Pazls: Diese Gründer wollen mit Puzzle-Logik den Möbelmarkt aufmischen
Julian Bäßler, Thomas Poddey und Phillip McRae – alle 30 Jahre alt – kennen sich bereits seit Schulzeiten. So unter Freunden haben sie sich bei Umzügen gegenseitig geholfen und fanden einen Aspekt dabei immer besonders nervig: den Auf- und Abbau der Möbel. Für dieses Problem wollten sie eine Lösung finden und haben Pazls gegründet. Mit ihrer Idee wollen sie den Aufbau von Möbeln kinderleicht und sogar erweiterbar machen – ohne Schrauben, ohne Werkzeug.
Pazls: „Schraubst du noch oder pazlst du schon?“
„Die Magie steckt in unserem einzigartigen und patentierten Möbelverbinder”, erklärt Julian Bäßler. „Das Besondere ist: in einem Element des Verbinders ist ein Magnet integriert, in dem anderen ein Pin. Führe ich zwei Module zusammen, zieht der Magnet den Pin automatisch heraus und mit nur einem einzigartigen Snap hält das bombenfest.”
Die Idee für Pazls entstand 2015. Der Ansatz des Magnetes als Schlüsselverbindung war den drei Ingenieuren aus Berlin und Königsbrunn bei Augsburg von Anfang an besonders wichtig: „Wir hatten von Beginn an die Idee, Magnete einzusetzen, um Möbelmodule flexibel zu verbinden. Der entscheidende Entwicklungsschritt war dann, dass der Magnet den Mechanismus nur noch auslöst und selbst keine tragende Wirkung hat. Dadurch können wir sehr stabile Möbel mit sehr kleinen Magneten bauen.“
Ihre Produkte vertreiben die drei 30-jährigen ausschließlich online über ihre Website. Dort sorgt ein Konfigurator dafür, dass Kunden ihre Möbelstücke individuell zusammenstellen können – nach ihren eigenen Anforderungen und Bedürfnissen. Komplette Farben lassen sich darin ändern oder kombinieren. „Den Onlineauftritt haben wir selbst gestaltet. Beim Konfigurator arbeiten wir mit einer IT-Firma zusammen. Insgesamt hat es knapp zwei Monate gedauert, diesen Auftritt zu erstellen“ , erklärt Thomas Poddey.
„Der größte Vorteil gegenüber der Konkurrenz ist der, dass man Pazls Möbel noch nach dem Kauf anpassen kann“, erklärt Julian Basler. Durch die Magnetverbindung können so Regale kinderleicht um Schubladen oder Seitenwände erweitert werden und sich in Kommoden verwandeln. Oder ein Lowboard ließe sich mit wenigen Handgriffen zu einem Sideboard bauen und umgekehrt.
Um den einzigartigen Möbelverbinder patentieren zu lassen und erste Unternehmensschritte zu finanzieren hat Pazls ein Crowdinvesting durchgeführt. Insgesamt ist laut Thomas Poddey bis jetzt ein mittlerer sechsstelliger Betrag in das Unternehmen geflossen. Ihre Module lässt Pazls in Polen produzieren. Im letzten Jahr waren 200.000 produzierte Teile innerhalb von zwei Monaten ausverkauft. Mit Hilfe der Löwen wollen sie diesem Erfolg einen strategischen Rahmen geben und sich weiterentwickeln. Sie erhoffen sich ein Investment von 400.000 Euro für 20 Prozent ihrer Unternehmensanteile.
Pazls größter Konkurrent sitzt in Polen
Pazls waren allerdings nicht die einzigen, die auf die Idee gekommen sind, innovative und individuelle Regale zu entwickeln. Auch das in Polen ansässige Startup Tylko verspricht auf seiner Website „das perfekte Regal für das eigene Zuhause“. Rund drei Millionen Euro flossen bereits in das Unternehmen. Unter anderem von namhaften Investoren wie Paua Ventures oder Gruner + Jahr. Tylko setzt zudem auf die Vermarktung per App und lässt Möbelstücke per Augmented Reality virtuell in vorgesehenen Wohnflächen platzieren.
Thomas Poddey sieht jedoch Pazls klar abgegrenzt zu dem Angebot von Tylko: „Ein Tylko-Regal lässt sich ein Mal individuell gestalten, aber danach nur noch schwer anpassen. Wenn du pazlst, hast du die Möglichkeit die Möbel zu verändern wann immer du willst.“ Das sei im Office- und Store-Bereich genauso relevant wie auch bei Privatkunden, die öfter umziehen oder ihre Einrichtung generell gerne neugestalten. „Wir möchten langfristig erreichen, dass weniger Möbel weggeworfen werden, dafür mehr umgestaltet, erweitert, gemietet, getauscht wird“, sagt Poddey.
„Wir gehen nicht davon aus, dass uns der Laden gleich eingerannt wird“
Zu Umsatzahlen wollte sich der Gründer nicht äußern. Auch sonst stehen die Berliner noch am Anfang: Aktuell produziere das Startup noch auf Bestellung, verspricht aber, langfristig „extrem kurze“ Lieferzeiten realisieren zu können. „Unsere Produktions- und Logistikkapazitäten sind auf jeden Fall stark skalierbar, wir könnten auch einen größeren Ansturm bewältigen. Da wir jedoch nicht das typische Höhle der Löwen-Produkt haben, das noch am selben Abend gekauft wird, gehen wir nicht davon aus, dass uns der Laden gleich eingerannt wird“, sieht Poddey voraus.
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Warum Magnet? Man braucht doch nur den Schnubbel, der sich irgendwo einhakt, und das gibts schon.
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IKEA arbeitet auch an sowas. Das größte Problem ist es, das billig herzustellen, weil gute Metallverbindungen bei Möbel echt teuer sind. Das lohnt sich dann auch nur bei teureren Modellen.