Die Online-Werbebranche hat ein Problem: Schon jetzt begrenzen Browser wie Firefox oder Safari den Einsatz von Tracking-Cookies und auch Google arbeitet daran, sie aus dem Chrome-Browser zu verbannen. Als Reaktion auf diese Entwicklung hat das Interactive Advertising Bureau (IAB) im Rahmen eines jährlichen Meetings einen Plan vorgestellt, um auch nach Abschaffung von Dritt-Anbieter-Cookies weiterhin zielgerichtete Online-Werbung schalten zu können.
Das IAB ist ein internationaler Wirtschaftsverband der Online-Werbebranche und sorgt für die Vereinheitlichung und Standardisierung von digitalen Werbeformaten. Bei den Mitgliedern handelt es sich um das Who-is-who der Branche, und doch ist der „Project Rearc“ getaufte Plan vorerst nicht mehr als eine grobe Absichtserklärung. Im Kern soll das Tracking durch Dritt-Anbieter-Cookies durch eine Art Nutzerkennung ersetzt werden, die beispielsweise auf der Telefonnummer oder der E-Mail-Adresse einer Person basieren soll.
In der Praxis würde das einen einheitlichen Login auf den unterschiedlichsten Websites erfordern. Das Prinzip erinnert an das von RTL, ProSiebenSat1 und United Internet ins Leben gerufene NetID. Wie bei der Idee der deutschen Medienanbieter, soll auch „Project Rearc“ am Ende sicherstellen, dass die Verbraucher bis zu einem gewissen Grad die Kontrolle behalten. Der IAB-Plan sieht vor, dass Nutzerinnen und Nutzer bestimmte Datenschutzeinstellungen vornehmen können, an die sich die Werbeindustrie anschließend halten soll.
IAB-Chef: „Wir haben einen chaotischen und beängstigenden Marktplatz geschaffen“
In einer Ansprache gegenüber IAB-Mitgliedern, die als Abschrift ins Netz gestellt wurde, weist Verbandschef Randall Rothenberg auch auf Versäumnisse der Branche hin. „Vor einem Monat kündigte Google einen formellen Plan an, die Verwendung von Cookies von Drittanbietern im Chrome-Browser auslaufen zu lassen. Der Schritt von Google war zwei Jahre in Arbeit und folgte auf mehr als sechs Monate aktiver Diskussionen mit Branchenverbänden wie dem IAB und anderen“, so Rothenberg. Hinzu käme, dass Apple, Mozilla und Microsoft den Wechsel zu Browsern, die Dritt-Anbieter-Cookies unterbinden, bereits vollzogen hätten.
Außerdem weist Rothenberg darauf hin, dass auch der Gesetzgeber in vielen Ländern immer stärker darauf poche, dass die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer gewahrt werde. „Wir haben einen chaotischen und beängstigenden Marktplatz geschaffen, der auf der Sammlung und Nutzung persönlicher Daten beruht und der vielen Menschen Angst einjagt, weil sie diese nicht verstehen und nicht kontrollieren können“, so Rothenberg, der hinzufügt: „Der bevorstehende Tod des Cookies von Drittanbietern ermöglicht es uns, all dies zu beheben.“ Wie genau „Project Rearc“ das am Ende technisch bewerkstelligen soll, lässt Rothenberg indes offen.
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Phu, dass ist ja ein starkes Ding. Das die cookies zum Tod verurteilt sind ist glaube jetzt auch jedem klar. Ich bin gespannt, wie das dann in Zukunft aussehen wird. Denn auch da enorme wissen was datenbroker über einen haben ist ja auch nicht zu unterschätzen.