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MB.OS: Mercedes-Benz holt mit seinem neuen Betriebssystem Google an Bord

Mercedes-Benz hat im Zuge eines Events in Sunnyvale, Kalifornien, nähere Details zum hauseigenen Betriebssystem für künftige E-Auto-Modelle gewährt. Unter anderem sind im proprietären MB.OS diverse Google-Funktionen und -Karten integriert.

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Mercedes-Benz gibt eine Vorschau auf das Auto-Betriebssystem MB.OS. (Bild: Mercedes-Benz)

Drei Jahre nach der Ankündigung von Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius, ein „Windows fürs Auto“ zu bauen, nimmt das „Mercedes-Benz Operating System“, kurz MB.OS konkretere Form an.

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Das Betriebssystem verfügt laut dem Premiumautobauer über eine „speziell entwickelte Chip-to-Cloud-Architektur, die das Herzstück jedes künftigen Produkts sein wird, außergewöhnliche Softwarefunktionen bietet und die Kunden durch ihre Benutzerfreundlichkeit begeistert“.

MB.OS: Neues Betriebssystem mit eigener Architektur und Kontrolle

Wie der Autobauer erklärt, wird MB.OS intern konzipiert und entwickelt, „um die volle Kontrolle über die Kundenbeziehung zu behalten“. Ebenso lege der Konzern Wert auf Gewährleistung des Datenschutzes und „die einzigartige Integration aller Fahrzeugfunktionen“.

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Durch die Entwicklung einer eigenen Chip-to-Cloud-Architektur profitiert MB.OS vom vollen Zugriff auf alle Fahrzeugbereiche, so der Autobauer. Sie umfasst Infotainment (MBUX), automatisiertes Fahren, Karosserie und Komfort, Fahren und Laden, heißt es. Dieser umfassende Ansatz ermögliche es, Kund:innen „ein differenziertes, überlegenes Produkterlebnis zu bieten“.

Daimlers MB.OS-Struktur von 2021.  (Screenshot: t3n; Daimler)

MB.OS: Google-Dienste wie Maps und mehr an Bord

Trotz des proprietären Ansatzes und Beibehaltung der Datenhoheit setzt Mercedes-Benz auf Dienste von Google. Dafür ist der Autobauer mit dem US-Unternehmen eine langfristige strategische Zusammenarbeit eingegangen, um eine „neue Generation von Navigationssystemen im Auto“ zu entwickeln und umzusetzen.

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Die neue Kooperation ermöglicht es Mercedes-Benz, der erste Automobilhersteller zu sein, „der sein eigenes Navigationserlebnis entwickelt“, das „auf den neuen fahrzeuginternen Daten und Navigationsfunktionen der Google Maps Platform“ basiert.

Damit erhält der Autobauer Zugang zu Googles Geodatenangebot, einschließlich Echtzeit- und vorausschauender Verkehrsinformationen, automatischer Umleitung und mehr. MB.OS bekommt auch weitere Google-Dienste: Fahrer:innen können etwa auch die Youtube-App auf dem Infotainmentsystem nutzen, wenn sie parken, und das bedingt automatisierte Fahrsystem Drive Pilot mit Level-3-Autonomie verwenden, sofern es erlaubt ist.

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Auch ermöglicht Mercedes-Benz seinen Kund:innen den Zugang zu den von Google bereitgestellten „Place Details“, mit denen detaillierte Informationen über mehr als 200 Millionen Geschäfte und Orte auf der ganzen Welt gefunden werden können, so das Unternehmen. Bestandteil dessen sind auch Öffnungszeiten, Fotos, Bewertungen und Rezensionen.

Diese von Google bereitgestellten „Place Details“ ziehen laut Autobauer ab sofort in alle Fahrzeugen mit der neuesten Generation von MBUX in den entsprechenden Märkten ein.

Im Unterschied zu den Ansätzen von VW und BMW, die bei ihren Infotainment-Lösungen Android-Automotive verwenden, verfolgt Mercedes-Benz einen anderen Ansatz. Der Autobauer verwende Linux mit einer Android-Container-API. Über diese können Android-Anwendungen ausgeführt werden.

