Mobile Payment first: Wie das Bezahlverhalten der Gen Z den Zahlungsmarkt verändert

Mobile Payment ist nicht nur bei der Gen Z gefragt. (Foto: <a href="http://www.shutterstock.com/pic-324818078/stock-photo-mobile-hold-in-hand-with-blur-night-market.html">Shutterstock.com</a>)
Egal ob beim Bäcker oder an der Supermarktkasse, im Lieblingsrestaurant oder am Kiosk: Verbraucher:innen wollen die Freiheit haben, zu entscheiden, wie sie ihre Rechnung begleichen. Das ist das so einfache wie zentrale Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, die im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme durchgeführt wurde.
Demnach würde die Hälfte der Verbraucher:innen neben der Akzeptanz von Bargeld auch eine flächendeckende Verpflichtung für eine Kartenakzeptanz befürworten. Klar ist, dass Deutschland, vor allem der deutsche Handel aus verschiedenen Gründen bei der Akzeptanz bargeldloser Bezahlverfahren hinterher hinkt – hier ein Schild, das nur Bargeld angenommen wird oder das Kartenlesegerät „gerade außer Betrieb“ ist, dort ein:e Kassierer:in, der:die sich damit nicht auskennt. So findet jede:r zweite Bundesbürger:in (51 Prozent), dass Kartenzahlungen in anderen Ländern deutlich verbreiteter sind als hierzulande.
„Cash only“-Geschäfte sorgen für Frust
Sie sind der Meinung, dass in Deutschland bei der Auswahl an Bezahlmöglichkeiten in Handel und Gastronomie Nachbesserungsbedarf besteht. Besonders ausgeprägt ist die Forderung nach einer Bargeldlos-Akzeptanzpflicht unter den jüngeren Befragten (16- bis 29-Jährige). Hier finden fast zwei Drittel (62 Prozent), dass es eine gesetzliche Verpflichtung zur Kartenzahlungsannahme geben sollte. Doch auch bei den über-60-Jährigen liegt der Wert immerhin bei 45 Prozent.
Umgekehrt ist jede:r Dritte (31 Prozent) genervt, wenn an der Kasse nur Bargeld akzeptiert wird. In der Gen-Z-Altersgruppe (16- bis 29-Jährige) gibt sogar jede:r Zweite (50 Prozent) an, über „Cash only“ verärgert zu sein. 37 Prozent der jungen Generation gehen so weit, Geschäfte, in denen nur bar bezahlt werden kann, zu meiden oder ganz zu boykottieren. Beachtliche 44 Prozent der Befragten geben an, Bargeld lediglich für den Notfall dabei zu haben und nur darauf zurückzugreifen, wenn sie nicht bargeldlos bezahlen können. Für die Geschäftsleute sollte das ein Alarmsignal sein, denn sie machen mit diesen Kund:innen kein Geschäft.
Mobile Payment in der Gen Z ganz vorne
Dabei ist Kartenzahlung mit einer physischen Plastikkarte gar nicht die erste Bezahlpräferenz: Immerhin 44 Prozent der Befragten der Gen Z erklären, dass sie an der Kasse grundsätzlich am liebsten mit dem Smartphone oder der Smartwatch bezahlen, dann kommt die Karte mit 40 Prozent. Nur noch 25 Prozent präferieren das Bargeld. Der Komfort ist dabei einer der entscheidenden Gründe, denn knapp jede:r Zweite (49 Prozent) findet das Bezahlen ohne PIN-Eingabe an der Kasse praktisch und greift daher lieber zur digitalen Wallet, anstatt zum physischen Geldbeutel.
Aber auch bei der Wahl der Karte im digitalen Wallet setzt die junge Generation auf Bewährtes: Über die Hälfte der 16- bis 29-Jährigen (53 Prozent) erklärt, schon einmal mit der digitalen Girocard im Smartphone oder der Smartwatch bezahlt zu haben. Und zusätzliche 29 Prozent der jungen Menschen können sich vorstellen, die digitale Girocard zukünftig zu nutzen.
Brauchen wir also kein Bargeld mehr? Das daraus zu schließen, wäre ebenso falsch. Denn immerhin 66 Prozent der Generation Ü60 erklärt, man habe in der jüngsten Vergangenheit überwiegend Bargeld an der Kasse verwendet – und auch in der Zielgruppe der 45- bis 59-Jährigen lag Bargeld mit 41 Prozent noch gut im Rennen. Für Händler:innen wird es also darauf ankommen, das eine zu tun ohne das andere zu lassen – denn nur so werden die Kund:innen in Zukunft bereit und in der Lage sein, dort einzukaufen.
Bargeld bleibt, Karten werden zum Must-Have
Auffällig sind nämlich auch zwei Erkenntnisse, die sich anderen Veröffentlichungen und Studien zu dem Thema decken: Das Bargeld verliert tendenziell an Bedeutung, ohne Gefahr zu laufen, aus unserem Alltag zu verschwinden. Das gilt interessanterweise auch bei kleineren Beträgen, die in der Vergangenheit eher mit ein paar Münzen oder Scheinen beglichen wurden– diese werden aufgrund der Convenience immer häufiger durch das schnelle Hinhalten der Karte oder des Mobilgeräts bezahlt.
Interessant ist aber auch, dass Verbraucher:innen vor allem auf die Girocard setzen wollen – ein Sachverhalt, der den Auftraggeber:innen der Studie natürlich gut ins Konzept passt. Denn die landet nach Einschätzung aller Befragten in fünf Jahren auch immer noch vor dem Bargeld. „Mobile first“ heißt es hingegen weiterhin bei der jungen Generation: Bei 70 Prozent der 16- bis 29-Jährigen werde die Wahl in fünf Jahren auf die digitale Girocard im Smartphone oder in der Smartwatch rauslaufen. Doch dazu müsste – insbesondere bei Apple-Geräten – die Voraussetzung dafür erst einmal flächendeckend bestehen.
Die mehrheitliche Befürwortung einer Verpflichtung zur Kartenakzeptanz macht deutlich: Handel und Gastronomie sind in den kommenden Jahren gut beraten, ihren Kund:innen flexible Entscheidungen beim Bezahlen zu ermöglichen. Verbraucher:innen stellen mit ihrem Nutzungsverhalten aber nicht nur einen Anspruch an die Akzeptanzseite, sondern auch an die kartenherausgebenden Institute, ihren Kund:innen die Nutzung digitaler Kartenprodukte zu ermöglichen. Die Zukunft des Bezahlens liegt also vor allem darin, die Bedürfnisse der Verbraucher:innen an die erste Stelle zu setzen und beide Varianten anzubieten. Vor allem die Akzeptanz bargeldloser Verfahren kostet (bei korrekter Verbuchung sämtlicher Umsätze) den Händler nämlich ungefähr dasselbe wie das Bargeldhandling in der gewohnten Form, wie die Bundesbank vorrechnet.
Mit diesen Tipps spart ihr Gebühren für Girokonten
Geschäfte, die weiterhin ausschließlich Bargeld akzeptieren, wirken für mich, als hätten sie die aktuellen Entwicklungen verschlafen. Natürlich gibt es kleine lokale Läden oder Verkaufsstände, bei denen Bargeldzahlung nach wie vor üblich ist und sinnvoll sein mag. Doch wenn ich ein Restaurant oder ein Ladengeschäft besuche, in dem ausschließlich bar bezahlt werden kann, werde ich zukünftig bewusst darauf verzichten, dort einzukaufen oder einzukehren.