Die Venus ist unser innerer Nachbarplanet und als gut sichtbarer Abend- und Morgenstern schon seit Menschengedenken unter Beobachtung. Aufgrund des Treibhauseffekts dank der überwiegend aus Kohlendioxid bestehenden sehr dichten Atmosphäre ist es dort mit über 450 Grad Celsius noch etwas heißer als auf dem sonnennäheren Merkur. Keine guten Bedingungen also, um Leben hervorzubringen. Forscher:innen haben aber schon länger kühlere Bereiche in den Wolken der Venus im Blick, wo jetzt weitere Hinweise auf mögliches organisches Leben gefunden worden sind.
Venus: Neue Hinweise auf organisches Leben
2020 hatte eine Studie den Fund von sogenanntem Monophosphan in der dichten Wolkendecke beschrieben. Für dessen Entstehung, so die Forscher:innen, kämen – wie auf der Erde – bestimmte Bakterien in Frage. Bisher konnte aber keine weitere Untersuchung den Monophosphan-Fund bestätigen. Die Studie wurde in Wissenschaftskreisen kontrovers diskutiert. Beteiligte der 2020er-Studie um die Astrophysikerin Sara Seager und William Bains vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben ihre Forschungen fortgesetzt und sind eigenen Angaben zufolge auf weitere Hinweise auf organisches Leben in den Wolken der Venus gestoßen.
Für ihre Studie haben die Forscher:innen ein Model der Venus-Atmosphäre erschaffen und ließen dort verschiedene chemische Prozesse ablaufen, wie das MIT mitteilt. Die Hypothese: In der Atmosphäre findet sich Ammoniak. Ein Vorkommen dieser Verbindung war in den 1970er-Jahren in der Atmosphäre der Venus nachgewiesen worden – allerdings bis heute mit einem Fragezeichen. Schließlich ist die Entstehung von Ammoniak mit den uns bekannten chemischen Prozessen auf der Venus nicht zu erklären.
Ammoniak als Ausgangspunkt der Hypothese
Genau hier setzen die Wissenschaftler:innen an. Denn auf der Erde würden bestimmte einfache Lebensformen ihre extrem sauren Umgebungen über die Bildung von Ammoniak lebensfreundlich machen. Außerdem könnten durch die neue Studie auch das Vorkommen von molekularem Sauerstoff und die bisher nicht nachvollziehbaren Verteilungen von Schwefeldioxid und Wasser erklärt werden, wie die Forscher:innen versichern. Saeger dazu: „Ammoniak sollte es auf der Venus nicht geben.“ Und jede Verbindung, die nicht in den Kontext passe, so die Astrophysikerin, sei automatisch ein potenzieller Hinweis auf Leben.
Ob es wirklich Ammoniak in der Venus-Atmosphäre gibt, oder sogar Leben in Form von Bakterien, können die Forscher:innen in den kommenden Jahren noch genauer herausfinden, wenn die geplanten Venus-Missionen entsprechende Daten liefern. So plant die Nasa im Rahmen ihres Discovery-Programms zwei Missionen zur Venus. Davinci Plus soll dabei die Atmosphäre untersuchen. Parallel startet Veritas eine neue Kartierung des Planeten. Außerdem wollen Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate den Planeten genauer erkunden.