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Wenn Roblox der Metaverse-Prototyp ist, haben wir ein Problem

„Roblox“ gehört zu den erfolgreichsten Spiele-Plattformen und wird gerne als ein Prototyp des Metaverse besprochen. Wenn dem so ist, dann haben wir wohl ein Problem.

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Nicht nur durch seine Optik richtet sich „Roblox“ speziell an junge Gamer:innen. (Screenshot: Roblox Corporation)

Die Spieleplattform „Roblox“ existiert seit dem Jahr 2006 – gut 15 Jahre bevor der Begriff Metaverse zu dem Buzzword wurde, das er heute ist. Dennoch taucht dieses Spiel in den meisten Erklärtexten zum Metaverse auf, gilt als eine Art Prototyp dieses Konzepts. Ist das wirklich angebracht? Mehrere Recherchen in den letzten Monaten haben aber gezeigt, dass gerade junge Menschen auf der Plattform ausgenutzt werden können.

Was ist Roblox?

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„Roblox“ kann zur Kategorie der Sandbox-Games gezählt werden, die bis in die 80er Jahre zurückreicht. Spieler und Spielerinnen finden sich in einer Spielwelt wieder, in der ihnen möglichst freie Hand gelassen wird. Sie können Tools nutzen, um die virtuelle Welt zu verändern oder aber innerhalb einer bestehenden Welt recht frei mit der Umgebung interagieren. „Minecraft“ ist inzwischen der Prototyp eines Sandbox-Games. „Roblox“ passt da aber nur so halb rein. Denn während in einem „Minecraft“ eine große Welt existiert, in der die Spieler:innen frei abbauen und aufbauen können, ist der Sinn von „Roblox“, überhaupt erst eine eigene Welt zu kreieren – oder die Welten von anderen User:innen auszuprobieren. Zudem hat die Plattform eine starke soziale Komponente: Spieler:innen könnten miteinander interagieren oder eigene Events erstellen.

Darum bezeichnet die Roblox Corporation ihr Produkt auch nicht als Spiel, sondern als Plattform. Es soll eine Möglichkeit sein, Eigenes zu kreieren und das Erschaffene mit anderen zu teilen. Ohne die Spieler:innen gäbe es auf „Roblox“ also nicht viel zu erleben. Und da kommt der Metaverse-Vergleich ins Spiel. Wenn „Roblox“ ein Metaverse ist, dann ein unfassbar zerstückeltes.

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Inwiefern „Roblox“ als Metaverse zu bezeichnen ist, haben wir hier zusammengefasst.

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„Roblox“ ist die Plattform, von der aus Spieler:innen ihre eigenen Welten bauen können. Ebenso ist es die Plattform, von der aus sie in die Kreationen anderer Gamer:innen einsteigen können. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Blockchain und NFT ins Spiel kommen. Freilich müssen diese Technologien dafür aber so zugänglich werden, dass auch Kinder sie verstehen und anwenden können.

Wie die Roblox Corporation Geld macht

Wer mit „Roblox“ ein eigenes Spiel erstellt, hat danach die Möglichkeit, dieses kommerziell anzubieten. Viele nehmen diese Option jedoch nicht wahr, sondern nutzen die Plattform lediglich für ihre kreative Entfaltung. Die Ingame-Währung der Plattform, Robux genannt, kann in echtes Geld umgetauscht werden. Es gibt Entwickler:innen, die mit ihren Kreationen zu viel Geld kommen. Doch auch die Plattform selbst ist durch seine zumeist minderjährigen User:innen reich geworden. Anfang 2021 ging das Unternehmen an die Börse, sein Wert wurde damals mit 35,5 Milliarden Dollar beziffert.

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Disclaimer: „Roblox“ kann, muss aber keine Gefahr für junge Menschen sein. Es gibt Dinge, auf die Eltern achten können, damit ihre Kinder nicht in Kostenfallen stolpern oder Opfer von Cybergrooming werden. Informationen dazu gibt es etwa auf Klicksafe, Internetmatters oder Schau Hin.

„Roblox“ nimmt 75 Prozent der Einnahmen, die Entwickler:innen auf der Seite machen. Ein höherer Prozentsatz als etwa die Plattform Steam, die 30 Prozent der Einnahmen nimmt. Das ist zunächst verständlich. „Roblox“ ist kostenlos. Als Plattform stellt es viele Möglichkeiten zur Verfügung, selbst Spiele zu erstellen – und Server, auf denen diese laufen können. Steam ist lediglich eine Verkaufsplattform, auf der große wie kleine Studios ihre Games anbieten. Um in „Roblox“ echtes Geld zu verdienen, muss jedoch erst die Marke von 100.000 Robux erreicht sein.

„Wenn du (ein Roblox-Benutzer im Alter von 13 Jahren oder älter) sowohl mindestens 100.000 Robux in deinem Konto angespart hast als auch ein Mitglied des Outrageous Builders Club bist, hast du die Möglichkeit, deine Robux zum aktuellen Wechselkurs, der von Roblox festgelegt wird, gegen US-amerikanische Dollar einzutauschen“, heißt es in den Nutzungsbedingungen der Plattform. 100.000 Robux sind etwa 1.000 US-Dollar. Doch das fluktuiert – und abzuziehen davon sind die 75 Prozent, die an das Unternehmen gehen. Ein recht undurchsichtiges System.

