Mit dem Fxtec Pro1-X bringt die gleichnamige Firma ein Smartphone auf den Markt, das sich deutlich vom Mainstream abhebt. Es ist konzipiert für die Verwendung mit dem Android-Mod und Cyanogenmod-Nachfolger Lineage OS. Das System ist entsprechend auf dem Gerät vorinstalliert.
Ebenso kann es mit Ubuntu Touch betrieben werden. Diese Wahl hätte zur Folge, dass das Pro1-X zu einem vollwertigen Linux-Desktop werden würde, sobald ihr entsprechende Peripherie anschließt. Das erinnert an Samsungs Dex-Lösung.
Wer will, kann sich aber auch für Android 9 entscheiden und in dem Fall die Google-Dienste inklusive Pay verwenden.
So ist das Pro1-X ausgestattet
Das Pro1-X ist eines der letzten Smartphones, die noch eine physikalische Tastatur, sogar mit Hintergrundbeleuchtung, liefern. Die wird erreicht, indem ihr den sechs Zoll großen und leicht zu den Seiten abgerundeten, notch-freien Full-HD-Plus-Amoled-Screen zur Seite schiebt. Funktion und Optik erinnern stark an den letzten Nokia Communicator, das E7 aus dem Jahre 2011, das übrigens ebenfalls einen Amoled-Screen hatte, wenn auch nur mit vier Zoll Diagonale.
Bei den Spezifikationen zeigt sich das Pro1-X uneinheitlich. Der Bildschirm wird von Gorilla Glass der Version 3 geschützt. Das eingesetzte SoC (System-on-a-Chip) stammt zwar von Qualcomm. Dabei handelt es sich aber um den Snapdragon 835, der Anfang 2017 vorgestellt worden war. Das klingt zunächst recht antiquiert.
Kamera beteiligt sich nicht am Spec-Race
Bei den übrigen technischen Daten zeigt sich indes eine solide Mittelklasseausstattung, die sich nicht am Spec-Rennen des Wettbewerbs beteiligt. So kommt das Pro1-X nur mit einem Dualkamera-Setup aus einem 12-Megapixel- und einem 5-Megapixel-Modul. Bei dem 12-MP-Modul handelt es sich um Sonys IMX363, der auch in den aktuellen Pixel-Phones von Google eingesetzt wird. Die Frontkamera weist für heutige Verhältnisse magere achte Megapixel auf. Ausgelöst wird die Kamera mittels eines dedizierten Buttons am Gerät oder über den Touchscreen.
Bei der Speicherausstattung lässt euch Fxtec die Wahl zwischen einem Modell mit sechs Gigabyte Ram und 128 Gigabyte Flash-Speicher und einem mit acht und 256 Gigabyte. Eine Erweiterung über eine Micro-SD-Karte ist möglich. Wer keine Micro-SD-Karte nutzt, kann zwei Sim-Karten verwenden.
Solide Ausstattung an Modulen und Sensoren
Gefunkt wird im LTE-Netz, mit Wi-Fi 5 und Bluetooth 5 LE. NFC ist ebenfalls an Bord, kann aber nur dann für Google Pay verwendet werden, wenn die Google-Dienste auch installiert sind, was typischerweise nicht der Fall sein wird. An Anschlüssen steht neben einem USB-Type C mit HDMI-Support auch ein 3,5-Millimeter-Klinkenport zur Verfügung. Der Akku des Geräts kann als Powerbank verwendet werden, um andere Geräte aufzuladen.
Ebenfalls an Bord befindet sich ein Stereo-Lautsprecher und ein FM-Radio. Und wo wir gerade nostalgisch werden, sei auch die konfigurierbare Benachrichtigungsleuchte erwähnt. Ein Fingerabdruck-Scanner befindet sich seitlich am Gerät. Bei den Sensoren verzichtet das Pro1-X auf nichts. Vor allem GPS, Beschleunigungssensor und Gyroskop sind an Bord.
Akku vergleichsweise schwach, Gewicht vergleichsweise hoch
Für die Ausdauer soll ein Akku mit einem Energieinhalt von mäßigen 3.200 Milliamperestunden sorgen, der mittels Quick Charge 3.0 aufgeladen werden kann. Das entspricht einer maximalen Ladeleistung von 18 Watt.
Mit einer Gehäusestärke von rund 1,4 Zentimetern und einem Gewicht von 243 Gramm ist das Pro1-X ein verhältnismäßig schwerer und dicker Vertreter seiner Display-Klasse. Das liegt aber natürlich allein am physikalischen Keyboard mit seiner vergleichsweise aufwendigen Slider-Technik.
