11.000 hier, 12.000 da – viele Mitarbeiter:innen haben große Tech-Konzerne wie Meta, Google, Microsoft oder Amazon in den vergangenen Monaten entlassen müssen. Insgesamt sollen in dem Bereich allein an der US-Westküste – zwischen Seattle und dem Silicon Valley – knapp 150.000 Stellen gestrichen worden sein.
Massenentlassungen per Zoom-Call
Nach den Skandalen der vergangenen Jahre, als manch Tech-CEO Mitarbeiter:innen in Gruppen-Zoom-Calls kündigte, haben die Konzernlenker:innen offenbar dazugelernt. Das zeigt eine Analyse von 48 internen Schreiben in US-Tech-Firmen, die die Washington Post erstellt hat.
Dabei handelt es sich nicht konkret um einzelne Kündigungsschreiben, sondern vielmehr um Memos, in denen alle Mitarbeiter:innen über die Massenentlassungen informiert wurden. Demnach zeigen alle Memos, egal wie lang sie sind, verblüffende Ähnlichkeiten.
CEOs vermeiden das böse E-Wort
So nehmen die Verantwortlichen zwar einen Teil der Schuld auf sich, sehen diese aber vor allem außen. Etwa in der schlechten wirtschaftlichen Lage. Dennoch bemühen sich die CEOs, am Ende etwas Hoffnung zu verbreiten. Und: Sie vermeiden das Wort Entlassung.
Darüber hinaus wurde in vielen der Schreiben versucht, einen familiären Ton anzuschlagen. Die Mitarbeiter:innen wurden etwa als Googler oder Zoomies bezeichnet, was den Entlassenen wohl das Gefühl geben soll, auch nachher noch ein Teil der Familie zu sein.
Mitgefühl und Liebe für Entlassene?
Noch weiter gingen einige Tech-Konzerne wie Salesforce oder Udemy, die dazu aufforderten, diejenigen, die das Unternehmen verlassen mussten, „in ihren Herzen zu behalten“ oder ihnen „Mitgefühl und Liebe“ angedeihen zu lassen.
Zudem entschuldigten sich mehr als die Hälfte der Firmenchef:innen für den Stellenabbau. Das zeige laut Beobachter:innen, dass es auf der Managementebene mittlerweile wohl weniger um die Pflege des eigenen Egos gehe, wie der Standard schreibt.
Starker Gegenwind befürchtet
Ob die warmen Worte allerdings wirklich in jedem Fall ernstgemeint sind, darf zumindest bezweifelt werden. Schließlich wissen die CEOs, welcher Gegenwind ihnen anderenfalls von den verbliebenen Mitarbeiter:innen entgegenschlagen könnte.
Negativbeispiel gefällig? Die Pagerduty-CEO Jennifer Tejada verzichtete in ihrer Kündigungsankündigung auf eine Entschuldigung. Stattdessen gab es Eigenlob und Beförderungen – zusätzlich zum Stellenabbau um sieben Prozent.
Unempathische CEO entschuldigt sich
Ein paar Tage voller Entrüstung – intern wie extern – später musste Tejada in einer weiteren Aussendung einräumen, dass sie sich hätte „mehr Gedanken über meinen Tonfall“ machen sollen. Und: „Es tut mir leid“.