Wie junge Menschen „ausgenutzt“ werden können

Vor allem junge Gamer:innen kreieren ihre eigenen Spiele innerhalb des „Roblox“-Metaverse, wenn wir es so nennen wollen. Die meisten von ihnen werden kein Geld verdienen. In einem Video hat People Make Games vor einigen Monaten dargelegt, dass die Roblox Corporation deutlich mit dem Claim geworben hat, dass Spieler:innen viel Geld verdienen können. Doch die meisten von ihnen werden die 100.000-Robux-Marke nie überschreiten. Das Geld bleibt innerhalb des Systems, da die Spieler:innen das wenige Geld, das sie eingenommen haben, dann lieber für Ingame-Items oder die Spiele anderer Creator ausgeben. Inzwischen gibt es Items, die für Hunderte Dollar verkauft werden. People Make Games spricht von einer gezielten Ausnutzung.

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Die Plattform lebt also davon, dass ihre zig Millionen User:innen konstant Content erstellen, aber zum überwiegenden Teil niemals dafür entlohnt werden. In der Masse der Inhalte gehen die meisten Kreationen unter. Nur äußerst wenige schaffen es, herauszustechen und wirklich profitabel zu werden. Doch auch da lauern Probleme, wie People Make Games in einem neuen Video bezeugt.

Viele der erfolgreichsten Spiele auf „Roblox“ wurden von einem Team aus mehreren Entwickler:innen erstellt. Von dem Ideal, dass ein Kind Freude am Entwickeln entdeckt und damit vielleicht sogar ein wenig Geld verdient, scheint die Plattform oft meilenweit entfernt. Stattdessen, so People Make Games, nutzen User:innen inzwischen andere Plattformen wie Discord, um ihre Skills zu verkaufen. Junge Entwickler:innen bieten dort ihre Dienste an und werden von anderen angeheuert, um für sie erfolgreiche Spiele auf „Roblox“ zu entwickeln. Das passiert freilich kaum in einem rechtlich abgesicherten Rahmen. Stattdessen kommt es vor, dass junge Entwickler:innen aus ihrem eigenen Projekt geworfen werden, da sie als „Angestellte“ angesehen werden und nicht als Besitzer:innen. Da sich all diese Geschäfte jedoch nicht auf „Roblox“ selbst abspielen, sondern auf anderen Plattformen, kann das Unternehmen dagegen nichts machen – behauptet es.

Wenn „Roblox“ ein Metaverse-Prototyp ist …

„Roblox“ ist also nicht wirklich dezentralisiert. Alles hängt von einem Unternehmen ab, das Tools anbietet und reguliert, wer ab wann Geld verdienen kann. Es ist aber unreguliert genug, sodass faschistische Spiele und solche mit sexuellen Inhalten auf dieser Plattform, die spezifisch auf Kinder ausgerichtet ist, nicht selten sind. Derweil existiert eine automatische Moderation, die, so wird berichtet, Worte wie „gay“ herausfiltert und Bans verteilt. People Make Games berichtet auch von Cybergrooming-Fällen.

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Sich „Roblox“ zu entziehen, ist nicht so einfach. So wie „Metaverse“ gerade das Buzzwort ist – besonders unter Menschen aus der Medienbranche –, ist „Roblox“ eines der Buzzwörter für Kinder. 2020 gab die Roblox Corporation bekannt, dass die Hälfte der Kinder in den USA „Roblox“ nutzen würden. Es ist also das eine Unternehmen, das hier eine Art Monopolstellung hat. Es mag Plattformen wie „Dreams“ geben, die ähnliche Möglichkeiten anbieten. Doch ist „Roblox“ mit Abstand die erfolgreichste Sandbox, in der Spieler:innen ihre eigenen Kreationen erstellen können.

Derweil ist die Plattform aber ein in sich geschlossenes System. Weder kann die Währung in anderen Spielen ausgegeben werden, noch die in „Roblox“ erstellten Spiele außerhalb der Plattform angeboten oder genutzt werden. Wenn es also ein Prototyp des Metaverse sein soll, dann der eines zentralisierten Systems. Und es zeigt auch, wohin dieser Traum einer Welt neben der Welt führen kann, die fernab jeder Regulation existiert: Jedes Schlupfloch wird genutzt, um Menschen auszunutzen.

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Dein t3n-Team

Dani3300

FYI:

Das näheste das gerade vom Prinzip her an das Metaverse kommt ist FiveM (https://fivem.net). Dezentrale Server, über das vMenu kann man seine Charaktere auf andere Server mitnehmen, jeder kann einen Server starten und da es sich in den meisten Fällen um Roleplay-Server handelt, gibt es soetwas wie das Metaverse also schon.

Wieder wurde kaum recherchiert und Roblox als SEO benutzt.

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