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Microsoft kündigt Ethik-Team, das für KI zuständig war

Nach einer Reorganisation im vergangenen Herbst bestand das betroffene Ethik- und Gesellschaftsteam nur noch aus sieben Mitarbeitern. Deren Kündigung schlägt jetzt jedoch hohe Wellen. (Bild: Shutterstock/Jejim)
Die ausgesprochenen Kündigungen sind Teil einer Entlassungswelle von 10.000 Mitarbeitern, die Microsoft im Januar angekündigt hat – und kommen dennoch überraschend in einer Zeit, in der Microsoft Milliarden in die bestehende Partnerschaft mit OpenAI investiert und seine Suchmaschine Bing und den Browser Edge für die Integration von KI fit macht.
Bestehen bleiben soll das Office of Responsible AI, für das das entlassene Ethik-Team unter anderem als Sparringspartner fungierte. Das Team spielte Medienberichten zufolge eine entscheidende Rolle dabei, sicherzustellen, dass sich die Grundsätze der Abteilung für verantwortungsvolle KI auch tatsächlich in der Gestaltung der ausgelieferten Produkte widerspiegelten.
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„Die Leute sahen sich die Grundsätze an, die aus dem Büro für verantwortungsvolle KI kamen, und sagten: ‚Ich weiß nicht, wie das anwendbar ist‘“, wird ein ehemaliger Mitarbeiter vom Onlineportal The Platformer zitiert. „Unsere Aufgabe war es, es ihnen zu zeigen und Regeln in Bereichen zu schaffen, in denen es keine gab.“
Das zuletzt siebenköpfige Team hatte unter anderem daran gearbeitet, die Risiken zu ermitteln, die sich aus der Übernahme der OpenAI-Technologie für die Produktpalette von Microsoft ergeben können. Auch ein Rollenspiel gehörte zu den Arbeiten des Teams, das Designern dabei helfen sollte, sich potenzielle Schäden vorzustellen, die durch KI entstehen können, und diese im Rahmen der Produktentwicklung zu debattieren. Das Spiel war Teil eines „Toolkits für verantwortungsvolle Innovation“, das Microsoft 2020 öffentlich machte.
Eine Erklärung, warum es gerade jetzt zu den Kündigungen kommt, liefert Microsoft nicht – dafür floskelhaft wirkende Dankesreden und eine Verpflichtung dazu, „KI-Produkte und ‑Erlebnisse sicher und verantwortungsbewusst zu entwickeln“, wie es in einer von The Platformer veröffentlichten Erklärung heißt. „Dazu investiert das Unternehmen in Mitarbeiter, Prozesse und Partnerschaften, die diesem Aspekt Priorität einräumen. […] Wir schätzen die bahnbrechende Arbeit, die das Team für Ethik und Gesellschaft geleistet hat, um uns auf unserem Weg zu verantwortungsvoller KI zu unterstützen.“
Mitarbeiter gehen indes davon aus, dass die Kündigungen ausgesprochen wurden, damit das Unternehmen schneller agieren und KI-Produkte auf den Markt bringen könne, ohne sich zuvor noch eingehend mit langfristigem, sozial verantwortlichem Denken beschäftigen zu müssen. „Teams wie die Ethik- und Gesellschaftsabteilung von Microsoft ziehen oft die Zügel von großen Techorganisationen, indem sie auf potenzielle gesellschaftliche Konsequenzen oder rechtliche Auswirkungen hinweisen“, heißt es in einer Einschätzung bei dem Portal Techcrunch. „Microsoft wollte vielleicht kein ‚Nein‘ mehr hören, weil es wild entschlossen war, der Google-Suchmaschine Marktanteile wegzunehmen. Das Unternehmen gab an, dass jedes Prozent Marktanteil, das es Google abjagen könne, zu jährlichen Einnahmen in Höhe von zwei Milliarden Dollar führen würde.“
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