Paypal ist in den USA mit einer Kartellklage konfrontiert worden. Darin erheben Verbraucher den Vorwurf, der Paymentanbieter habe Vereinbarungen mit E‑Commerce-Händlern getroffen, um die Transaktionsgebühren künstlich hoch zu halten. Die Sammelklage wurde am Donnerstag vor einem Bundesgericht in San José in Kalifornien eingereicht, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
Die Vereinbarung mit den Händlern würde diese daran hindern, Preisanreize zu nutzen, um die Verbraucher zu potenziell kostengünstigeren Zahlungsoptionen zu lenken. Diese Vereinbarungen würden laut der Klage keinem „plausiblen wettbewerbsfördernden Zweck dienen“. Paypal erhebe zudem die höchsten Transaktionsgebühren unter den Zahlungsdienstleistern.
Verstoß gegen Anti-Steering-Regeln
Laut Steve Berman, einem der Anwälte der Kläger, ist es der erste Fall, in dem Paypal beschuldigt wird, durch seine Anti-Steering-Regeln gegen das US-Wettbewerbsrecht zu verstoßen. In den USA gab es schon Klagen gegen Kreditkartenunternehmen wegen Anti-Steering-Bestimmungen. Das sind Vereinbarungen, die Händler davon abhalten, Kunden auf Zahlungsoptionen mit niedrigeren Gebühren zu verweisen. Visa und Mastercard hätten 2010 in einem Vergleich mit dem US-Justizministerium zugestimmt, die Regeln zur Beschränkung des Preiswettbewerbs aufzuheben, heißt es in der Paypal-Klage.
Wenn die Verbraucher hinter den „Preisschleier“ von Paypal blicken dürften, würden sie einen klaren und deutlichen Unterschied zwischen der Nutzung von Paypal und Venmo zur Abwicklung ihrer Transaktionen und der Nutzung der Konkurrenten sehen, sagte Berman in einer Erklärung. Vemo ist der Mobil-Payment-Anbieter von Paypal in den USA. Paypal will die Klage nun prüfen.
Wie hoch der Schadensersatz sein soll, den die Verbraucher von dem Zahlungsdienstleister fordern, beziffert die Klage noch nicht. Die Kläger fordern aber auch eine Unterlassungsverfügung gegen die angeblich wettbewerbswidrigen Praktiken.
Laut dem eigenen Jahresbericht hatte Paypal Anfang 2023 über 400 Millionen aktive Nutzerkonten und 35 Millionen Händlerkonten. Im Jahr 2022 erwirtschaftete der Zahlungsanbieter einen Umsatz von 27,5 Milliarden US-Dollar. Die Einnahmen stammen hauptsächlich aus den Transaktionsgebühren und dem Angebot anderer Zahlungsdienste. Laut der Klage sind die Transaktionsgebühren von Paypal mit 3,5 Prozent pro Transaktion höher als bei anderen Zahlungsdiensten.