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Loud Quitting als Arbeitstrend: Wieso es Mitarbeiter nochmal richtig knallen lassen

Trends gibt es in der Arbeitswelt in den letzten Jahren jede Menge. Habt ihr schon mal von Quiet Quitting gehört? Von Blind Signing? Oder Career-Cushioning? Im Vergleich zu Loud Quitting sind diese Trends schon fast wieder Schnee von gestern. Wer Loud Quitter ist, lässt es richtig krachen – und sorgt für verbrannte Erde.

Von Johannes Striegel
5 Min.
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Am Ende nochmal richtig laut werden. (Foto: fizkes/Shutterstock)

Immer mehr Menschen wechseln immer öfter ihren Job. 40 Jahre lang beim gleichen Unternehmen? Treue in schlechten wie in guten Zeiten? Das ist eher selten geworden. Arbeitnehmende streben nach mehr Flexibilität, mehr Abwechslung, wollen Neues erleben und nicht ewig im gleichen Trott bleiben.

In Kombination mit sozialen Netzwerken, allen voran Linkedin und Tiktok, sorgt das dafür, dass Jobwechsel zelebriert werden. Hier ist von großartigen neuen Chancen die Rede, dort von unendlicher Dankbarkeit dem alten Betrieb gegenüber – und immer mehr sind auch unerwartet scharfe und klare negative Worte dem alten Arbeitgeber gegenüber zu lesen.

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Definition: Was bedeutet Loud Quitting?

Genau das ist Loud Quitting. Der Begriff beschreibt einen verhältnismäßig neuen Trend in der Arbeitswelt, der seit einigen Wochen Fahrt aufnimmt und an Dynamik gewinnt. Er bezieht sich auf Fälle, in denen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ihren Unmut oder die negativen Aspekte in ihrem vorherigen Job schonungslos offen, direkt und unverblümt in aller Öffentlichkeit ausdrücken.

Das geschieht teilweise zwar hart, aber sachlich – oft jedoch auch sehr dramatisch und in einer öffentlichen Bloßstellung des vorherigen (oder zu diesem Zeitpunkt sogar noch aktuellen) Arbeitgebers endend. Für einen medialen Push sorgte vor allem die Geschichte eines New Yorker Arbeitnehmers aus der Tech-Branche, die im Business Insider erschienen ist. Er beschreibt darin seine Gründe, warum er so kündigt, wie er kündigt – und warum er es so lange wieder tun wird, bis er den perfekten Job findet.

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Quiet Quitting versus Loud Quitting

Allein die Begrifflichkeit Loud Quitting erinnert dabei unweigerlich an einen anderen Trend – Quiet Quitting. Das wiederum beschreibt zwar nicht genau das Gegenteil, geht aber doch in eine sehr konträre Richtung. Quiet Quitter kündigen lediglich innerlich, tun nur noch das Nötigste, bleiben aber meistens weiterhin in ihrem Job.

Loud Quitter hingegen – vereinfacht gesagt – reicht’s. Sie haben die Faxen dicke und möchten die teilweise angestaute Wut, Enttäuschung und Unzufriedenheit in die Welt hinausbrüllen. Das passiert dann oft in einer Weise, die dem Unternehmen schadet. Der Anteil der Loud Quitter ist gar nicht so gering. Wie so oft handelt es sich hierbei um kein gänzlich neues Phänomen. Vielmehr hat ein Umstand, den es schon immer gegeben hat, jetzt einen Namen bekommen.

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Laut der Gallup-Studie „State of the Global Workplace 2023 Report“ ist es fast ein Fünftel aller Angestellten, die „laut kündigen“. Aber wie sieht das dann in der Praxis aus?

Loud Quitting: Beispiele für das Ende mit Knall

So viel sei vorab verraten: Wenn das Ende ansteht, verlassen Loud Quitter ihr Unternehmen mit einem großen Knall. Schwer vorstellbar, dass sich danach die Wogen wieder glätten – nicht immer, aber oft bleibt zu viel verbrannte Erde zurück.

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Zwei Beispiele, wie das aussehen kann:

  • Ein offener Brief, der innerhalb der Belegschaft – zum Beispiel per Messenger oder E‑Mail – verteilt wird. Nicht selten finden solche Schreiben dann auch den Weg auf Social Media.
  • Social Media ist ein gutes Stichwort. Es gibt auch Loud Quitter, die im Livestream kündigen oder davon breit erzählen – mal sachlich, mal weniger sachlich. Gerade auf Tiktok finden sich viele solcher Videos, auch auf Linkedin nehmen Beiträge dazu zu.

