
Der neue Minecraft-Server „Build the Vote“ will junge Menschen da „abholen, wo sie sind – nämlich online“. Das ist das Credo der Kooperation zwischen der Kreativagentur Sid Lee und der überparteilich agierenden Non-Profit-Organisation Rock the Vote. Ziel des Angebots ist nicht etwa politische Einflussnahme auf die Meinungen junger Menschen, sondern eine strikt unparteiische Unterstützung eigener Meinungsbildungsprozesse.
Dafür erschien den Machern das Minecraft-Umfeld ideal. Generell setzt sich die Nutzung von Spielumgebungen zur Unterstützung politischer Willensbildungsprozesse immer mehr durch. Zuletzt hatten wir über die Animal-Crossing-Präsenz des US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden berichtet. Minecraft hat dabei schon in der Vergangenheit gezeigt, dass es als Heimat einer Vielzahl möglicher Events taugt. Als Social Network eigener Art finden auf Minecraft viele Themen statt, darunter sogar virtuelle Konzerte und Partys. Wer sucht, der findet sogar einen Windows-95-PC, auf dem man Doom spielen kann.
Schon vor der Corona-Pandemie hatte sich das Leben vieler, vor allem junger Menschen stärker in die Cloud verlagert. So ist die Idee der Nutzung digitaler Kontaktformen nicht erst seit dem Jahr 2020 im Trend. Sicherlich hat die Pandemie die Entwicklung hin zu weniger persönlichen und mehr virtuellen Kontakten jedoch stark beschleunigt. Damit erscheint es nur logisch, gesellschaftliche Angebote, die es in der realen Welt gibt und die dort für wichtig erachtet werden, auch auf die digitale Welt zu übertragen.
Das bestätigen die Macher von „Build the Vote“ gegenüber The Verge. So hätten sie es für absolut an der Zeit gehalten, ein Angebot der politischen Bildung in die Virtualität zu übertragen, weil die Menschen derzeit hauptsächlich dort anzutreffen seien. Gerade junge Menschen sollen angehalten werden, sich über die politischen Themen, die ihre eigene Zukunft definieren, Gedanken zu machen.
Und so bietet der Minecraft-Server „Build the Vote“ ein Haus auf einem Hügel, das erkennbar das Washingtoner Capitol sein könnte, tatsächlich aber als riesiges Wahllokal konzipiert ist und entsprechend als „Voting House“ bezeichnet wird. Spieler, die den Server betreten, landen nicht direkt im Wahllokal, sondern müssen sich auf einen kleinen Fußmarsch einstellen. Das soll die Authentizität des Minecraft-Erlebnisses sicherstellen.

Das „Voting House“ in Minecraft. (Screenshot: Rock the Vote)
Nach dem Betreten des Wahllokals müssen sich die Wähler in spe zunächst registrieren. Ist das erfolgreich erledigt, begeben sich die Spieler einzeln in die Wahlkabine, die als eigener Raum aufgesetzt ist. Die Stimmen, die die Neuwähler dann abgeben können, gehen nicht auf einzelne Kandidaten, sondern befassen sich allgemeiner mit politischen Themen, die in der öffentlichen Debatte diskutiert werden, darunter Migration, soziale Reformen und andere mehr oder weniger umstrittene Themen. Dabei haben die Serverbetreiber peinlich genau darauf geachtet, den Prozess tatsächlich frei von jeglicher politischer Tendenz zu gestalten.

Im Inneren des „Voting House“. (Screenshot: Rock the Vote)
Wie im richtigen Leben darf jeder Spieler nur einmal wählen. Zur Belohnung erhalten die Teilnehmer sogenannte Skins, die den Stickern mit der Aufschrift „Ich habe gewählt“, die teils in physikalischen US-Wahllokalen ausgegeben werden, stark ähneln. Dabei kann ein Skin in Minecraft auch ein komplettes Outfit sein. Das kann, muss aber nicht realer Bekleidung entsprechen. Vielmehr unterliegen die Texturen – so muss man die Skins wohl genauer beschreiben – von der Gestaltung her der vollen Fantasie ihrer Ersteller.
Jede Stimme wird anonym gezählt. Die Betreiber wollen die Abstimmungsergebnisse in ausgezählter Form am 30. Oktober online veröffentlichen.
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