Vorbestellung via Indiegogo
Über eine Indiegogo-Kampagne will der Hersteller Fxtec die Produktion des neuen Smartphones Fxtec Pro1-X finanzieren, das nach Angaben der XDA-Developer mit ihnen gemeinsam entwickelt wurde. Danach soll das ausschließlich in Blau verfügbare Pro1-X ab dem Frühjahr 2021 regulär erhältlich sein und 899 US-Dollar (8/256 GB) kosten. Der XDA-Spezialpreis liegt derzeit bei 599 Dollar für diese Modellvariante. Das entspricht rund 507 Euro.
Das Pro1-X ist ein absolutes Nischenprodukt. Für rund 99,9 Prozent aller Smartphone-Käufer dürfte das Gerät völlig uninteressant und unter Anlegung üblicher Maßstäbe auch viel zu teuer sein. Das mag gerade noch gehen, wenn ihr das Gerät für um die 500 Euro ergattern könnt, alles darüber ist im Grunde lächerlich für ein Smartphone mit einem dann fünf Jahre alten SoC.
USP in Sachen Hardware soll die Slider-Tastatur sein, nur: Physikalische Tastaturen haben sich nicht durchgesetzt. Die Nachfrage danach war so gering, dass auch die letzten Anbieter schon vor Jahren ihre entsprechenden Modelle eingestampft haben. Hätte es eine nennenswerte Nachfrage gegeben, sähe das wohl anders aus.
Bleibt also die Nutzung von Lineage OS oder Ubuntu Touch auf einem explizit unterstützten Smartphone anstelle der Bastelei, es auf einem konventionellen Gerät ans Laufen zu bekommen – soweit das überhaupt möglich ist. Hauptargument: Privatsphäre und Datenschutz durch Verzicht auf die bösen Google-Dienste. Erstaunlich nur, dass alle Geräte, die die Google-Dienste nicht nutzen können oder wollen, wie Blei in den Regalen liegen. Das wird dem Pro1-X wohl auch widerfahren.
(Dieter Petereit)
„Erstaunlich nur, dass alle Geräte, die die Google-Dienste nicht nutzen können oder wollen, wie Blei in den Regalen liegen. “
Weil die Menschen dumm und faul sind. Warten wir mal ab, ob die Menschheit noch rechtzeitig merkt, dass Datenschutz nicht egal ist.
Zitat Edward Snowden:
“Die Behauptung, Privatsphäre sei einem egal, weil man nichts zu verbergen habe, [ist] gleichzusetzen mit der Aussage, dass einem Meinungsfreiheit egal ist, weil man nichts zu sagen hat.”
Der Artikel an und für sich ist ja ganz nett, das Zitat am Ende finde ich jedoch deutlich überzogen.
Sicher trifft alles davon auf den Durchschnittsbürger zu, dieser hat aber – wie ihr selbst angemerkt habt – ohnehin kein Interesse an diesem Gerät.
Ebenso kritisch sehe ich die Bewertung des Preises. Ist dieses Smartphone mit seiner Ausstattung im direkten Vergleich zur Konkurrenz zu teuer? Ja, definitiv!
Um es mit euren Worten zu sagen: Lächerlich hingegen finde ich den Preis nicht. Im Vergleich zur Konkurrenz wird Fxtec aufgrund der geringen Stückzahlen nämlich wesentlich schlechtere Konditionen bei seinen Lieferanten bekommen. Reich wird da sicher niemand werden. Ich gehe sogar so weit und behaupte, dass sie an den über das Crowdfunding verkauften Geräten kaum etwas verdient haben werden.
Ich persönlich werde mir das Gerät wohl auch nicht kaufen – auch in meinem Fall liegt es an dem Preis. Aber man sollte dennoch fair bleiben! Ich bewerte eure Zeitschrift doch auch nicht schlecht und maße es mir an zu behaupten, im Jahre 2021 noch ein Printmagazin zu vertreiben wäre lächerlich, da 99% der Medien online konsumiert werden. Denn das ist genauso Blödsinn – euer Magazin ist sicher toll, ich gehöre einfach nur nicht (mehr!) zur Zielgruppe für Printmedien.
Versteht mich nicht falsch, es war vollkommen richtig an dieser Stelle nochmals auf diese Dinge hinzuweisen. Ich habe mich nur an der Wortwahl gestört.
Ansonsten schließe ich mich meinem Vorredner an.