Anzeige
Anzeige
News

Ist Newtonsches Gravitationsgesetz falsch? Astronomen stehen vor Rätsel

Nach der Beobachtung eines Sternhaufens stehen Astrophysiker:innen vor einem Rätsel. Der Befund bringe das Newtonsche Gravitationsgesetz ins Wanken, so das Forschungsteam. Kommt jetzt eine umstrittene Alternative zum Zug?

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Studienautor Pavel Kroupa vom Helmholtz-Institut für Strahlen- und Kernphysik. (Bild: Volker Lannert/Universität Bonn)

Das von Isaac Newton Ende des 17. Jahrhunderts aufgestellte Newtonsche Gravitationsgesetz gilt als eines der grundlegenden Gesetze der klassischen Physik. Unstimmigkeiten räumte später die allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein aus.

Anzeige
Anzeige

Forschung rüttelt an Newtonschem Gravitationsgesetz

Die Erkenntnisse, die ein Team von internationalen Astrophysiker:innen bei der Beobachtung von Sternhaufen gewonnen hat, rütteln jetzt aber am Gravitationsgesetz Newtons. Die Astronom:innen rätseln noch. Sollte sich ihr Verdacht erhärten, müsste das Newtonsche Gravitationsgesetz unter bestimmten Umständen abgeändert werden.

Die Beobachtungen deckten sich nämlich vielmehr mit den Voraussagen einer umstrittenen alternativen Gravitationstheorie, heißt es in einer Mitteilung des beteiligten Helmholtz-Instituts für Strahlen- und Kernphysik der Universität Bonn. Ihre Ergebnisse haben die Forscher:innen in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht.

Anzeige
Anzeige

Offene Sternhaufen im Visier

Die Forscher:innen haben sogenannte offene Sternhaufen untersucht. Diese entstehen, wenn in einer riesigen Gaswolke innerhalb kurzer Zeit Tausende von Sternen „geboren“ werden. Die neuen Sterne blasen die Reste der Gaswolke bei ihrer „Zündung“ fort, wodurch sich der Haufen erheblich ausdehnt, wie die Forscher:innen erklären.

Der Haufen, ein lockerer Verbund von bis zu mehreren Tausend Sternen, wird durch zwischen ihnen wirkende schwache Gravitationskräfte zusammengehalten. Die offenen Sternhaufen überleben meist nur einige Hundert Millionen Jahre, bevor sie sich auflösen.

Anzeige
Anzeige

Sterne sammeln sich in Gezeiten-Armen

Laut Pavel Kroupa vom Helmholtz-Institut für Strahlen- und Kernphysik der Universität Bonn verlieren die Sternhaufen regelmäßig Sterne, die sich in zwei sogenannten „Gezeiten-Armen“ ansammeln. Einer der Arme wird hinter dem Haufen hergezogen, der andere bewegt sich vorneweg. Kroupa vergleicht das mit einer Speerspitze.

„Nach den Newtonschen Gravitationsgesetzen unterliegt es dem Zufall, in welchem der Arme ein verlorener Stern landet“, erklärt Kroupas Kollege Jan Pflamm-Altenburg. Entsprechend müsste jeder der Arme ungefähr dieselbe Zahl von Sternen enthalten.

Anzeige
Anzeige

Widerspruch zur gängigen Theorie entdeckt

„Wir konnten in unserer Arbeit aber erstmals nachweisen, dass das nicht stimmt: In den Haufen, die wir untersucht haben, enthält der vordere Arm stets deutlich mehr Sterne als der hintere“, so Pflamm-Altenburg. Ein Widerspruch zur gängigen Theorie.

Kroupa zufolge passten die Beobachtungsdaten besser zu der in Fachkreisen umstrittenen These „Mond“ („Modified Newtonian Dynamics“ oder „Theorie der Milgromschen Dynamik“). Anders als bei Newton, laut dessen Theorie die Zugänge zu den beiden Gezeitenarmen gleich groß sein müssten, wäre laut Mond-These der Zugang zum vorderen Gezeitenarm größer.

Beobachtungen stimmen mit Mond-These überein

Die laut Mond-These zu erwartende Sternenverteilung stimme „erstaunlich gut“ mit den Beobachtungen überein, heißt es von den Forscher:innen. Zudem sei auch die Zeitspanne des Überlebens offener Sternhaufen deutlich kürzer, als nach den Newtonschen Gesetzen zu erwarten wäre.

Anzeige
Anzeige
Verdacht einer fünften physikalischen Kraft erhärtet sich Quelle: CERN/Peter Ginter

Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, könnte der Physik eine Anpassung bevorstehen. Denn in der Mond-Theorie hätten die Newtonschen Gravitationsgesetze unter bestimmten Umständen keine Gültigkeit. Sie müssten dann abgeändert werden, was wiederum auch für andere Bereiche der Physik weitreichende Konsequenzen hätte.

Neue Methoden für exaktere Simulationen

Andererseits würde die Mond-Theorie viele Probleme lösen, „mit denen die Kosmologie heute zu kämpfen hat“, so Kroupa. Das Forschungsteam arbeitet jetzt an neuen mathematischen Methoden, um noch exaktere Simulationen erstellen zu können. Damit ließen sich möglicherweise weitere Belege dafür finden, ob die Mond-Theorie zutrifft oder nicht.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige