
Videokonferenzen können ermüdend sein – müssen sie aber nicht. (Bild: GaudiLab/Shutterstock)
Die sogenannte Videokonferenz-Erschöpfung (englisch: Zoom oder videoconference fatigue) ist kein neues Phänomen, hat aber seit der Coronakrise und dem damit einhergehenden Homeoffice-Trend an Bedeutung gewonnen. Bisher galten etwa ausbleibende nonverbale Hinweise, schlechte Videoqualität oder eine hohe Anzahl an Teilnehmer:innen als Auslöser für die Meeting-Müdigkeit.
Qual der Wahl: Hintergrund bei Videocalls
Jetzt haben Forscher:innen der Nanyang Technological University in Singapur aber eine noch konkretere Ursache für die Ermüdung während oder nach Videokonferenzen gefunden – den Bildhintergrund. Demnach waren Nutzer:innen, die mit virtuellen Bewegtbild-Hintergründen konfrontiert waren, am ehesten von der Meeting-Müdigkeit betroffen, wie es in phys.org heißt.
Zoom etwa bietet Video-Hintergründe via Shutterstock zum Download an, in denen die anderen Teilnehmer:innen etwa eine sich bewegende Stadt-, Natur- oder Bürokulisse zu sehen bekommen. Weniger ermüdend sind demgegenüber eine unscharfe Hintergrundgestaltung oder einfache Fotos oder Grafiken.
Für ihre im Fachmagazin Frontiers in Psychology veröffentlichte Studie haben die Forscher:innen über 600 Menschen zu verschiedenen Videocall-Hintergründen und deren Auswirkungen auf ihre Müdigkeit bei Meetings befragt. Die Teilnehmer:innen waren zwischen 22 und 76 Jahren alt und arbeiteten an rund drei Tagen von zu Hause aus.
Bewegtbild als besonders ermüdend empfunden
Wie zu erwarten waren nach den besonders ermüdenden Video-Hintergründen auch die unscharfen Bildhintergründe der Aufmerksamkeit bei virtuellen Meetings nicht sonderlich zuträglich. Am wenigsten müde waren die Teilnehmer:innen laut eigenem Bekunden, wenn bei Videokonferenzen lediglich statische Bilder zu sehen waren.
Die Erklärung der Forscher:innen dafür lautet wie folgt: „Unser Gehirn reagiert automatisch auf neue Informationen in der Umgebung. Dies verbraucht kognitive Ressourcen, was wiederum die kognitive Belastung erhöht“. Das führe dann letztlich zur Videokonferenz-Erschöpfung.
Für die Intensität der Meeting-Müdigkeit sei aus wissenschaftlicher Sicht entscheidend, wie viel Information im Hintergrund geliefert werde. So würden Video-Hintergründe kontinuierlich neue Informationen transportieren, was nicht nur die Aufmerksamkeit der Teilnehmer:innen beeinträchtige, sondern auch deren kognitive Ressourcen.
Naturbilder beruhigen die Teilnehmer
Darüber hinaus haben laut Studie aber auch die Hintergrundmotive einen Einfluss. So senkten Naturbilder die Anfälligkeit für Erschöpfungssymptome. Ein Bürohintergrund dagegen sorgte dafür, dass die Studienteilnehmer:innen sich verpflichtet fühlten, sich wie in einer Büroumgebung zu verhalten. Was wiederum ihre Aufmerksamkeit senkte und die Müdigkeit verstärkte.
Auch wenn entspannende, einfache Hintergrundbilder auf den ersten Blick die beste Wahl seien, sind sie nicht für jede Art von Videokonferenz geeignet. Nutzer:innen sollten sich also jeweils im Vorfeld für ein bestimmtes Hintergrunddesign entscheiden, raten die Forscher:innen. Das könne Meetings nicht nur effektiver machen, sondern auch die psychologische Erfahrung der Nutzer:innen verbessern.