
Das Hauptquartier von Sony Interactive Entertainment liegt längst in Kalifornien. (Foto: Pauras / Shutterstock.com)
In einem Statement hat Sony Interactive Entertainment (SIE) bestätigt, dass das Tokyoter Japan Studio geschlossen wird. Der für die Playstation zuständige Unternehmensbereich des Elektronikkonzerns spricht von einer Reorganisation. Die Mitarbeiter des Japan Studios sollen zukünftig in Team Asobi, das Studio hinter der Astro-Bot-Spielreihe, integriert werden. Sonys Japan Studio hatte seit 1994 Exklusivtitel für die Playstation entwickelt.
Schon im letzten Jahr hatten mehrere namhafte Spieleentwickler wie der Silent-Hill-Schöpfer Keiichiro Toyama und der Bloodborne-Entwickler Teruyuki Toriyama Japan Studio verlassen. Nach Informationen der Gaming-Publikation VGC wollte Toriyama weiterhin Spiele für den japanischen Markt entwickeln, mit der Hoffnung. damit auch im Westen Erfolg zu haben. Die seit 2016 von den USA aus operierende Playstation-Führung wollte hingegen mehr Spiele, die auf den internationalen Markt abzielen.
Amerika ist der wichtigste Markt für die Playstation-Macher
Laut einem Bloomberg-Bericht von November 2020 hatte die Sony-Führung nach enttäuschenden Verkaufszahlen der Playstation 4 in Japan beschlossen, sich stärker auf den US-Markt zu konzentrieren. Playstation-Chef Jim Ryan widersprach dem Bericht jedoch und erklärte, dass der japanische Heimatmarkt für Sony weiterhin einen hohen Stellenwert habe.
Marktbeobachtern zufolge stammen rund 35 Prozent der von Sony generierten Videospielumsätze aus den USA. Schon deswegen soll sich nach Informationen von Bloomberg im kalifornischen SIE-Hauptquartier die Ansicht durchgesetzt haben; man brauche keine Spiele, die nur in Japan erfolgreich sind.
Auch die Vorstellung der Playstation 5 war vor allem auf die westlichen Märkte ausgelegt: Das Online-Event wurde zu einer Zeit übertragen, als es in Tokyo gerade einmal 5 Uhr früh war. Außerdem hat Sony bei der neusten Playstation mit einer 26 Jahre alten Tradition gebrochen: Erstmals müssen auch japanische Spieler der westlichen Tastenbelegung folgen und dementsprechend mit X bestätigen und mit O abbrechen.
Microsoft soll an japanischen Spieleentwicklern interessiert sein
Seit geraumer Zeit halten sich Gerüchte, laut denen Microsoft nach der Übernahme der Bethesda-Mutter Zenimax an weiteren Gaming-Zukäufen interessiert sei, um den Spiele-Abodienst Xbox Game Pass zu stärken. Nach Informationen von Bloomberg soll Microsoft dabei auch gezielt nach potenziellen Übernahmekandidaten in Japan Ausschau halten und bereits 2020 mit mehreren Studios in Kontakt getreten sein. Außerdem gibt es Berichte darüber, dass Microsoft den Dark-Souls-Macher Fromsoftware mit der Entwicklung eines Exklusivtitels beauftragt habe. Dafür gibt es bislang allerdings keine Bestätigung.
Experten gehen derweil nicht davon aus, dass die Xbox auf absehbare Zeit einen nennenswerten Marktanteil in Japan erreichen wird. Nach Angaben des japanischen Videospielpublishers Famitsu konnte Microsoft von der Xbox Series X und Series S im letzten Jahr nur etwas mehr als 31.000 Einheiten in Japan absetzen.
Zum Vergleich: Sony verkaufte mehr als 265.000 Exemplare der Playstation 5 und zusätzlich mehr als 555.000 Einheiten der Playstation 4. Allerdings verblassen auch diese Zahlen, wenn man sie mit denen von Nintendo vergleicht: Die Switch wurde in Japan im letzten Jahr mehr als 6,2 Millionen Mal verkauft. Das entspricht 87 Prozent aller japanischen Konsolenverkäufe in dem Zeitraum.