Schlechte Führung: Die „Kettenreaktion der Unproduktivität“ und wie sie Mitarbeiter lahmlegt
Dass der Führungsstil der Chefin beziehungsweise des Chefs einen Einfluss auf die Arbeit von Teammitgliedern hat, ist bekannt. Wie genau sich allerdings schlechte Führungsstile auf das Verhalten von Angestellten auswirken, eher weniger. Eine aktuelle Studie des US-amerikanischen Stevens Institute of Technology und der Universität von Illinois befasst sich mit dieser Frage. Forschende haben sich genauer angeschaut, wie sich schlechte Führung auf das Team auswirkt. Hierzulande hat zuerst Die Welt berichtet.
Als schlechte Führung identifizierten die Forscherinnen und Forscher dabei vor allem eine Führungskultur ohne Ermächtigungsverhalten. Die Chefin beziehungsweise der Chef beteiligt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gar nicht oder kaum an Entscheidungen oder neuen Prozessen und erkennt und fördert die individuellen Stärken der Teammitglieder nicht. Die Forschenden finden für diese Form von Führung eine drastische Bezeichnung: Sie sprechen von missbräuchlicher Führung. Sie führe zur „Kettenreaktion der Unproduktivität“.
Howie Xu, einer der Studienautoren, beschreibt die Folgen so: „Zum Glück kommt missbräuchliche Führung nicht allzu häufig vor, aber wenn sie vorkommt, wird es immer unwahrscheinlicher, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über längere Zeit die Initiative ergreifen und sich für eine Verbesserung der Geschäftspraktiken einsetzen.“ Xu spricht von einer fortschreitenden Resignation, die in der Folge sehr stark negativ die Motivation beeinflusst und am Ende dadurch auch nachteilig auf den Geschäftserfolg einwirkt.
Patriarchale Führung: Hier bestimmt der Chef
Dieser Führungsstil wirke aus der Zeit gefallen, dabei ist der in der Unternehmenswelt durchaus noch verbreitet, sagt die Führungsexpertin Karin Lausch gegenüber t3n. Sie spricht von einer patriarchalischen Führungskultur. „Hier hat die Führungskraft das Sagen. Sie trifft alle Entscheidungen allein und bezieht ihre Mitarbeitenden nicht mit ein.“ Jedoch nicht unbedingt aus Ignoranz oder Machtstreben, sondern oft aus gut gemeinter Fürsorge. Das funktioniere laut Karin Lausch allerdings nur mit Menschen, die dafür auch zu haben sind.
Welche Menschen das sind, darauf hat die Studie auch eine Antwort gefunden. Unter missbräuchlicher Führung leiden vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am meisten, denen die weitere berufliche Entwicklung wichtig ist. Oft sind es die engagierten und wissbegierigen Teammitglieder. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die hingegen einfach nur ihre Arbeit nach Vorgabe ausüben wollen, fühlen sich weniger betroffen. Das sind oft die, die sich kaum für eine berufliche Karriere, sondern mehr für die Arbeitsplatzsicherheit interessieren.
Dieser Führungsstil ist vor allem in kleinen Familienunternehmen präsent, so Karin Lausch, doch auch in Startups begegnet er ihr immer wieder. „Gründerinnen und Gründer treffen Entscheidungen häufig ebenfalls allein und binden ihre Mitarbeitenden in ähnlichen Strukturen, nur dass hier weniger die bestehende Tradition, sondern mehr die gemeinsame Vision den Zusammenhalt erzeugen soll.“ Zwar reduziert so ein Führungsstil die Komplexität, jedoch fallen Entscheidungen meist schlechter aus, weil es an Perspektivenpluralität fehlt.
Servant-Leadership: Führungskräfte als Diener
Einen alternativen Führungsstil, der die Eigenverantwortlichkeit der Teammitglieder in den Fokus stellt, sieht Karin Lausch in der dienenden Führung, auch Servant-Leadership genannt: „Die Mission der Vorgesetzten ist es, die Interessen und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu wahren und eine Umgebung zu schaffen, in der sie ihr volles Potenzial entfalten können.“ Servant-Leader glänzen nicht durch Micromanagemet, sondern durch einen starken Teamgeist, ein hohes Maß an Vertrauen und eine Menge an Empathie.
„Die Scrum-Master-Rolle in agilen Teams ist das perfekte Beispiel für dienende Führung. Ihre Aufgabe ist es, Störungen im Arbeitsprozess zu beseitigen, Diskussionen zu moderieren und sie methodisch zu begleiten, partizipative Entscheidungsprozesse zu ermöglichen und das Team dabei zu unterstützen, zur Höchstleistung zu finden“, so die Führungsexpertin. Wenn der Fokus mehr auf Unterstützung statt auf reiner Bestimmung liegt, fördert das auch die emotionale Bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Arbeitgeber.
Der alte Spruch:
“ Der Fisch stinkt vom Kopf her“
hat sowohl positiv als auch negativ gesehen seine Berechtigung.
Dafür bedarf es meiner Ansicht nach keiner Studie, sondern lediglich eines klaren und gesunden Versands.
Ich finde es seltsam, dass oft über Dinge geforscht wird, die offensichtlich sind.
Ich Frage mich:
Macht Forschung zu altbekannten Vorgängen diese wirklich glaubwürdiger oder bekommen viele Menschen einfach nicht mit, was in ihrem Leben vorgeht?
Ich sehe es so, wenn ich etwas nicht verstehe oder mich etwas belastet und wissen will, was dahinter steckt, dann informiere ich mich adäquat und so lange, bis ich für mich zu einem plausiblen und zufriedenstellenden Ergebnis komme. Diese Erkenntnis ist eine Bereicherung für mich, auf der ich weitere Erkenntnisse aufbauen und meinen Horizont befriedigend erweitern kann. Ich finde, es ist sich jeder Mensch schuldig, sich eine eigene, adäquate Meinung zu bilden.
Die hier erwähnten Führungsstile sind so individuell wie die jeweiligen Menschen. Das aussagekräftig zu erforschen, wäre enorm aufwendig und würde zu einem unüberschaubaren Ergebnis führen.
Den Aspekt der Sensibilisierung erkenne ich an, doch wie schon erwähnt, ist meines Erachtens keine Forschung dafür nötig.
Die Beschreibung „Hier hat die Führungskraft das Sagen. Sie trifft alle Entscheidungen allein und bezieht ihre Mitarbeitenden nicht mit ein“ entspricht am ehesten dem autoritären oder autokratischen Führungsstil, nicht unbedingt der patriarchalen Führung.
Autoritärer Führungsstil zeichnet sich dadurch aus, dass die Führungskraft alle Entscheidungen trifft, ohne Input oder Feedback der Mitarbeitenden zu berücksichtigen. Die Kommunikation ist meist einseitig von oben nach unten.
Patriarchale Führung hingegen hat einen etwas anderen Fokus. Es bezieht sich auf einen Führungsstil, der väterlich und fürsorglich sein kann, aber auch autoritär. Der patriarchale Führungsstil kann auch partizipative Elemente enthalten, wobei die endgültige Entscheidungsgewalt weiterhin bei der Führungskraft liegt.
Der Unterschied liegt hauptsächlich in der Art und Weise, wie die Führungskraft ihre Rolle ausübt und wie sie ihre Beziehung zu den Mitarbeitenden gestaltet. Autoritärer Stil ist strikter und weniger auf die persönlichen Beziehungen oder das Wohlbefinden der Mitarbeitenden ausgerichtet, während patriarchaler Stil eine gewisse Fürsorge oder ein familiäres Verantwortungsgefühl beinhalten kann.
Ein bestimmter Führungsstil ist nicht per se gut oder schlecht, es kommt immer darauf an, ob er gut oder schlecht ausgeführt wird. Ich habe den besten Vorgesetzten in der hierarchischen Führung gehabt und sehr schlechte in der agilen Arbeitswelt. In letzterer wird sich nämlich gerne auf der Eigenverantwortung ausgeruht. Es kommt aber immer wieder vor, dass man doch mal Führung bis hin zu einer Entscheidung „von oben“ benötigt, wenn verschiedene Interessen/Befindlichkeiten aufeinander prallen. Wirklich anstrengend ist es auch, wenn zwar „Oben“ entschieden wird, dass ein Projekt nicht mehr fortgeführt wird, dann aber den betroffenen Angestellten „ganz eigenverantwortlich“ überlassen wird, sich neu zu orientieren. Unterstützung Fehlanzeige.
Dann doch lieber etwas mehr Führung, statt mit Phrasen bequatscht im Regen stehen gelassen werden.