SAP-Chef: „Restrukturierung wird hart“ – und kommt mit Belegschaftsbewertungen

Performance und Teamfähigkeit: Das sind die beiden Kriterien, anhand derer der Softwarekonzern SAP die Leistung seiner Mitarbeitenden künftig bewertet. Ein erster Test der neuen Feedback-Variante läuft derzeit im Top-Management, 2025 soll dann die ganze Belegschaft in „Performer“, „Achiever“ und „Improver“ eingeteilt werden.
Verantwortlich für den Kulturwandel ist SAP-CEO Christian Klein. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung hat er jetzt erklärt, was die neue Einteilung ändern soll.
Performer, Achiever, Improver: SAP-Chef will mehr kritisches Feedback
Geht es nach Klein, sind Gespräche über das Verbesserungspotenzial von Mitarbeitenden bei SAP „ein bisschen zu kurz gekommen in den letzten Jahren“.
Auf die konkrete Einordnung der Belegschaft in Performer, Achiever und Improver geht der CEO im Interview nicht weiter ein. Er spricht lieber darüber, dass eine Kultur, in der sich alle „gegenseitig auf die Schulter klopfen“, das Unternehmen nicht weiterbringen würde.
Kritische Gespräche seien nicht immer angenehm, so Klein, er selbst habe in der Vergangenheit aber immer wieder davon profitiert: „Wenn mir nicht jemand immer wieder offen gesagt hätte, was ich weniger gut mache, dann würde ich nicht hier sitzen.“
Bisher hat SAP auf einen kontinuierlichen Dialog mit den Mitarbeitenden gesetzt, das Konzept war extern auch als „SAP-Talk“ bekannt. Auf die Frage, ob ihm die letzten Jahre zu „larifari“ gewesen seien, antwortet der Konzernchef wie folgt: „Es gab mal ein Bewertungssystem, das abgeschafft wurde, weil gefühlt irgendwann alle High Performer waren. Wenn jeder High Performer ist und sich niemand mehr traut, offenes Feedback zu geben, ergibt das keinen Sinn. Das ist auch eine kulturelle Frage: Ich werde kritisiert – und damit muss ich umgehen können.“
Der Preis für „richtige Entscheidungen und die Zukunftsfähigkeit von SAP“?
Mit Kritik umgehen: Das muss Klein im Zuge der Umstrukturierung selbst immer wieder. Allein in Deutschland sollen 2.6oo Stellen wegfallen, weltweit ist eine Kürzung von 8.000 Arbeitsplätzen geplant. Anfang 2024 hat der Betriebsrat einen offenen Protestbrief gegen die geplante Einführung von Präsenztagen formuliert, rund 2.000 Beschäftigte haben ihn unterzeichnet.
„Wir fühlen uns von einem Unternehmen verraten, das uns bis vor kurzem dazu ermutigt hat, von zu Hause zu arbeiten“, hieß es da, und weiter: „Die Prioritäten der Kollegen liegen aktuell nicht auf den Zielen des ersten Quartals, sondern auf der Suche nach einem stabilen Job, in dem sie sich wertgeschätzt und respektiert fühlen.“
Nach der Mitarbeitendenzufriedenheit gefragt, gibt sich Klein im Interview mit der Süddeutschen Zeitung zielorientiert. „Unsere Restrukturierung wird hart“, so der Konzernchef, er müsse aber nun mal abwägen, was das Beste für das Unternehmen sei. „Wenn die Mitarbeiterzufriedenheit kurzfristig abnimmt, dann kann ich trotzdem noch in den Spiegel schauen und sagen: Christian, okay, das ist nicht schön, aber es ist der Preis für richtige Entscheidungen und die Zukunftsfähigkeit von SAP.“