600 gestrichene Stellen beim Verlag Axel Springer, mehrere Tausend gekürzte Posten bei T-Mobile US: Spätestens seit diesen Schlagzeilen aus dem Sommer 2023 ist klar, dass bestimmte Jobs künftig an KI-Anwendungen statt Menschen vergeben werden.
Doch die neuesten Innovationen sollen auch Chancen bieten: KI könnte auf dem Arbeitsmarkt ganz neue Möglichkeiten auftun, meint zumindest Wirtschaftswissenschaftler David Autor – und das nicht nur für Menschen mit Informatik-Skills.
In einem Aufsatz entwirft der Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) ein Positiv-Szenario mit neuen Jobs für die Mittelschicht.
Mittelschicht-Berufe durch KI? So soll es gehen
Bisher, so Autor, habe das Zeitalter der Computer die wirtschaftlichen Hierarchien zwischen unterschiedlich qualifizierten Menschen in erster Linie verstärkt.
Man habe zwar ursprünglich gehofft, dass die Informationen, die durch Computer und Internet für mehr Menschen zugänglich geworden sind, Hierarchien abflachen lassen – in der Realität hätten sie aber vor allem „elitären Expert:innen“ dabei geholfen, Entscheidungen zu fällen. „Elitäre Expert:innen“, das sind aus Sicht Autors hochgebildete Menschen, also beispielsweise Ärzt:innen, Anwält:innen, Entwickler:innen und Professor:innen wie er selbst.
In KI-Anwendungen sieht Autor die Chance, mehr Menschen als nur die bisherigen Expert:innen „mit ergänzendem Wissen in die Lage zu versetzen, einige der anspruchsvolleren Entscheidungsaufgaben zu übernehmen“.
KI-Anwendungen mit Guide-Funktion
KI-Anwendungen könnten Informationen zu einem Thema mit den bisher getroffenen Entscheidungen kombinieren und so auch Arbeitnehmer:innen mit weniger Expertise anleiten.
Bezogen auf den US-Arbeitsmarkt hofft Autor: „Im Grunde genommen kann KI, wenn sie richtig eingesetzt wird, dazu beitragen, das durch Automatisierung und Globalisierung ausgehöhlte Herzstück des US-Arbeitsmarktes, nämlich die Mittelschicht, wiederherzustellen.“
Einen Kostenvorteil könnte das Konzept aus Sicht des Wirtschaftswissenschaftlers außerdem mit sich bringen. Indem Aufgaben, die bisher wenigen hochgebildeten Menschen vorbehalten waren, an eine breitere von KI-Anwendungen unterstützte Masse ausgelagert werden, könnten beispielsweise medizinische Behandlungen deutlich günstiger werden.
Autors Theorie ist derzeit allerdings mit Vorsicht zu genießen, das Paper, das er beim National Bureau of Economic Research veröffentlicht hat, wurde noch nicht von anderen Forscher:innen „peer-reviewed“, also kritisch gegengelesen und auf Plausibilität geprüft.
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