Rohrpost im Kanzleramt: Deshalb hält die Regierung am Kommunikationssystem fest
Wie die dpa vermeldet, will man sich im deutschen Kanzleramt in absehbarer Zeit nicht von der guten alten Rohrpost trennen. Obwohl die Sendung per Druckluft in vieler Hinsicht veraltet ist, hat sie gegenüber modernen digitalen Kommunikationsformen so manchen Vorteil.
Die Rohrpost ist schnell und sicher
Dokumente, Bargeld, Laborproben oder Blutkonserven – was auch immer man per Rohrpost verschicken möchte, steckt man in einen zylinderförmigen Behälter und vertraut diesen dann einem teils kilometerlangen Rohrsystem an.
Per Druckluft gelangt die Transportbüchse dann mit Geschwindigkeiten von bis zu sechs Metern pro Sekunde ans Ziel.
Wer noch nie vom faszinierenden Prinzip der Rohrpost gehört hat, erfährt alles Wichtige dazu in diesem Youtube-Video:
Vor dem digitalen Zeitalter war die Rohrpost in vielen größeren Städten und Bürogebäuden gang und gäbe. Mit der Erfindung von Faxgeräten und spätestens seit Erfindung des Internets verlor die Kommunikationsform aber nach und nach an Bedeutung.
Trotz elektronischer Akte: Der Kanzler will an der Rohrpost festhalten
Die Ausnahmen bilden in der Regel Krankenhäuser, Banken – und das deutsche Kanzleramt. Dort wurde sogar erst im Jahr 2001 ein brandneues Rohrpostsystem installiert. Und das ist immer noch eifrig in Betrieb. Laut eines Regierungssprechers werden im Monat 1000 Sendungen damit verschickt.
Das ist laut Rheinischer Post zwar etwas weniger als noch 2019 unter Kanzlerin Merkel, wo im Monat 2400 Transportkapseln durch das 1300 Meter lange Zweiliniensystem mit den 36 Stationen sausten, trotzdem will Kanzler Olaf Scholz laut der dpa-Meldung vorerst weiter an der Rohrpost festhalten.
Rohrpost sollte abgeschafft werden
Ursprünglich war geplant, dass das System nach vollständiger Einführung der elektronischen Akte abgeschafft werden sollte, spätestens im Jahr 2025. Bislang gibt es aber keine wirklich guten Alternativen. Denn viele Dokumente im Kanzleramt unterliegen entweder der Geheimhaltung oder müssen persönlich unterschrieben werden.
Dabei ist die Rohrpost im Gegensatz zum elektronischen Datenverkehr nicht nur zu 100 Prozent sicher vor Cyberangriffen, sie kostet mit 15.000 Euro pro Jahr auch deutlich weniger als der Transport vertraulicher Dokumente über Hausboten.
Dass Behörden und öffentliche Stellen aus verschiedenen Gründen noch sehr lange auf veraltete Technologie setzen, ist keine Seltenheit. So hat man ausgerechnet im High-Tech-Land Japan erst 2022 beschlossen, die Verwendung der Floppy-Disk in Ämtern abzuschaffen.
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