel ist eine Art Second Life auf Kryptobasis. Hier können Items, virtueller Baugrund und selbst Namen ge- und verkauft werden. Wie in der realen Welt bestimmen Landbesitzer in der Spielewelt von Decentraland, was auf ihrem Grund und Boden gebaut wird. Das Spiel wird direkt im Browser gespielt und erlaubt euch auch ganz ohne Krypto-Wallet einen Blick auf die Spielwelt. Eine aktive Teilhabe bleibt euch dann jedoch verwehrt.
Krypto-Games: Diese Fragen bleiben offen
Als das eingangs erwähnte Cryptokitties 2017 zum viralen Hit wurde, führte die Nachfrage nach den virtuellen Kätzchen zu einer Überlastung des Ethereum-Netzwerks und damit zu einer massiven Verlangsamung. Projekte wie das geplante Ethereum 2.0 und speziell für Spiele konzipierte Blockchains könnten solche Skalierungsprobleme langfristig lösen. Wenn aber plötzlich eine nennenswerte Anzahl an Gamern auf Krypto-Games umsteigen würde, dürfte das auf absehbare Zeit für Probleme sorgen. Immerhin lassen sich je nach Definition heute bis zu 40 Prozent der Weltbevölkerung als Gamer klassifizieren.
Der Gründer und Krypto-Entwickler Jonathan Sterling sieht aber noch ein anderes Problem: Wenn wichtige Spiele-Items auf einem Sekundärmarkt gehandelt werden, bedroht das seiner Meinung nach auch die Integrität des Spiels. Wie viel Spaß macht ein Spiel, wenn alle Items einfach gekauft werden können? Und wie fair kann ein Kampf ablaufen, wenn ein Spieler dazu nicht die finanziellen Mittel hat? Da die Herkunft eines Items in der Blockchain hinterlegt ist, können Games natürlich verhindern, dass zugekaufte Items genutzt werden. Dann würde es allerdings wohl auch kaum einen Markt dafür geben.
Auch für Spieleanbieter stellt sich die Frage, wie sinnvoll ein freier Item-Markt wäre. Free-to-Play-Spiele wie Fortnite generieren schon jetzt Milliardenumsätze mit dem Verkauf von kosmetischen Items. Es ist anzunehmen, dass jemand, der bereits hohe Summen in kostenpflichtige Skins und Ausrüstungsgegenstände gesteckt hat, dadurch auch zu einem gewissen Grad an das Spiel gebunden ist. Beim Einsatz von freiverkäuflichen Krypto-Tokens könnten Spieler ihre Investitionen hingegen jederzeit veräußern, wenn ihnen ein anderes Spiel über den Weg läuft.
Bis Krypto-Games an der Spitze der Spielecharts stehen, muss noch einiges passieren. Der auf Videospielunternehmen spezialisierte Venture-Kapitalist Josh Chapman drückt es so aus: „Gaming braucht keine Blockchain; Blockchain braucht Gaming. Blockchain wird erst dann massenhaft angenommen und angewendet werden, wenn sie dem Videospiel-Ökosystem einen signifikanten Mehrwert bietet.“