Ein Team um den Mars-Forscher Dimitra Atri von der New York University Abu Dhabi (NYUAD) hat sich mit dem Einfluss kosmischer Strahlung auf den menschlichen Körper befasst. Dabei hat das Team erstmals auch weibliche Anatomien in den Testverfahren berücksichtigt.
1.000 Tage unter Beschuss: Team untersucht auch weibliche Anatomie auf Strahlenreaktion
Atri leitet die Mars Research Group am NYUAD Center for Space Science in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seine Forschungsgruppe hat in den vergangenen Jahren des Öfteren zu Fragen der Strahlungsauswirkungen bei Mars-Missionen publiziert.
In ihrer jüngsten Studie gehen die Forschenden von zwei wesentlichen Prämissen aus. Zum einen rechnen sie mit einer 1.000-tägigen bemannten Mission zu unserem Nachbarplaneten, die aus 600 Tagen Reisezeit und 400 Tagen auf der Marsoberfläche besteht.
Das entspricht den bisherigen Konzept-Planungen der US-Weltraumbehörde Nasa und trägt ganz einfach dem Umstand Rechnung, dass bei derart langen Reisezeiten eine relevante Missionsdauer auf der Oberfläche nicht unter einem Jahr liegen sollte.
Während sich die meisten Studien auf diesem Gebiet auf die Auswirkungen kosmischer Strahlung auf männliche Körper begrenzen, hat das NYUAD-Team erstmals umfassende virtuelle Modelle sowohl der männlichen als auch der weiblichen Anatomie in ihre Studie einbezogen.
Selbst Metallabschirmung bringt keine Sicherheit
Wie der New Scientist berichtet, wurden die Modelle mit simulierter kosmischer Strahlung, einschließlich der von Sonneneruptionen verursachten Strahlung, beschossen. Daneben kam eine Software zur Teilchenverfolgung zum Einsatz, die normalerweise in der Teilchenbeschleunigerforschung eingesetzt wird.
Für die Untersuchungen simulierten die Forschenden auch eine Umgebung, in der die Teilnehmenden der virtuellen Mars-Mission von Metallabschirmungen geschützt wurden. Weder das eine, noch das andere Ergebnis gibt Anlass zu Optimismus.
Zum Abschluss der simulierten 1.000-Tage-Mission fanden die Forschenden in den meisten der über 40 digital modellierten Körperteile und Organe Strahlungswerte von über einem Sievert. Das wäre ein inakzeptabler Wert.
Über ein Sievert pro Mission – statt pro Laufbahn
Gemeinhin gilt ein Expositionswert von maximal einem Sievert für Astronauten weltweit als akzeptabel – aber für die gesamte berufliche Laufbahn, nicht für eine einzelne Mission. Die Nasa setzt mit einem Höchstwert von 0,6 Sievert eine noch deutlich niedrigere Höchstmarke.
Wenn sich also die Ergebnisse dieser – bislang noch auf einen Peer-Review wartenden – Studie bestätigen, dann sind die Pläne, Menschen zum Mars zu schicken, in weitere Ferne gerückt. Ob sich die Messungen im Review-Verfahren so bestätigen, bleibt abzuwarten.
Klar dürfte indes sein, dass die Strahlungsbelastung jedenfalls hoch sein wird. Es wird Zeit, sich über Schutzmaßnahmen Gedanken zu machen, wenn das Ziel tatsächlich darin bestehen soll, die Menschheit zu einer multiplanetaren Spezies zu machen.
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