Mercedes Benz vollzieht Schritte, um eine weltweite Recycling-Strategie umzusetzen. Dazu dient der Aufbau der bereits angekündigten Pilotfabrik, die nun 2023 ihre Arbeit aufnehmen soll. Das CO2-neutrale Werk für Batterierecycling im süddeutschen Kuppenheim werde eine Rückgewinnungsquote von 96 Prozent erreichen, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. Ein patentierter Hydrometallurgie-Prozess mache das möglich. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert den Bau, der einen zweistelligen Millionenbetrag kosten soll.
Nachhaltigkeit über Kreislaufwirtschaft
Mercedes Benz gründete die Tochter Licular, um das Projekt umzusetzen. Ziel sei es, unabhängiger von Rohstofflieferungen zu sein und Erfahrungen in Sachen Kreislaufwirtschaft zu machen. Der Betriebsrat betont zudem, man schaffe neue Arbeitsplätze und sorge über Richtlinien für soziale Verantwortung und Menschenrechte zusätzlich für Nachhaltigkeit. Langfristig plant das Unternehmen, Elektrobatterien vor dem Recyclingprozess ein zweites Leben einzuhauchen. Als Prototyp dient die „Factory 56“ in Sindelfingen, die überschüssigen Solarstrom in alten Batteriemodulen speichert.
Probebetrieb ergänzt Anlagen in Übersee
Zunächst entsteht am Standort des Mercedes-Werks eine Anlage zur mechanischen Zerlegung. Im nächsten Schritt – dazu will Mercedes jedoch erst Subventionszusagen einsammeln – kommen Anlagen zur Aufbereitung der Batteriematerialien dazu. Die Jahreskapazität soll 2.500 Tonnen umfassen und in die Produktion von 50.000 Batteriemodulen „einfließen“. Mittel- und langfristig kann sich der Konzern eine Skalierung der Produktionsmenge vorstellen. Bis dahin sollen Partner in den USA und China dabei helfen, einen geschlossenen Wertstoffkreislauf zu erschaffen.
Wissenschaftliche Begleitung
Um den Aufbau des neuen Werks zu realisieren, kooperiert Licular mit dem Technologiepartner Primobius. Das Joint-Venture zwischen dem australischen Chemiekonzern Neominerals und dem deutschen Maschinenbauer SMS hat sich auf das Recycling von Lithium-Ionen-Energiespeichern im industriellen Maßstab spezialisiert. Das Karlsruher Institut für Technologie und die technischen Universitäten in Berlin und Clausthal begleiten das Projekt wissenschaftlich.
Mercedes: Hydrometallurgie-Fabrik als Europa-Premiere
Mercedes betont, es handele sich bei der Integration des hydrometallurgischen Verfahrens zum Recycling um eine Europa-Premiere. Volkswagen baut in Salzgitter ein ähnliches Projekt auf, bei dem jedoch nur ein metallreiches Pulver erzeugt werden soll, das andere Firmen auftrennen. Renault ist für eine solche Anlage einer existierenden Kooperation beigetreten. Während Veolia dort die mechanische Aufarbeitung übernimmt, kümmert sich der Chemiekonzern Solvay um die chemische.