Surface Book 2 ausprobiert: Microsofts flexible Antwort auf das Macbook Pro
Microsofts erstes Surface Book, das im Oktober 2015 angekündigt und im Januar des Folgejahres für den deutschen Markt freigegeben wurde, konnte viele Tester und Nutzer überzeugen. Nach einem kleinen Upgrade in Form des Performace-Base, haben die Redmonder im Oktober 2017 den Nachfolger, das Surface Book 2, vorgestellt. Optisch ist es nahezu identisch mit dem alten Design, in einigen Bereichen wurde dennoch an der Optimierungsschraube gedreht. Unter anderem ist es minimal kleiner, das Scharnier wurde überarbeitet – und es gibt einen neuen Anschluss. Außerdem hat Microsoft es in zwei Größen angekündigt: in 13,5 und 15 Zoll. Letzteres wird jedoch erst seit Januar 2018 in Deutschland angeboten.
Surface Book 2: Microsofts zweite Auflage des Detachables
Bei unserem Testgerät handelt es sich um die 13,5-Zoll-Version mit einem Terabyte-Speicher, Core-i7-Kaby-Lake-Refresh-Prozessor (8650U) und 16 Gigabyte RAM inklusive einer dedizierten Geforce 1050 GTX-Grafikeinheit mit zwei Gigabyte VRAM.
Wie die erste Gerätegeneration handelt es sich beim Surface Book um ein Detachachable. Bei der Geräteklasse kann das Displayelement als Tablet unabhängig von der Basiseinheit genutzt werden. Diese besteht aus Keyboard, Trackpad, Nvidia-Grafikkarte und einem größeren Akku und verwandelt das Gerät in einen vollwertiges Notebook. Im Tablet sind neben dem 13,5-Zoll-Touch-Display im 3:2-Seitenformat, Powerbutton, Lautstärkewippe, eine fünf Megapixel-Webcam mitsamt Infrarotsensor, die unter anderem zum Videochatten und zur Windows-Hello-Gesichtserkennung genutzt werden kann, verbaut. Auf der Rückseite des Displays sitzt außerdem noch eine Autofokus-Kamera mit fünf Megapixeln, die als „Notknipse“ genutzt werden kann. Wir halten sie tendenziell für überflüssig.
Als einziger Anschluss ist im Tablet eine Kopfhörerbuchse an der rechten oberen Tablet-Seite angebracht – zur Stromversorgung ist an der Unterseite ein Surface-Connect-Port zu finden. Die Positionierung der 3,5 Millimeter-Klinke ist nicht ideal, denn im normalen Notebookmodus dürfte es nicht wenige nerven. Als zusätzlicher Anschluss im Tablet wäre ein USB-C-Anschluss wünschenswert gewesen, jedoch hält Microsoft nicht sonderlich viel von diesem neuen Standard – er würde Nutzer verwirren, heißt es.
Immerhin: Während das Unternehmen beim Surface Laptop und der ersten Generation des Surface Books auf einen solchen Anschluss komplett verzichtet hat, ist im Surface Book 2 wenigstens einer auf der rechten Seite im Basisdock verbaut. Dieser USB-C-Port unterstützt jedoch nur USB 3.0 und noch nicht den aktuelleren USB 3.1-Gen2-Standard, mit dem unter anderem zehn Gigabyte pro Sekunde übertragen werden können. Stattdessen liefert es maximal fünf Gigabyte pro Sekunde und fungiert auch als Ersatz für den Mini-Display-Port. Unterstützung für Thunderbolt 3 wäre auch wünschenswert gewesen, um darüber bei Bedarf beispielsweise eine eGPU-Lösung anschließen zu können – das liefert die Konkurrenz von Dell und Lenovo beispielsweise auch. Immerhin ein schwacher Trost: Bei Bedarf ist es möglich, das Gerät per USB-C aufzuladen, falls ihr euer Surface-Connect-Netzteil vergessen haben solltet.
Während der USB-C-Port auf der rechten Gehäuseseite neben dem Microsoft-Connector verortet ist, sitzen auf der gegenüberliegenden Seite zwei USB-Typ-A-Anschlüsse mit USB 3.0 und – erfreulich – ein SD-Kartenleser, der seine Dienste bestens verrichtet.
