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Mondlandung: Warum die Quarantäne der Apollo-Astronauten wenig gebracht hätte

Als die ersten Apollo-Astronauten von ihrer Mission zum Mond zurückkehrten, fürchteten Wissenschaftler:innen, dass sie von ihrer Reise extraterrestrische Keime zurückbringen könnten. Also entwarf die Nasa ein Quarantäneprotokoll. Damit hätte aber gar keine Kontamination verhindert werden können.

Von Stefica Budimir Bekan
4 Min.
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Als die Astronauten von Apollo 11 auf die Erde zurückkehrten, wurden sie unter Quarantäne gestellt. (Foto: Shutterstock/Merlin74)

Als die drei US-Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins mit ihrem Raumschiff im Pazifischen Ozean landeten und so die „Apollo 11“-Mission der US-Raumfahrtbehörde Nasa erfolgreich zum Abschluss brachten, wurden sie von Spezialkräften der US-Luftwaffe auf den Flugzeugträger USS Hornet gebracht und dort von US-Präsident Richard Nixon empfangen. Dieser konnte jedoch nur durch ein Fenster mit ihnen sprechen, da die Männer sofort in einen Quarantäne-Raum gebracht worden waren.

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Wissenschaftler:innen und Bundesbeamte fürchteten nämlich, dass sie möglicherweise lunarische Mikroorganismen zurück zur Erde zurückgebracht haben könnten. Das hätte potenziell schwerwiegende Folgen für das menschliche, pflanzliche und tierische Leben haben können. Diese Rückkontamination bedrohte – so fürchtete man – die gesamte Biosphäre der Erde. Man sprach sogar von einer möglichen Pandemie, die den schlimmsten in der Geschichte der Menschheit gleichkäme.

Quarantäne-Protokoll der Nasa sollte Rückkontamination verhindern

Um diese Rückkontamination zu verhindern, entwickelten Vertreter:innen der Nasa und verschiedener Bundesbehörden ein Protokoll zur Quarantäne von Astronauten, Ausrüstung, Proben und Raumfahrzeugen, die dem Mondstaub ausgesetzt waren. Ihre Bemühungen, die weit über 100 Millionen US-Dollar kosteten, wiesen jedoch zahlreiche Sicherheitslücken auf.

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Wie ein wissenschaftlicher Aufsatz des The University of Chicago Press Journals jetzt argumentiert, hätte das Protokoll mit großer Wahrscheinlichkeit versagt und dafür gesorgt, dass sich die Astronauten mit Mikroorganismen auf dem Mond infizieren und ihre Raumfahrzeuge kontaminieren, hätten sie tatsächlich existiert.

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Denn wie sich letztendlich herausstellte, erschien das Quarantäne-Protokoll nur deshalb als Erfolg, weil es nicht benötigt wurde. Glücklicherweise wurden während der Apollo-Missionen keine auf dem Mond heimischen Mikroorganismen entdeckt.

Weshalb man eine Kontamination fürchtete

Wissenschaftler:innen legten nahe, dass der Kohlenstoff des antiken lunaren Lebens für die dunkle Tönung der lunaren Tiefländer verantwortlich ist oder dass „Astroplankton“ die lunare Landschaft bedeckt. Das Space Science Board der National Academy of Sciences (NAS) kam zu dem Schluss, dass Proben des lunaren Regoliths Mikroorganismen beherbergen könnten, die fähig wären, die Biosphäre der Erde zu kontaminieren.

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Im Jahr 1962 veröffentlichten von der Nasa einberufene Wissenschaftler:innen einen Bericht, in dem sie vor dem Risiko warnten, dass von anderen Welten zurückkehrende Missionen „die Einführung zerstörerischer fremder Organismen in die Biosphäre der Erde“ zur Folge haben könnten, mit der potenziellen Gefahr einer „Katastrophe von enormer Bedeutung für die Menschheit“. Der Planetenwissenschaftler Carl Sagan erklärte, dass Astronauten, die vom Mond zurückkehren, diese Organismen mit zur Erde bringen könnten.