Natürlich spielt sich nicht immer alles online ab. Auch klassische Formen wie die direkte Konfrontation von Vorgesetzten oder auch das eher herablassende Sprechen über den (alten) Arbeitgeber gehören dazu. Das gab es aber schon immer – neu ist vor allem die Offenheit auf Social Media.

Ein dazu passender Trend ist beispielsweise der „Bare Minimum Monday“. Hier rufen Communitys – vor allem auf Tiktok – dazu auf, montags nur das absolut Nötigste zu tun. Der Gedanke dahinter, er stammt von der US-amerikanischen Gründerin Marisa Jo Mayes, ist ein guter. Das entspannte Starten in die Woche soll Burn-out präventiv entgegenwirken und das Stresslevel reduzieren.

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Viele nehmen diesen Aufruf vielleicht aber etwas zu ernst und lehnen sich an Montagen etwas zu entspannt zurück – bei dem einen oder der anderen vielleicht ein Vorbote des Loud Quittings.

Welche Gründe für Loud Quitting gibt es?

Aber wie kommt es überhaupt so weit? Was veranlasst Mitarbeitende dazu, ihr Arbeitsverhältnis mit einem großen Wumms zu beenden? Der übergeordnete Grund ist klar: Unzufriedenheit. Oft scheint es für viele der einzige Ausweg zu sein, um innerlich mit diesem nicht wie erhofft verlaufenen Kapitel abschließen zu können.

Bei genauerer Betrachtung spielen oft folgende Gründe eine Rolle:

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  • Mangel an Anerkennung und toxische Arbeitskultur: Mitarbeitende fühlen sich von ihren Vorgesetzten oder der Organisation nicht anerkannt, egal, wie hart oder gut sie arbeiten. Gleichzeitig ist die Arbeitsumgebung toxisch – das kann sich in Mobbing, Diskriminierung oder auch Vetternwirtschaft äußern.
  • Schlechte Führung und Kommunikation: Die Führungskräfte des Unternehmens könnten als inkompetent, unethisch oder gleichgültig wahrgenommen werden – das ist einer der Hauptgründe für Loud Quitter, das Unternehmen lautstark zu verlassen.
  • Keine Entwicklung oder zu viel: Dieser Grund ist zweigeteilt. Zum einen sind es fehlende Möglichkeiten für berufliches Wachstum oder Weiterbildung, eine Stagnation, die zu Langeweile und Bore-out führt. Gegenteilig kann es aber auch eine Überforderung sein. Zu viel Arbeit, die in zu kurzer Zeit erledigt werden soll – und das über einen langen Zeitraum.
  • Reaktion auf Veränderungen: Neue Vorgesetzte, neue Arbeitszeitregelungen, anstrengende Kundschaft und so weiter – Veränderungen können immer herausfordernd sein. Negative Reaktionen auf Veränderungen innerhalb des Unternehmens können bei manchen so stark ausgeprägt sein, dass die Folge Loud Quitting ist.

Das sind natürlich nicht alle Gründe. Oft sorgt auch ein Cocktail aus vielen Ungereimtheiten irgendwann für den großen Knall. Interessant ist allerdings, dass ein zu niedriges Gehalt, früher oft der Haupttreiber für Unzufriedenheit, beim Loud Quitting nicht an erster Stelle der Gründe steht. Es geht mehr, das zeigt die Auflistung, um softe Faktoren wie Führung, Kommunikation und Kultur.

Was bleibt?

Die Frage, gerade bei teilweise heftigen Schimpftiraden oder Anschuldigungen, ist letztlich: Was bleibt? Welchen Nutzen haben Arbeitnehmende davon, unter derartigem Aufschrei zu kündigen? Wenn der Abgang stilvoll, aber mit klar benannten Kritikpunkten abläuft, können beide Seiten damit sicherlich gut leben. Und wenn nicht? Dann, aber natürlich auch in jedem anderen Fall, sollten Unternehmen das Gespräch suchen und versuchen, die Wogen zu glätten. Wenn es dann nicht bereits zu spät ist.

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2 Kommentare
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Dein t3n-Team

Denny

Und nächste Woche dann: Rage Quiting, gefolgt von Quitquiting.

Antworten
Gerd Hanke

Ich als neuer Arbeitgeber würde es mir dreimal überlegen, ob ich einen „loud quitter“ einstellen werde. Womöglich verlässt er mein Unternehmen in ein paar Monaten mit dem gleichen Affentheater.

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