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Auf welchen Ebenen Mercedes-Benz und Google zusammenarbeiten

Wie Mercedes-Benz mitteilt, umfasst die Zusammenarbeit mit Google diverse Aspekte. Unter anderem haben die Unternehmen vereinbart, die weitere Zusammenarbeit unter Nutzung der Lösungen der Google-Cloud für künstliche Intelligenz (KI), Daten und offene Infrastrukturen zu prüfen.

Beispielsweise beabsichtige Mercedes-Benz die KI- und Machine-Learning-Funktionen der Google-Cloud zu verwenden, um neue „Modelle schnell zu erstellen, zu trainieren und einzusetzen und das Kund:innenerlebnis zu verbessern“.

Ferner plane Mercedes-Benz die Datenverarbeitungsplattform der Google-Cloud zur Analyse von Flottendaten zu nutzen. Zudem beabsichtige der Autobauer, die „offene Infrastruktur von Google zu nutzen, um sicher zu innovieren und zu skalieren – von On-Premises über Edge bis hin zur Cloud – über die aktuelle Technologielandschaft von Mercedes-Benz hinweg“.

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MB.OS: Präzises Reichweitenmanagement für E-Autos

Zusätzlich zu den Google-Diensten stellt Mercedes-Benz weitere Navigationsfunktionen zur Verfügung, die „in Infotainmentsystemen von der Stange nicht verfügbar sind“. Eines dieser Features ist ein präzises Reichweitenmanagement für Elektrofahrzeuge. Dieses Feature ist laut Autobauer letztlich möglich, weil MB.OS Zugriff auf alle Fahrzeugdaten wie Ladezustand und Energieverbrauch hat. Hier unterstreicht der Konzern seine strategischen Überlegungen, eigene Assets mit ausgewählten Partnerschaften zu kombinieren.

Zudem unterstreicht der Autobauer, dass das Infotainmentsystem mit weiteren Partnerschaften für Video-, Spiele- und Produktivitätsanwendungen weiter ausgebaut werden soll. MB.OS beinhalte etwa den Dienst Antstream für Arcade-Spiele, aber auch Lösungen für Videokonferenzen wie Webex und Zoom. Für den chinesischen Markt sollen Inhalte von Tencent bereitgestellt werden. Als App-Store dient nicht Googles Play-Store sondern Aptiode, der vom Drittanbieter Faurecia bereitgestellt wird. Diesen nutzt etw auch BMW ab OS-Version 9.

MB.OS: Neue E-Klasse mit Übergangs-Version

Eine neue MBUX -Version, die in der kommenden E-Klasse zum Einsatz kommt, kann als Übergangs-Software verstanden werden, bevor MB.OS erscheint. In der kommenden Version lassen sich Android-Apps wie Toktok oder Angry Birds und mehr ausführen. (Foto: Mercedes-Benz)

Bevor MB.OS in erste Fahrzeuge einziehen wird, plant Mercedes-Benz noch eine weitere, dritte MBUX-Version, die in der neuen E-Klasse ab 2023 bereitgestellt werden soll. Diese enthalte unter anderem eine MBUX-API für Android, mit der die Installation von Apps von Drittanbietern ermöglicht wird. Neben Zoom und Webex können dank der Android-Schnittstelle etwa auch Angry Birds oder TikTok genutzt werden.

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Das neue MBUX-System ermögliche es Faher:innen mittels eines „Superscreens“, der sich über das gesamte Armaturenbrett erstreckt, diverse Apps – sogar TikTok – zu nutzen und Videos anzusehen, sofern das Fahrzeug geparkt ist. Beifahrer:innen können ebenso in das Geschehen eingreifen, da sie Zugang zu einem Teil des großen Bildschirms haben, der sich direkt vor ihnen befindet. Da der Beifahrer:innen-Bildschirm ein begrenztes Sichtfeld besitzt, könne der/die Fahrer:in während der Fahrt nicht von TikTok-Videos oder anderen Inhalten abgelemkt werden. Zudem verfolge ein Fahrerüberwachungssystem, wohin der/die Fahrer:in schaut.

Die verschiedenen Bereiche von MB.OS – entwickelt in Sindelfingen. (Bild: Mercedes-Benz)

MB.OS ist übrigens keine Ersatz für MBUX. Bei MB.OS handelt es sich um den „Unterbau“, während MBUX letztlich das nutzerseitige Interface darstellt.