Surface Book 2 mit überarbeitetem „Fulcrum“-Scharnier
Verbunden werden die beiden Geräteteile mit dem markanten „Fulcrum“-Gelenk, durch das das Surface Book seine besondere Form erhält. Auch wenn das Gelenk äußerlich unverändert wirkt, hat Microsoft nachgearbeitet: Denn zum einen wurde es technisch verbessert und mit Keramik-Elementen verstärkt. Zum anderen ist der Spalt zwischen Display und Base auf acht Millimeter reduziert worden – Papier und anderer Unrat, der sich in der Transporttasche befindet, kann sich dennoch weiterhin dazwischen ansammeln.
Wie gehabt lässt sich das Display aufgrund des Scharniers lediglich um etwa 130 Grad neigen – bei anderen Geräten ist der Winkel größer, für normales Arbeiten ist dieser jedoch vollkommen in Ordnung. Immerhin könnt ihr das Display umgekehrt aufsetzen und so für Präsentationen, zum Zeichnen oder andere Dinge verwenden. Ein Aspekt, den Microsoft bei seinem Surface Book optimieren könnte, ist das Wippen des Touchscreens bei Toucheingaben. Der Screen gibt beim Antippen einige Millimeter nach und wackelt kurz weiter. Die Funktionsweise des Displays wird dadurch nicht beeinträchtigt, jedoch würde einem so teuren Gerät die Reduzierung des Display-Wackelns gut zu Gesicht stehen.
Surface Book 2: Top verarbeitet, tolles Keyboard und Touchpad
An der Verarbeitung des Surface Book 2 ist nichts zu beanstanden. Es ist seinem Preis angemessen ausgestattet, was sich auch im Gehäusematerial widerspiegelt – es besteht wie die erste Generation aus Magnesium, das sowohl verwindungssteif als auch angenehm in der Haptik ist. Von sehr guter Qualität ist auch das sogenannte „Pixelsense“ Touch-Display, das mit 3.000 x 2.000 Pixeln auflöst (267 ppi), hell und blickwinkelstabil ist. Das Seitenverhältnis von 3:2 ist fürs Arbeiten gut geeignet – es lassen sich zwei Dokumente oder Webseiten oder andere Anwendungen ideal nebeneinander anordnen, betrachten oder darin arbeiten. Bei Lichteinstrahlung von der Seite oder hinten kann es unter Umständen zu Reflektionen auf dem Screen kommen, Microsoft hat ein Glossy-Display verbaut.
Die Tastatur des Surface Book 2 ist sehr ordentlich, das Schreiben darauf macht Spaß – im Vergleich beispielsweise mit einem Macbook Pro ist es ruhiger und softer, besitzt dennoch einen angenehmen Hub. Die Größe der einzelnen Chiclet-Tasten und der Abstand zwischen ihnen ist ebenso gut gewählt. Ein wenig Kritik muss dennoch sein: Die integrierte mehrstufige, aber nicht stufenlose Hintergrundbeleuchtung könnte einen Tick heller sein. Sie ist beinahe nur bei starker Dunkelheit erkennbar. Massive Unterschiede zur ersten Generation des Surface Books gibt es nicht, was generell nicht negativ zu bewerten ist – im Gegenteil.
Mit Touchpads ist es bei Windows-Notebooks leider immer noch so eine Sache: Manche funktionieren einfach nicht so präzise wie sie sollten, weshalb man sich nicht selten immer noch mit einer Maus behilft. Beim Surface Book 2 ist das aber nicht nötig, denn der Trackpad funktioniert so, wie er soll. Auch die Gestensteuerung stellt kein Problem dar, wodurch die Nutzererfahrung auf dem Gerät auf Top-Niveau ist. Es macht Spaß, mit dem Surface Book 2 zu arbeiten.
Surface Book 2 – endlich mit aktueller Ausstattung
Microsoft hatte sein Surface Book der ersten Generation mit Sky-Lake-Prozessor bis in den Oktober 2017 mit Sky Lake-Chip verkauft – also mit veralteter Ausstattung. Zwar wurde 2016 mit der Performance Base ein kleineres Update nachgelegt, in dem der Rechner um neue Grafik (Geforce 940M mit GDDR5) und einen größeren Akku erweitert wurde, die frischeste Ausstattung war es dennoch nicht. Beim Surface Book 2 zieht nun aber mit dem Kaby-Lake-Refresh Intels achte Prozessor-Generation mit vier Kernen, in unserem Testgerät der Core i7-8650U, in das Notebook ein, begleitet von einer Geforce GTX 1050 mit zwei Gigabyte GDDR5-RAM. Zu den weiteren Spezifikationen gehört eine schnelle NVMe-SSD mit einem Terabyte Speicher.
Dank der aktuellen Ausstattung ist das flüssige Arbeiten kein Problem – war es beim Vorgänger auch nicht – allerdings springt nun der Lüfter noch seltener an und bietet somit eine ruhigere Arbeitsatmosphäre. Nur bei rechenintensiven Anwendungen wie Schnittprogrammen oder Gaming mit hohen Detaileinstellungen meldet sich der Lüfter zu Wort. Insbesondere in der Leistungs-Einstellung „Beste Leistung“ wird der Lüfter aktiviert – wer dieses Feature verwendet, kann sich zudem auf eine verkürzte Akkulaufzeit einstellen, da Prozessor und Grafikeinheit hochgetaktet werden. In den meisten Fällen sollten die „empfohlenen“ Leistungseinstellungen ausreichen. Übrigens: Im Tablet-Modus könnt ihr nicht auf die Geforce-Grafik zugreifen – sie befindet sich in der Basis. Ohne Basis steht der Tablet-Einheit lediglich eine integrierte Intel HD 620-Grafik zur Verfügung.
Überdies steckt im Tablet nur ein Akku mit 18 Wattstunden, während in der Basis ein 52-Wattstunden-Akku verbaut ist. Der insgesamt 75 Wattstunden-Energiespeicher liefert bei moderater Nutzung mit WLAN, Chrome und Office um die 12 Stunden, bevor er wieder an die Steckdose muss. Wer mit dem Surface Book 2 akkubetrieben zockt, kann mit weit weniger Laufzeit rechnen.
Fazit: Sehr gut, aber auch sehr teuer
Microsofts Surface Book 2 ist eine solide, aber nur sanfte Weiterentwicklung des bereits sehr ordentlichen 2015er Modells. Die Redmonder haben zahlreiche Kritikpunkte beseitigt, das Scharnier etwas schmaler sowie stabiler gebaut und die Stärken des Detachables beibehalten.
In einigen wenigen Bereichen hätten wir uns mehr Mut erhofft: Leider hat Microsoft nur einen USB-C-Port verbaut, der weder USB-3.1-Gen2-Unterstützung noch Thunderbolt-3-Fähigkeiten besitzt. Es ist zu hoffen, dass dies zumindest in der dritten Surface-Book-Generation an Bord sein wird.
Display, Touchpad, Verarbeitung und Leistung sind auf absolutem Oberklasse-Niveau, wie es nicht anders zu erwarten sein sollte, allerdings ruft Microsoft einen nicht geringen Preis für Surface Book 2 auf: Die kleinste Ausführung mit Core i5-Prozessor, acht Gigabyte RAM und 256 Gigabyte Speicher kostet 1.749 Euro. Das uns von Microsoft zur Verfügung gestellte Testgerät mit Vollausstattung würde beim Kauf mit stattlichen 3.449 Euro zu Buche schlagen. Zum leicht hinkenden Vergleich: Apples Macbook Pro mit ähnlicher Ausstattung würde um die 3.350 Euro kosten. Allerdings stecken bei Apple auch Intels Prozessoren der siebten Generation im Gerät. Ferner ist Apples Notebook bei weitem nicht so vielseitig einsetzbar wie das Surface Book 2 mit seinem abnehmbarem Display, Stifteingabe, Dial und Touch-Display.
Potenziell Wechselwillige, die mit dem Gedanken spielen, sich das Surface Book 2 zuzulegen, erhalten auf jeden Fall ein vielseitig einsetzbares Detachable in edler Magnesium-Schale mit ordentlicher Performance. Profis aus dem Kreativbereich und andere dürften ihre Freude daran haben.
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