Ist das noch smart oder schon der Elektroschrott von morgen?
Die Zukunft wird knusprig. Zumindest, wenn es nach Tineco geht. Im September stellt das chinesische Unternehmen auf der Ifa 2022 einen neuen „smarten“ Toaster vor und will damit unser Frühstück optimieren. Doch das ist problematisch.
Der Toasty One soll über zehn Bräunungsgrade und die Option verfügen, gleichzeitig zwei verschiedene Toastscheiben unterschiedlich lange zu toasten. Zudem soll der Toaster mit einem Display und einer Wifi-Verbindung ausgestattet sein. Kostenpunkt: 339 US-Dollar, umgerechnet rund 333 Euro.
Dabei ist der Toasty One nicht der erste Toaster seiner Klasse. Bereits auf der CES 2017 wurde der Griffin Connected Toaster vorgestellt, ein Toaster mit Bluetooth-Schnittstelle und App-Zugang, der inzwischen wieder eingestellt wurde.
Und auch der InstaGLO R180B Toaster von Revolution Cookings besitzt ähnliche Features wie der Toasty One. Er kostet 349,95 US-Dollar.
Problem: Elektroschrott
Zunächst mögen solche Luxustoaster mit ihren niedlichen Namen nach witzigen Geek-Gadgets klingen. Nach einem Geschenk für Menschen, die schon alles haben. Doch ein Faktor wurde hier anscheinend komplett ignoriert: die Auswirkungen auf die Umwelt.
Schon jetzt versinken wir in Bergen von Elektroschrott. Und dieser Trend wird sich Prognosen zufolge weiter fortzusetzen. Laut Statista soll die Menge an Elektroschrott bis 2030 weltweit 75 Millionen Tonnen betragen – 25 Prozent mehr als 2022.
Produkte wie ein Toaster mit Display sind dabei nicht hilfreich. Denn durch die Verwendung von Displays und weiterer Elektronik, die überflüssig für das eigentliche Produkt sind, wird der Recyclingprozess zunehmend komplex.
Insbesondere das Recycling von Displays sei kompliziert, sagt Marieke Hoffmann von der Deutschen Umwelthilfe. Zwar könnten Grundbestandteile wie Eisen, Kupfer oder Aluminium gut zurückgewonnen werden, doch bei Stoffen wie Indium stießen die derzeitigen technischen Lösungen an ihre Grenzen. „Aktuell gibt es dafür kein industrielles Recyclingverfahren“, sagt Hoffmann.
„Because we can“ ist nicht genug
Doch warum soll ein Toaster überhaupt über ein Display verfügen und sich mit dem WLAN verbinden können? „Because we can“ allein darf kein Argument sein.
Spricht man über die Toaster von Tineco und Revolution Cooking, so kommt man schnell zum Thema Smarthome, bei dem unsere Haushaltsgeräte zunehmend miteinander vernetzt und über Apps gesteuert werden.
Die Deutsche Umwelthilfe sieht das Thema Smarthome kritisch. „Smarthome kann in begrenztem Umfang sinnvoll sein, wenn man seine Heizung beispielsweise darüber steuert und optimiert“, sagt Hoffmann. Aber nicht jedes Haushaltsgerät müsse in ein solches System eingebunden werden können.
„Wenn die Geräte die ganze Zeit auf Stand-by laufen und auf Signale warten, dann ist das eher kontraproduktiv“, sagt Hoffmann. Die Energieersparnis sei dabei minimal im Vergleich zum „ökologischen Rucksack“, den diese Technik oft mit sich bringe.
Alternativen für Verbraucher:innen
„Die meisten Elektrogeräte sollte man aus Umweltsicht so lange wie möglich benutzen“, sagt Hoffmann. Ob der Austausch eines vorhandenen Haushaltsgeräts gegen ein energiesparsameres Äquivalent sinnvoll sei, müsse im Einzelfall bewertet werden. Laut Hoffmann sei die beste Kaufentscheidung in der Regel daher: keine Kaufentscheidung.
Doch was tun, wenn der alte Toaster den Geist aufgegeben hat? Für Verbraucher:innen ist es oft gar nicht so einfach, gute – sprich nachhaltige – Kaufentscheidungen zu treffen. Zu leicht fällt man auf gut gemachte Greenwashing-Kampagnen herein.
Doch ein paar Dinge kann man einfach beachten. Eine bessere Alternative zu Displaytoastern sind beispielsweise Toaster ohne Display. Und beim Material kann man auf Produkte aus recycleten Materialien achten, wie zum Beispiel auf Basis von biobasierter Kunststoffen aus Altspeiseöl.
Noch nachhaltiger ist es, seine Haushaltsgeräte direkt gebraucht zu kaufen, zum Beispiel über Plattformen wie (Ebay-)Kleinanzeigen. Oder den alten Toaster zu reparieren.
Aufruf an Unternehmen
Für Unternehmen wie Tineco sollte gelten: Beim Gestalten neuer Produkte darf die Umwelt nicht mehr außer Acht gelassen werden.
Damit wir nicht weiter im Müll versinken und unnötigerweise Ressourcen verschwenden, müssen Produkte leicht zu recyclen sein und mit Fokus auf die gesamte Wertschöpfungskette gestaltet werden. Features sollten nützlich sein, das Design zeitlos. Alles andere ist nicht smart, sondern Schrott.