
Bei OpenAI nimmt das Chaos um den Abgang von Sam Altman kein Ende. (Foto: Vitor Miranda/Shutterstock)
Die Belegschaft von OpenAI hat ein wildes Wochenende hinter sich, an dessen Ende Sam Altman nicht mehr Chef des KI-Startups ist. Er wurde (nach deutscher Zeit) am Abend des 17. Novembers vom Vorstand gefeuert. Auch OpenAI-Mitgründer Greg Brockman verließ das Unternehmen.
Nun kommt heraus, dass viele Mitarbeiter:innen drohen, ebenfalls zu kündigen, sollte der Vorstand Sam Altman nicht zurückholen und im Anschluss zurücktreten.
Ein Großteil der OpenAI-Belegschaft will gehen
Bei Wired ist die Rede von 490 Beschäftigten, die mit Kündigung drohen. Die US-Journalistin Kara Swisher berichtet in einem Beitrag auf X, dass 505 von 700 Mitarbeiter:innen dem Unternehmen den Rücken kehren wollen, sollte der Aufsichtsrat nicht handeln.
In einem Brief, der sowohl Swisher als auch Wired vorliegt, heißt es zunächst: „Wir, die Mitarbeiter von OpenAI, haben die besten Modelle entwickelt und das Feld an neue Grenzen geführt.“
Danach sprechen die Mitarbeiter:innen dem Vorstand das Vertrauen ab: „Der Prozess, durch den Sie Sam Altman entlassen und Greg Brockman aus dem Vorstand entfernt haben, hat all diese Arbeit gefährdet und unsere Mission und unser Unternehmen untergraben.“
Vorstand liefert keine Beweise
Außerdem werfen die Mitarbeiter:innen dem Vorstand vor, die Behauptungen, die zur Entlassung Altmans geführt haben, nicht mit Beweisen untermauern zu können. Altman wurde vorgeworfen, in seiner Kommunikation gegenüber dem Vorstand nicht durchgängig offen gewesen zu sein.
Mit der Absetzung der zwischenzeitlich zur Interims-CEO ernannten Technik-Chefin Mira Murita habe das „Board“ ebenfalls nicht im besten Interesse des Unternehmens gehandelt, heißt es weiter in dem Schreiben.
Zur Erklärung: Übergangsweise sollte Murati den CEO-Posten bekleiden. In der Position versuchte sie offenbar direkt, Altman zurückzugewinnen. Nach der Kritik von Investoren rund um Microsoft schien es zunächst so, als sei der Aufsichtsrat auch offen für eine Rückholaktion. Auf X teilte Altman passend dazu ein Foto von sich mit Besucherausweis von OpenAI.
OpenAI-Belegschaft will zu Microsoft abwandern
Mittlerweile ist jedoch klar: Der Ex-Chef wird nicht zum Unternehmen zurückkehren. Stattdessen werden Altman und Brockman bei einem Tochterunternehmen von Microsoft anheuern. Beide könnten unter dem neuen Dach bald viele alte Bekannte treffen.
Sollte der Vorstand den Forderungen nicht Folge leisten, wollen die Noch-Angestellten geschlossen zu Microsoft abwandern. Das Unternehmen „hat uns versichert, dass es bei dieser neuen Tochtergesellschaft Stellen für alle OpenAI-Mitarbeiter gibt, sollten wir uns dafür entscheiden“, heißt es in dem Brief.
Interessant ist, dass zu den ersten zwölf Unterzeichnern auf dem von Swisher geteilten Brief nicht nur Murati gehört, sondern auch Ilya Sutskever. Sutskever ist nicht nur Wissenschafts-Chef, sondern gehört auch selbst dem Vorstand an. Er wurde beschuldigt, den Coup gegen Altman koordiniert zu haben.
Auf X zeigte sich Sutskever bereits reumütig: „Ich bedauere zutiefst, dass ich mich an den Aktionen des Vorstands beteiligt habe. Ich hatte nie die Absicht, OpenAI zu schaden“, schreibt er. Er werde alles tun, um das Unternehmen wieder zu vereinen.
Ob das gelingen kann, ist bislang unklar. Der Vorstand von OpenAI hat in der Zwischenzeit den Twitch-Mitgründer Emmett Shear als Interims-CEO verpflichtet. Laut einem Bericht habe er das Gremium überzeugt, weil er ein Bewusstsein für die potenzielle Gefahr von KI gezeigt habe.
Auch er äußerte sich auf X. Zwei Stunden nach Erhalt des Angebots habe er angenommen. Das lässt am Ende wenig Spielraum für eine Rückkehr von Altman auf den Chefposten.