Die besten Bilder der Artemis-Mond-Mission

Artemis 1: Die 12 besten Bilder der Mondmission Quelle: Foto: Dima Zel / Shutterstock

Das Memo betonte, dass Sagan die möglichen Folgen „mit der Gewalt der Geschlechtskrankheitsepidemien verglichen hat, die im Mittelalter in Europa tobten, oder mit den Masern, die eine hohe Sterblichkeitsrate hatten, als sie in Polynesien eingeführt wurden.“

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Sicherheitskonferenz wurde einberufen

„Es werden Studien über die Möglichkeiten der Rückkontamination durchgeführt und entsprechende Maßnahmen ergriffen“, versicherte dagegen die Nasa. Dennoch hatte die Bedrohung durch die Rückkontamination im Juli 1964 eine derart wissenschaftliche und politische Bedeutung erlangt, dass das Life Sciences Committee des Space Science Board 30 Vertreter:innen des Landwirtschaftsministeriums, der Armee, des Nationalen Gesundheitsinstituts, des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (PHS), großer Universitäten und natürlich der Nasa zu einer zweitägigen Konferenz zu diesem Thema einberief.

Die Teilnehmer:innen der Konferenz suchten nach Möglichkeiten, die „schlimmsten Bedingungen vorherzusagen, mit denen gerechnet werden könnte“, und zogen dabei „zahllose Beispiele für die schädliche Verbreitung von biologischen Agenten“ heran, darunter vergangene „Pandemien von Pest, Pocken und Gelbfieber“.

Buzz Aldrin auf dem Mond

Buzz Aldrin auf dem Mond bei der Apollo-11-Mission. (Foto: Nasa)

Daher mussten Astronauten, die zum Mond reisten, in „sauberen und sterilen Techniken“ ausgebildet werden, und alle von ihnen gesammelten Proben mussten in luftdichten Behältern versiegelt werden. Die Konferenzteilnehmer:innen erkannten jedoch an, dass die Dekontamination niemals alle Mikroorganismen entfernen konnte, die sich an Bord der zurückkehrenden Raumfahrzeuge befanden.

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Auch konnte keine Einrichtung sie unbegrenzt einschließen. „Wenn eine Infektion der Erde durch außerirdische Organismen möglich ist“, folgerten sie, „wird sie eintreten“. Alles, was getan werden konnte, war, die Erde vor einer unmittelbaren Infektion zu schützen, indem alles, was aus einer außerirdischen Umgebung zur Erde zurückgebracht wurde, unter Quarantäne gestellt wurde, bis eine „spezifische, wirksame Waffe“ wie ein Impfstoff entwickelt werden konnte.

Nasa verheimlichte Risiken vor Öffentlichkeit

Der öffentliche Druck und die damaligen Politiker:innen hätten die Nasa möglicherweise dazu gezwungen, Risiken anders zu bewerten. Um die Öffentlichkeit zu beruhigen, versicherten Nasa-Beamte den Politiker:innen und Journalist:innen, dass sie die Bedrohung bewältigen könnten, während sie gleichzeitig Versäumnisse bei der Containment-Technik verheimlichten und untereinander zugaben, dass das Quarantäneprotokoll fehlerhaft war und niemals vollständigen Schutz hätte bieten können.

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Es gibt keine Hinweise darauf, dass Nasa-Beamte die US-Regierung über die Schwächen ihres Quarantäne-Protokolls in den Wochen und Monaten vor dem Start von „Apollo 11“ informierten.

Quarantäne-Protokoll hätte versagt

Das wissenschaftliche Paper schlussfolgert, dass die Nasa die bemannten Landungen hätte verzögern können, bis seine robotergesteuerte Suche nach lunarem Leben durchgeführt worden wäre. Nur vier Jahre nach der letzten Apollo-Mission gab die Viking-Lander der Nasa Hinweise darauf, dass es kein Leben auf der Oberfläche des Mars gibt.

Doch die Nasa-Beamten fürchteten, dass eine Verzögerung es den sowjetischen Kosmonauten ermöglichen würde, den Mond zuerst zu erreichen. Vor allem diese Angst förderte die Entwicklung eines fehlerhaften Quarantäneprotokolls, das die Freisetzung lunarer Mikroorganismen auf der Erde beschleunigt hätte, anstatt sie zu verzögern.

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3 Kommentare
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Der AstroNot

Die Mondlandung ist eine Studioaufnahme.

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Stoffel

und ihr „Gehirn“ ein Luftleerer Raum!

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Franz

Dämliche :innen Gequatsche.

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