Anzeige
Anzeige
Kommentar

Warum Merkel sich ihre Entschuldigung leisten kann – und andere nicht

Die Kanzlerin hat sich entschuldigt. Das ist selten in der Politik, wird als ehrlich und authentisch gelobt. Doch zu einer solchen Führung gehört auch eine Freiheit, die viele Manager einfach nicht haben.

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Angela Merkel übernimmt Verantwortung für abgeblasenen Osterlockdown: „Dieser Fehler ist einzig und allein mein Fehler.“ (Foto: dpa)

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich entschuldigt, sie hat die alleinige Verantwortung für die Verwicklungen um die Osterruhe übernommen. Das ist in der Politik tatsächlich selten und würde sich angesichts der Serie an Pleiten, Pech und Pannen auch noch für etliche ihrer Kollegen aller Parteien gleichermaßen gehören. Die Kanzlerin hat zugegeben, die Auswirkungen, die der Lockdown-Tag, der als niemals umgesetzte Osterruhe in die Geschichtsbücher eingehen wird, unterschätzt zu haben.

Anzeige
Anzeige

Merkel hat sich übrigens genau genommen nicht entschuldigt, nein, sie hat vielmehr korrekterweise um Entschuldigung gebeten. Denn entschuldigen muss es der Verbraucher. Warum ich das betone? Es zeigt (neben Merkels Sinn für sprachliche Feinheiten) eine Freiheit und einen Spielraum, den die Kanzlerin hat und der uns tatsächlich einiges über Führung lehrt. Denn zu modernen Führungsqualitäten und der gestern viel gelobten Bereitschaft, Fehlerkorrektur zu leben, gehört nicht nur die Bereitschaft dazu, sondern auch eine gewisse Führungsautonomie.

Wenn jemand zugibt, einen Fehler gemacht zu haben (noch dazu in der Politik), kann man das, wie es der Kollege Andreas Weck getan hat, als denkwürdigen Schritt und Signal für mehr Courage in der Führung und als eine Art Best Practice begreifen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit; denn Kritiker merken zurecht an, dass ein solcher Schritt ihr ja leicht falle, weil sie in ein paar Monaten ohnehin raus ist aus dem politischen Haifischbecken.

Anzeige
Anzeige

Großzügiges Führen muss man sich leisten können

Runtergebrochen auf Führung heißt das nämlich auch: Moderne Führung setzt nicht nur voraus, dass du selbst diese umsetzen und Fehlerkultur leben willst, sondern auch, dass man nicht nur Getriebener in einem Unternehmen, einer Organisation oder der Politik ist. Eine Erfahrung, die gerade sogenannte Sandwich-Führungskräfte oft machen, die selbst zwar ein Team führen, aber eben auch Vorgesetzte haben: Du kannst noch so wohlwollend und modern führen – wenn es nicht zur Kultur der Organisation und zu den Rahmenbedingungen, die die Chefs, die Branche und das Marktumfeld vorgeben, passt, wird das kaum gelingen. Es kann dann nur gelingen, wenn du dich über Dinge hinwegsetzen kannst, etwa weil du Interimsmanager bist. Nun ist Angela Merkel zwar nicht von irgendeinem Chef getrieben, wohl aber von der Öffentlichkeit und der Opposition. Das Learning daraus: Es braucht Bewegungsfreiheit für gute Führung.

Anzeige
Anzeige

Doch Fehlerkultur bedeutet noch mehr: Es wird sich zeigen müssen, ob Merkel, die Union, die Bundesregierung, ja der gesamte Berliner Zirkus auch den zweiten Teil dieser Fehlerkultur umsetzen werden. Denn schlimmer, als einen Fehler zu machen und ihn einzugestehen, ist, ihn wiederholt zu machen!

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
2 Kommentare
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Markus

Wenn man einen Grund sucht, warum man selbst keine Fehlerkultur umsetzen kann, dann findet man immer eine Ausrede.

Antworten
dennis

Im grunde schreibst Du, man soll es lassen, wenn man einen Fehler macht, diesen zu zugeben und dafür auch einzustehen. Das ist sehr traurig für dich und sagt soviel mehr über deine Gedanken und deine Haltung aus.

Antworten

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige