Webanalyse-Software Piwik: Der große Starter-Guide
Die mit Abstand am meisten verbreitete Software zur Webanalyse heißt Google Analytics. Auf den folgenden Plätzen aber herrscht großer Wettbewerb – und neben kommerziellen Angeboten wie „Adobe Test & Target“ gibt es durchaus einen „Sieger der Herzen“: die Open-Source-Lösung Piwik.
Piwik, die Google-Analytics-Alternative
Nach rund 2,5 Millionen Downloads ist Piwik laut BuiltWith.com auf rund 0,8 Prozent der 10.000 größten Websites im Einsatz. Mit Blick auf die Top 100.000 steigt ihr Marktanteil sogar auf 1,5 Prozent und schlägt damit Lösungen wie Clicky und Adobe.
Piwik ist somit gerade in datenschutztechnisch sensiblen Zeiten eine valide Alternative zu Google Analytics. Anders als bei der Software des US-Riesen speichert Piwik die Logdaten nämlich nicht in der „Cloud“, sondern auf dem eigenen Server.
Unlimitierter API-Zugriff und Datenschutz: Die Vorteile von Piwik
Diese Verbreitung ist – trotz einiger Nachteile wie einer komplizierteren Installation – mehreren Vorteilen geschuldet. Neben der Tatsache, dass Piwik bis zum heutigen Tag als freie Software entwickelt und kostenlos zum Download angeboten wird, schlägt das Projekt die etablierten Alternativen vor allem in zwei Disziplinen:
- Dem unlimitierten Zugriff auf die erhobenen Daten über eine REST-API, die – anders als bei Google Analytics – durch die Sicherung auf dem eigenen Server kein API-Limit hat.
- Dem Eingeständnis gegenüber Endnutzern, also den Besuchern einer Website. Piwik respektiert standardmäßig das von Nutzern festgelegten „Do-not-track“-Feature.
7 Piwik-Features, die du kennen solltest
Werfen wir einen zweiten Blick auf die Software, wird schnell deutlich, dass sie viele Funktionen der Konkurrenz teilt. Die wichtigsten von ihnen wollen wir Einsteigern in diesem Artikel näherbringen. Los geht’s!
1. „Goals“ – die Grundlage der Webanalyse
Die Grundlage der Webanalyse sind Goals, also Ziele. Sie lassen sich in Piwik ähnlich definieren wie auch in Analytics und dienen dazu, zentrale Handlungen der Besucher festzuhalten. Ein gängiges Beispiel für sogenannte Ziele ist der Aufruf bestimmter Unterseiten oder das Absenden von Formularen, zum Beispiel zur Anmeldung für einen Newsletter.
Die relevanten Ziele sind stark vom Unternehmen und seiner Website abhängig, gängige Beispiele sind: der Aufruf von Kontakt- und Danke-Seiten sowie das Absenden von Kontakt- und Newsletter-Formularen. Auch Piwik unterstützt Ziele und erklärt in der offiziellen Dokumentation, wie sie eingesetzt werden.
2. Konsistentes Kampagnen-Tracking
Besucher erreichen eine Website über hunderte Kanäle, nur einige davon sind gängig. Klar ist, dass die meisten Websites einen gewissen Anteil ihrer Besucher über Google beziehen und auch soziale Netzwerke landen in der Regel auf den vorderen Plätzen. Was aber ist mit eingekauftem Traffic?
Egal ob über Anzeigen, Kooperationen oder Gastartikel: Es hilft, die auf diesen Wegen „eingekauften“ Besucher im Blick zu behalten. Bei dieser Mammutaufgabe hilft das sogenannte Kampagnen-Tracking.
Hinter den entsprechenden Links auf die eigene Seite werden dafür Parameter gesetzt, die Piwik anschließend in Daten übersetzt und zur Weiterverarbeitung speichert. Wie genau das funktioniert, erläutert die Dokumentation.
Wer den Einsatz von Googles utm-Parametern gewöhnt ist, kennt das schon. Und noch viel besser: Er kann (rein theoretisch) beim alten Muster bleiben. Denn auch Piwik unterstützt utm-Paramter. Einfacher ist es aber, den offiziellen URL-Builder zu nutzen und auf die Piwik-eigenen pk-Paramter zu setzen.
3. Erfasse Nutzeraktionen per Event-Tracking
Die Klassiker der Webanalyse sind neben den einfachen Goals die sogenannten Events. Sie zu erfassen, funktioniert mit Piwik ebenso einfach wie mit der Konkurrenz. Nutzer können allerlei Elemente per JavaScript auszeichnen, sodass beispielsweise der Klick eines Buttons das Event „Button“ auslöst.
trackEvent(category, action, [name], [value])
Die beiden Parameter „Category“ und „Action“ sind essentiell, die beiden folgenden optional. Empfehlenswert ist, eine Struktur für die Auszeichnung der Events zu wählen. Sie erleichtert die Auswertung und hilft, Kollegen schneller in Piwik einzuführen.
Denkbar ist beispielsweise, die einzelnen Bereiche der Seite in Kategorien zu unterteilen (beispielsweise „Landingpage A“) und erst auf Ebene des Namens konkrete Elemente zu beschreiben (beispielsweise „Button X“). Ebenso hilfreich ist eine einheitliche Bezeichnung der „Actions“.
4. Das Piwik-eigene Content-Tracking
Ein interessantes und Piwik-eigenes Feature ist das sogenannte Content-Tracking. Alexander Gulentz, Geschäftsführer von Piwik Pro Deutschland, erklärt im Gespräch mit t3n.de: „Piwik erfasst damit Impressions einzelner Elemente einer Website, zum Beispiel die Bilder eines Sliders, und setzt sie ins Verhältnis zu Klickzahlen.“ Piwik liefert Nutzern damit eine Klickrate für Elemente, die nicht immer sichtbar sind.„Spannend ist das Piwik-eigene Content-Tracking.“
Die Dokumentation für dieses Feature ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unvollständig, gibt aber einen ersten Eindruck. Detailliertere Informationen finden Marketer sowie Entwickler auf developer.piwik.org. Hier wird genau erklärt, wie es eingebaut werden sollte.
5. Die Zuordnung von Besuchern über IP-Datenbanken
Piwik schätzt den Standort von Besuchern standardmäßig anhand der verwendeten Sprache – ein relativ ungenaues und fehleranfälliges System. Seit Version 1.9 haben Nutzer allerdings die Chance, auf alternative Methoden mit höherer Trefferquote zurückzugreifen.
Unter „Administration“ > „Geolocation“ können Nutzer zwei weitere Optionen wählen: „GeoIP (PHP)“ und „GeoIP (PECL)“. Beide Varianten setzen die Installation einer IP-Datenbank voraus, heißt es in der FAQ. Empfehlenswert ist deshalb technisches Verständnis.
Die von Piwik empfohlenen Datenbanken werden in mehreren Version vom Unternehmen MaxMind vertrieben. Sie gibt es in kostenloser und kostenpflichtiger Version, in der Regel ist jedoch die kostenlose Variante „GeoLite City“ ausreichend.
6. Das Android- und iOS-SDK
Wer das Verhalten seiner Kunden auch außerhalb der eigenen Website erfassen will, hat mit dem Android- und iOS-SDK von Piwik die Chance dazu. Die beiden Software Development Kits unterstützen die meisten der schon genannten Funktionen und bieten somit eine geeignete technische Basis.
Wie auch bei der Web-Version von Piwik werden die in Apps gesammelten Daten auf den eigenen Servern gespeichert. Auf Github wird sowohl für Android als auch für iOS erklärt, wie Nutzer die beiden SDKs einsetzen und ihre Funktionen nutzen.
7. Reporting mittels der Piwik-API und E-Mail-Reports
Was machen wir mit all den Daten, wenn wir sie auf den eigenen Servern gespeichert haben und über das Webinterface abrufen können? Richtig: Wir basteln uns Reports. Das gelingt entweder über automatisch versandte E-Mails oder über die Reporting-API.
Die sogenannten „Email Reports“ lassen sich auch von technisch kaum versierten Nutzern unter „Nutzername“ > „Email Reports“ einrichten. Sie versenden in fest definierten Abständen zuvor festgelegte Statistiken im PDF- oder HTML-Format an beliebig viele E-Mail-Adressen.
Etwas anspruchsvoller ist der Umgang mit der Analytics-Web-API von Piwik, die Nutzern den Abruf jeglicher Daten in allen erdenklichen Formaten ermöglicht. Wer hier tiefer einsteigen will, sollte sich die Dokumentation der REST-API zu Gemüte führen.
Fazit
Wenn du den Umgang mit eigenen Servern nicht scheust und die Hoheit über deine Daten behalten willst, solltest du Piwik zumindest einem Testlauf unterziehen. Den Anforderungen eines Marketers wird die Software zweifelsfrei gerecht.
Und: Wer sich vor dem Mehraufwand scheut oder nicht über die technische Erfahrung verfügt, kann über Piwik Pro sogar eine gehostete Alternative nutzen.
Habt ihr Piwik schon mal getestet? Wie lautet euer Fazit?
Es sieht auf den ersten Blick wirklich gut aus.
Ueber die Nachteile habt ihr aber nicht berichtet:
1.Es erzeugt eine sehr grosse Last auf den eigenen Servern
2.Die erhobenen Daten fressen unmengen an Speicherplatz
Warum sollte ich meine eigenen Server so stark belasten,wenn ich auch die von Google Analytics und Yandex Metrica belasten kann.
Gerade bei Freehostern ist sowas sicher nicht gerne gesehen.
Ich selbst benutze Google Analytics und seit kurzem auch Yandex Metrica.
Ich bin mit beiden sehr zufrieden.
Beide haben funktionien,die es bei Piwik nicht gibt.
Bei Google gibts eine Echtzeit Uebersicht mit entsprechender Chrome Erweiterung.
Bei Yandex gibts den Webvisor,wo ich sogar die Mausbewegungen und Tastendruecke sehe.
Datenschutz?
Noch nie was davon gehoert xD
Ich nutze Piwik schon lange als Webanalysesystem und bin eigentlich sehr zufrieden. Wie mein Vorredner schon sagte, ist leider die Serverlast sehr hoch.
Deshalb werde ich mir jetzt eine eigene Lösung bauen, nur mit den wichtigsten Features, aber dafür ressourcenschonend.
@Niklas Poslovski: Den Speicherplatz in der Datenbank kann man in den Einstellungen freigeben. (Log Daten löschen und nur Berichte behalten)
Die Installation empfinde ich sehr einfach. ZIP auf den Sever laden und entpacken, dann führt einen der Konfigurator durch die Installation.
Ich benutze Piwik schon seit Jahren und laufe damit echt super. Es ist und bleibt ein fester Bestandteil meiner Analyse Abläufe. Wer sich mit dem Programmieren auskennt, kann hier die eigenen Daten sogar über eigene ausgaben generieren. Es ist einfach sehr offen. Da ein eigenes System beim Sammeln viel Platz braucht, ist natürlich auch klar hier sollte man grade wenn man das Tool länger nutzen möchte einen starken Server haben und/oder diesen dann nur für Piwik und andere Analyse Tools benutzen. So ist auch ein Angriff nicht so stark. Fazit: Es lohnt sich auf jeden Fall, dieses Tool zu holen und es in seine tägliche Arbeit ein zu binden. In den letzten Jahren ist die Installation Routine um einiges besser geworden und Updates lassen sich nun auch ohne Stress einfach per Klick installieren.