In diesem futuristischen Bürogebäude sollen 5.000 Menschen und 100 Roboter Seite an Seite arbeiten
Wie Fast Company berichtet, soll das neue Bürogebäude der südkoreanischen Firma Naver Labs bereits im Juni eröffnet werden: Es heißt 1784 und ähnelt von außen einem 28-stöckigen Roboter-Bienenstock. Und genau das soll es laut dem Unternehmen auch sein: „das erste roboterfreundliche Gebäude der Welt.“
100 Roboter treffen auf 5.000 Menschen
Der Entwurf des Gebäudekomplexes stammt von der Samsung-Tochter Samoo und soll einen Ort darstellen, an dem die Grenzen der zukünftigen Automatisierung getestet werden können: 100 Roboter auf Rädern arbeiten Seite an Seite mit ihren 5.000 menschlichen Kolleg:innen, denen sie im Laufe des Arbeitstages Pakete, Mittagessen und ihren Starbucks-Kaffee bringen werden. Die Roboter sind nicht nur ein Gimmick, sondern eine Erweiterung der Gebäudearchitektur selbst, die dazu bestimmt ist, dem Gebäude heute die Hände zu geben, mit denen es morgen lernt, sich um sich selbst zu kümmern.
Laut Sangok Seok, CEO von Naver Labs, war 1784 ursprünglich gar nicht als Gebäude für Roboter gedacht. „Wir wollten einfach ein normales Bürogebäude bauen“, so Seok. Aber je mehr er über die Rolle des Unternehmens in der Zukunft nachgedacht habe, desto ehrgeiziger sei seine Vision geworden.
Naver ist eine Art südkoreanisches Google und die führende Suchmaschine im Land. Ähnlich wie beim US-Unternehmen macht die Search Engine allerdings nur einen Bruchteil aller Dienstleistungen von Naver aus. Der Konzern verkauft ähnlich wie Amazon auch Produkte und betreibt ein Cloud-Geschäft.
Roboter als eine neue Art des Business
Außerdem ist Naver wie Microsoft im Bereich KI und Robotik tätig. Und hier kommen die Roboter ins Spiel: „(Roboter) waren am Anfang überhaupt nicht Navers Ding, aber wir dachten, dass es vielleicht eine neue Art von Business werden könnte“, so Seok. Das Unternehmen hat die Vision, eine Welt zu schaffen, in der all diese Dienstleistungen zusammenkommen – ein lebendiges Experiment quasi, in dem die Designer:innen und Ingeneur:innen mit ihren Produkten zusammenleben.
Der wichtigste Teil dieser Produkte ist der Roboter selbst. Er heißt Rookie und wurde von Naver eigens für dieses Gebäude entwickelt. Er soll sich in die Architektur einfügen und die Vision zum Leben erwecken. Bei der Entwicklung von Rookie, der etwa einen Meter hoch und rund 30 Zentimeter breit ist, ließ sich das Team von Menschen mit Behinderungen inspirieren. Da Roboter, die wie Menschen auf zwei Beinen herumlaufen, noch Zukunftsmusik sind, verpassten sie Rookie Räder. Durch das rollstuhlgerechte Design des Gebäudes verschwanden auch die Sorgen, wie der Roboter Treppen steigen oder herumlaufen sollte, ohne umzufallen.
Wie funktioniert Rookie?
Rookie kann von den Büromitarbeiter:innen mit Paketen, Lebensmitteln oder Kaffee beladen werden. Um die Lieferung nach oben oder unten zu transportieren, können die Roboter die Aufzüge benutzen, die auch von den Menschen genutzt werden. Lediglich für die Mittagspause wurde ein exklusiver Aufzug namens Roboport gebaut, da ein überfüllter Lift dem Roboter beim Navigieren Probleme bereiten könnte. Doch wie funktioniert Rookie eigentlich und woher weiß er, welchen Aufzug er nutzen soll?
Wie Seok erklärt, stellen wir uns die meisten Roboter als eigenständige, intelligente Geräte mit eigenen Prozessoren und Navigationswerkzeugen vor – so wie autonome Waymo-Autos, die Lidar verwenden, um Straßen in 3D zu kartieren. Doch Navers Roboter arbeiten „hirnlos“ und bahnen sich ihren Weg durch 1784 hauptsächlich mit einer normalen Videokamera. Naver hat den Großteil der Prozessoren jedes Roboters auf Server verlagert. Mithilfe des gebäudeinternen 5G-Netzwerks, das Naver nur mit besonderer Genehmigung der Regierung bereitstellen konnte, navigieren die Server des Unternehmens die Roboter mit weniger Verzögerung durch das Gebäude als mittels Wi-Fi.
Und auch das Bürogebäude selbst spiegelt Futurismus pur wider: Stahl und Beton dominieren das Blickfeld, lediglich ein paar Holzböden und etwas Grün bringen ein wenig Wärme rein. „Dank all der Pflanzen im Gebäude fühlt es sich nicht zu kalt oder unmenschlich an“, erklärt Seok.