Wiederverwendbare Satelliten: Nasa-Roboter sollen im Weltraum Müll reduzieren

Das Weltall hat ein Müll-Problem, das Roboter nun lösen sollen (Bild: Shutterstock)
Die Menschheit vermüllt nicht nur ihre Erde und Meere, sondern auch das Weltall: Ausgediente Satelliten und Überreste von Weltraummissionen lassen die Mengen an Weltall-Abfall bedenklich anwachsen. Die Lösung für dieses Problem sollen neuartige Roboter sein. Diese sollen dafür sorgen, dass altersschwache Satelliten nicht zu Müll werden, indem sie ihnen neues Leben in Form von Sprit und Ersatzteilen einhauchen.
So hat der Satellit Landsat 7 beispielsweise über 20 Jahre lang gute Dienste geleistet. Alle 99 Minuten hat er die Erde umrundet und dabei laufend Bilder der gesamten Erdoberfläche gemacht. So konnten entscheidende Faktoren des Klimawandels dokumentiert werden, darunter das Schmelzen von Gletschern in Grönland, die Abholzung der Wälder in Papua-Neuguinea oder das Wachstum von Farmen zur Massentierhaltung im Amazonas.
Nun droht der Satelliten allerdings selbst zum Umweltproblem im All beizutragen, denn ihm geht langsam der Sprit aus. Eine Reparatur kommt im Weltall schließlich nicht in Frage – bis jetzt. Denn hier kommt der neue Plan der Nasa ins Spiel.
In den kommenden Jahren will die US-Weltraumbehörde einen Roboter ins All schicken und in unmittelbare Nähe von Landsat 7 bringen. Dort soll der Roboter den Satelliten ergreifen, sich andocken und ihn in schwebendem Zustand volltanken. Es wäre das erste Mal, dass ein Satellit im All neuen Treibstoff erhält.
Ist diese Mission erfolgreich, wäre sie ein bahnbrechender Meilenstein für die aktuell 4.852 noch funktionsfähigen Satelliten, die derzeit im Weltall unterwegs sind. Sie alle wurden mit der Gewissheit in die Erdumlaufbahn entlassen, dass sie bei Defekten nicht repariert werden könnten und dass ihnen eines Tages unweigerlich das Schicksal von Weltraum-Müll droht. Denn die meisten Satelliten benötigen neben funktionsfähigen Bestandteilen Treibstoff, um ihre Arbeit zu erledigen, was ihnen bislang ein automatisches Verfallsdatum verpasst hat.
Dies war nicht nur ein Abfall-Problem, sondern auch ein finanzielles. Allein zur Stunde sind Satelliten im Wert von Milliarden Dollar im Umlauf der Erde. Die Kosten ließen sich jedoch enorm senken. „Stellen Sie sich vor, Sie kaufen ein Auto, dessen Tank sich nie neu befüllen lässt, dessen Öl sich nicht wechseln lässt und sich nie reparieren lässt. Und dann soll es mindestens zehn Jahre lang halten. Wie teuer und kompliziert wäre ein solches Fahrzeug wohl?” veranschaulicht Brian Weeden von dem Industriekonzern Consortium for Execution of Rendezvous and Servicing Operations (CONFERS) das Problem gegenüber Inverse. „Genau das haben wir bisher mit Satelliten gemacht.”
Der Bau und Start eines einzigen Satelliten konnte damit bis zu 500 Milliarden Dollar kosten. Mit der Option auf Reparatur, Treibstoff-Nachschub und damit Langlebigkeit könnten diese Produktionskosten deutlich reduziert werden und damit auch die Dienste, die Satelliten unterstützen. Kosten für Internet und mobiles Telefonieren könnten damit beispielsweise auf Dauer sinken und Dienste wie Wetterberichte noch akkurater werden.
Das Projekt bringt Herausforderungen mit sich, angefangen damit, dass derzeitige Satelliten nie darauf ausgerichtet waren, repariert oder überhaupt von einem Roboter aufgegriffen und angedockt zu werden. Aufgrund der weiten Entfernungen der Roboter würden Befehle von der Erde mit einer Verzögerung von mehreren Sekunden bei ihnen ankommen. Sie müssten also größtenteils selbstständig arbeiten können.
Kein Wunder also, dass die Nasa bereits seit mehreren Jahrzehnten an derartigen Projekten arbeitet. Zwei weitere Missionen in den kommenden Jahren soll das Thema Reparatur im Weltraum jedoch weiter vorantreiben: Ein semiautonomer Roboter wird mechanische Arme benutzen, die Satelliten mit Treibstoff versorgen können. Und ein weiterer Roboter soll sich an einen Satelliten andocken, für dessen Design er nicht speziell ausgerichtet wurde. All das sind wichtige Schritte, um auch bei Reparaturen von Raumschiffen oder -stationen nicht mehr auf Menschenhand angewiesen zu sein – oder bei dem Bau von Raumschiffen, die auf dem Mars stationiert sind.
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien
Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.
Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.
Dein t3n-Team