MB.OS: Flexible Updates

Während Mercedes-Benz schon seit Jahren Updates „Over-the-Air“ ermöglicht, soll mit MB.OS die technische Grundlage für softwaregestützte Upgrades erweitert werden: Wie der Autobauer erklärt, entkoppelt MB.OS die Hardware von der Software, was schnellere Innovationszyklen ermögliche und die Flexibilität und Geschwindigkeit von Updates erhöhe.

Ferner erklärt das Unternehmen, dass alles „über die Mercedes-Benz Intelligent Cloud vollständig vernetzbar sein“ wird. Das bilde die Grundlage für vernetzte Dienste für die gesamte Fahrzeugflotte und ermögliche dem Konzern „den Schutz und die Nutzung von Kundendaten, da das Unternehmen die volle Kontrolle über alle kritischen Infrastrukturen“ behalte.

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Mit MB.OS sollen zudem neue Dienste angeboten werden können, die „personalisierter und bequemer“ sind. Als Bindeglied fungiert die Mercedes-Me-ID, die alle kundenbezogenen Informationen miteinander verbindet: vom Kauf und der Finanzierung über Servicetermine bis hin zu Lade- und Zahlungsdaten.

Zur Vereinfachung der Nutzer:innenerfahrung werden personalisierte Services und Upgrades künftig in drei Pakete zusammengefasst: MB.Connect, MB.Charge und MB.Drive. Fahrzeugfunktionen wie Navigation, Remote, Guard 360, Entertainment und Kommunikation und weitere Komponenten werden laut Mercedes-Benz Teil des MB-Connect-Pakets, das mithilfe von Over-the-Air-Updates aktuell gehalten werden kann.

Mit MB.Charge erhalten Kund:innen von E-Autos Zugang zu Ladetarifen. Der Lade-Service biete zudem Transparenz durch Festpreistarife „sowie einen bevorzugten Zugang zum Mercedes-Benz Hochleistungsladenetz“.

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Mit MB-Drive haben Kund:innen die Möglichkeit, die Funktionen der Fahrerassistenzsysteme in ihren Fahrzeugen zu erweitern. Alle neuen Modelle verfügen laut Autobauer über die notwendige Sensortechnik, um Level 2 zu ermöglichen. Ausgewählte Fahrzeugmodelle können zudem mit erweitertem assistierten Fahren oder bedingt automatisiertem Fahren der Stufe 3 mit einem Laufzeitvertrag bestellt werden. Ab 2025 sollen bestimmte Funktionen zudem über den Lebenszyklus des Fahrzeugs hinweg im Mercedes-Me-Store nachgerüstet werden.

MB.OS soll kontinuierlich Umsätze generieren

Mit MB.OS werde nicht nur eine neue Plattform für Fahrzeuge geschaffen, laut Mercedes-Benz soll es auch eine Grundlage „für lebenslange Einnahmen und zusätzliche Beiträge“ sein. Diese Strategie verfolgt das Unternehmen schon länger: Allein im Jahr 2022 hat Mercedes-Benz mit Produkten und Diensten wie Navigation, Live-Traffic oder Online-Kartenupdates mehr als eine Milliarde Euro an softwarebasierten Umsätzen erzielt.

Bis Mitte des Jahrzehnts rechnet der Autobauer damit, das die Umsätze aus MB-Connect und MB-Drive einen niedrigen bis mittleren einstelligen Milliarden-Euro-Betrag erzielen könnten. Bis zum Ende des Jahrzehnts könne er sich auf einen hohen einstelligen Milliarden-Euro-Betrag erhöhen.

„Software wird ein wesentlicher Bestandteil des Produktentwicklungsprozesses und des Investitionsplans des Unternehmens werden“, so das Unternehmen. Hierfür sind indes noch Investitionen erforderlich: Bis Mitte des Jahrzehnts seien daher 25 Prozent des F&E-Budgets für Software vorgesehen.

Daimlers MB.OS-System soll bis 2024 fertig sein und in Elektroautos der neuen MMA-Plattform zum Einsatz kommen. Die neue Elektroplattform ist für kompakte und mittelgroße Fahrzeuge konzipiert. Das erste E-Auto auf der neuen Software-Plattform wird 2025 erwartet.

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