Für viele Anleger:innen ist der MSCI World der Inbegriff ihrer Sparstrategie mit ETF (Exchange-Traded Funds). Denn der Name des sogenannten Weltmarktindex fällt unweigerlich, wenn es um das einfache und kostengünstige Investieren mit ETF geht. Gerade Börsenneulingen wird ein ETF auf den MSCI häufig empfohlen und als Rundum-sorglos-Paket angepriesen.
Kritiker:innen ist die Marktmacht von MSCI allerdings mittlerweile ein wenig unheimlich. Denn mit dem ETF-Boom ist auch das Unternehmen hinter dem Index, der New Yorker Finanzdienstleister MSCI, rasant gewachsen. Viele große ETF-Anbieter wie iShares (Tochter von Blackrock) oder xTrackers (Deutsche Bank) bilden ihn ab. Jeder zweite Euro, der in einen an der Deutschen Börse gehandelten ETF fließt, geht in einen Index von MSCI. Bei nachhaltigen ETF sind es sogar 83 Prozent.
Momentan schwächelt allerdings der bekannte Weltindex MSCI World: Nach einem Jahreshoch Ende Juli ging es in den vergangenen zwei Monaten abwärts, fast sechs Prozent hat der Index bereits verloren. Grund dafür ist zum einen der schwächelnde US-Markt, zum anderen die schlechte Performance der Apple-Aktie. Denn anders, als der Name vermuten lässt, ist der MSCI World gar nicht so weltweit und breit aufgestellt, wie es die Bezeichnung Weltindex vermuten lässt – auch er hat Klumpenrisiken, die Anleger:innen kennen sollten.
Welche Kritik gibt es am MSCI World?
Der MSCI ‚World wird oft kritisiert, weil er sich sehr stark auf US-Unternehmen konzentriert, sie machen 69 Prozent der Firmen aus. Andere Regionen wie die Emerging Markets sind dagegen kaum vertreten, Länder wie China, Indien oder Brasilien haben ein sehr geringes Gewicht.
Außerdem erfolgt die Gewichtung nach der Marktkapitalisierung der Firmen. Andere Faktoren wie fundamentale Kennzahlen werden nicht berücksichtigt. So kommt es, dass in dem Index nur große Unternehmen vertreten sind, kleine und mittelgroße Firmen werden nicht abgedeckt. Aus dem gleichen Grund hat der MSCI World auch eine Unwucht in der Sektorenausrichtung, da er große Techfirmen wie Apple, Microsoft und Amazon mit einem hohen Anteil berücksichtigt.
So bildet der Index zwar insgesamt 1500 Unternehmen ab, aber nur wenige große US-Aktien machen ganze 20 Prozent seines Gewichts aus. Das sind: Apple, Microsoft, Amazon, Nvidia, Alphabet, Tesla, Meta, Berkshire Hathaway und Exxon Mobil.
Was sind Alternativen zum MSCI World?
Bislang hat der MSCI World auch im Vergleich zu anderen Weltindizes eine gute Rendite gehabt, in den vergangenen zehn Jahren lag sie bei 9,9 Prozent.
Wer trotzdem wegen der nicht so breiten Diversifizierung einen anderen Weltindex sucht, wird unter anderem beim MSCI ACWI (All Country World Index) fündig. Er umfasst neben Industrieländern auch 24 Schwellenländer. Insgesamt werden darin knapp 3000 Unternehmen abgebildet. Auch der FTSE All-World Index ist ähnlich breit aufgestellt wie der MSCI ACWI. Er bildet sogar 4000 Unternehmen aus insgesamt 49 Industrie- und Schwellenländern ab.
Der MSCI World All Cap Index beinhaltet dagegen nicht nur Large Caps, sondern auch kleine und mittelgroße Unternehmen. Das tut auch der MSCI ACWI IMI, der über 9000 Unternehmen aus 47 Ländern abbildet. Allerdings: Den starken US- und IT-Fokus haben auch diese Alternativen.
Sektoren oder Schwellenländer beimischen?
Wer dem Übergewicht von Tech- und US-Unternehmen im MSCI World etwas entgegensetzen will, kann seiner Anlegestrategie andere ETF beimischen, die gezielt auf Schwellenländer setzen. Das macht natürlich etwas mehr Arbeit, als nur auf einen ETF zu setzen – und du musst auch für mehrere ETF zahlen.
Zum Umschichten aus dem MSCI World Index kannst du verschiedenen Strategien folgen: Anleger:innen können nach und nach regional gestreute ETF hinzunehmen, zum Beispiel für Europa, Asien oder Schwellenländer. So können gezielt Regionen höher gewichtet werden. Eine andere Strategie: Dem eigenen Portfolio Sektor-ETF beimischen, um Branchen gezielt überzugewichten, die im MSCI World weniger stark vertreten sind und beispielsweise mehr Healthcare und weniger IT-Unternehmen abdecken. Viele Anleger:innen wünschen sich zudem Nachhaltigkeit in der Geldanlage und werden bei ESG-ETF fündig.
Aktuell erscheinen auch Anleihen-, Themen- und Geldmarkt-ETF sowie aktiv gemanagte ETF attraktiver als ein Weltindex. Sie versprechen hohe oder zumindest planbare Renditen – allerdings solltest du auch wissen, welche Chancen und Risiken sie bergen. Insgesamt bilden solche ETF natürlich deutlich weniger Unternehmen ab, als ein Weltindex das kann. So werden gerade beispielsweise Anleihen-ETF von Blackrock (iBonds) gehypt, das sind Anleihen-ETF mit festen Laufzeiten, womit die Rendite planbarer wird. Allerdings sind die Kosten auch höher als bei „Standard“-ETF. In Blackrocks iBonds stecken je nach Laufzeitende 300 bis 340 Unternehmen.
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