Seit nun mehr als einem Jahr sind die Büros von Microsoft geschlossen. Der IT-Konzern steht wie viele andere Unternehmen derzeit vor der großen Herausforderung, sämtliche Mitarbeitenden komplett aus dem Homeoffice heraus zu führen. Zwar war auch vor Corona schon Remote-Arbeit möglich, jedoch war vor allem ein Mix aus Heimarbeit und Office die Regel. Und das aus gutem Grund, wie auch die Microsoft-Managerin Carolin Eggers gegenüber t3n berichtet. „Wir alle vermissen die persönliche Interaktion und es fehlt oft die Abwechslung im Tagesablauf“, sagt sie im Gespräch. Kollegiale Nähe und Motivation über lange Distanz herzustellen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe für alle Führungskräfte.
Teamgefühl stärken durch Überkommunikation
Für manche Chefinnen und Chefs ist das sogar Neuland. Die Microsoft-Managerin rät anderen Führungskräften dazu, die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen nicht nur nicht abreißen zu lassen im Homeoffice, sondern sogar noch zu erhöhen. „Als Führungskraft ist es unerlässlich, offen zu sein, Fragen zu stellen, Zeit zu investieren und Probleme gemeinsam anzugehen. Alle Mitarbeitenden haben daheim gerade andere Herausforderungen, hier ist es immens wichtig, zuzuhören“, so Eggers. Vorgesetzte seien gut beraten, dafür eigene Gesprächsformate zu etablieren. „Wenn ganze Teams remote arbeiten, ist eine Überkommunikation sinnvoll“, erklärt sie.
„Als Führungskraft musst du offen sein und Fragen stellen.“
Bei Microsoft – und konkret bei Carolin Eggers – sieht das wie folgt aus: Um den informellen Austausch mit den Teams aufrechtzuhalten, hat sie eine wöchentliche „CWC – Coffee with Caro“-Terminreihe aufgesetzt. Hier kommt rein, wer möchte, und es werden keine geschäftsrelevanten Themen besprochen. „Wir tauschen Ideen für Weihnachtsgeschenke oder Kochtipps aus, motivieren uns zu mehr Sport oder verraten Beschäftigungstipps für die Kids“, so die Microsoft-Managerin. „Hin und wieder machen wir auch kleine Online-Events mit unseren Teams – vom virtuellen Pub Quiz bis zum Krimi-Dinner, Escape Room oder eine Weinprobe; mittlerweile gibt es viele Angebote, die sich auch per Videokonferenz durchführen lassen.“
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Derartige Events machen Spaß und halten das Team zusammen. Die Abwechslung tue gut, so Carolin Eggers. Wichtig sei aber vor allem der Blick hinter die Kulissen. „Unsere Geschäftsführung teilt beispielsweise wöchentlich ganz persönliche Einblicke aus dem Homeoffice und macht eigene Herausforderungen transparent“, sagt sie. Diese Transparenz folge dem Prinzip des Vulnerable Leaderships. „Es geht hier darum, mutig eigene Schwächen zu teilen, um so ein Umfeld zu schaffen, in dem die Mitarbeitenden dasselbe tun können.“ Womit müssen Kolleginnen und Kollegen sich gerade beschäftigen? Wie fühlen sie sich dabei? Wo brauchen sie Hilfe? Wer sich offen zeigt, bekommt Gleiches zurück.
Ein Wir-Gefühl schaffen
„Als Führungskraft haben wir mehr denn je die Aufgabe, ein Wir-Gefühl zu schaffen und allen Mitarbeitenden das Gefühl zu geben, ein wichtiger Teil eines sinnvollen Ganzen zu sein“, so Eggers. Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu lösen, das Potenzial von Kolleginnen und Kollegen zu sehen, es zu fördern und sie am richtigen Platz einzusetzen – das alles seien Aufgaben, die viel mit sozialer Kompetenz und Empathie zu tun haben, erklärt die erfahrene Führungskraft. „Bei Microsoft haben wir eine Führungskultur, die sehr stark auf das Vertrauen untereinander aufbaut“, sagt Carolin Eggers abschließend. Vertrauen, so zeigen Studien immer wieder, ist die Grundvoraussetzung für die Arbeit im Homeoffice.