
Singt und tanzt gern: Heather Morgan aka Razzlekhan. (Screenshot: Morgan/Twitter, t3n.de)
Im Jahr 2016 waren bei einem Angriff auf die Kryptobörse Bitfinex 120.000 Bitcoin entwendet worden. Einen Teil der Beute, im Wert von aktuell knapp 3,6 Milliarden US-Dollar, hat die US-Justiz am Dienstag beschlagnahmt. Ins Netz ging ihnen außerdem ein New Yorker Ehepaar, das jetzt der Geldwäsche beschuldigt wird. Insbesondere bei Heather Morgan scheint es sich um eine schillernde Persönlichkeit zu handeln, wie erste Recherchen von US-Medien zeigen. Unter dem Pseudonym Razzlekhan versuchte sich Morgan als Rapperin – mit eher zweifelhaftem Erfolg.
Krypto-Kriminelle als Wall-Street-Krokodil
Leider ist das Youtube-Video, in dem Razzlekhan sich unter anderem als „Crocodile of Wall Street“ und Versace-Beduinin bezeichnet, inzwischen nicht mehr verfügbar. Wer am Dienstagabend noch einen Blick darauf werfen konnte, war unentschieden zwischen Faszination und Kichern. Denn Morgan rappt dort dermaßen außer Takt mit übertriebenen Posen, dass das Ganze durchaus als Parodie durchgehen könnte. Es scheint aber ernst gemeint zu sein, wenn man sich auch die übrigen Social-Media-Aktivitäten anschaut.
Interessanterweise wirkte die 31-jährige Morgan auch als freie Autorin für das renommierte US-Wirtschaftsmagazin Forbes. Dort warnte sie etwa in einem Artikel vor Cyberkriminellen und Betrugsversuchen, die sich aufgrund der Corona-Pandemie häufen würden. Auch für den auf Gründer:innen spezialisierten Forbes-Konkurrenten Inc. hat Morgan geschrieben, etwa wie man in drei Schritten zum oder zur Expert:in für alles wird. Ihrem Linkedin-Profil zufolge hat Morgan einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaft und internationalen Beziehungen der University of California sowie einen Master an der American University of Cairo.
Morgans Mann Ilya Lichtenstein, alias Dutch, soll laut New York Times einen Bachelor in Psychologie an der University of Wisconsin-Madison gemacht haben. Auf Linkedin beschreibt sich der 34-Jährige als „Technologieunternehmer, Programmierer und Investor“. Lichtenstein ist demnach an Blockchain-Technologie, Automatisierung und Big Data interessiert. Er hat wohl gemeinsam mit Morgan das Startup Demandpath gegründet, das 1,5 Millionen Dollar unter anderem von Investor Mark Cuban an Land ziehen konnte, scheint aber dort seit Längerem nicht mehr aktiv zu sein.
Ausgefeilte Technik: Verschwörung zur Geldwäsche
Ob Morgan und Lichtenstein selbst hinter der Attacke auf Bitfinex stecken, ist derzeit unklar. Die US-Justiz beschuldigt sie bislang der Verschwörung zur Geldwäsche und Verschwörung zum Betrug der USA. Dafür drohen ihnen Haftstrafen von bis zu 20 beziehungsweise 5 Jahren. Den Strafverfolgungsbehörden zufolge sollen die beiden sich ausgefeilter Techniken bedient haben, was die Geldwäsche angeht. So hätten sie fiktive Identitäten bei der Eröffnung von Konten genutzt, ihre Transaktionen durch Computer automatisieren lassen und versucht, diese durch das Wechseln der Blockchains und schnelles Hin- und Hertauschen zwischen Kryptowährungen zu vertuschen.