Noch mehr schlechte Nachrichten für die weltweit größte Kryptobörse Binance. Nach der Anklage durch die US-Börsenaufsicht SEC hakt es nun offenbar auch bei der Europaexpansion: Wie der Finanzblog FinanceFWD berichtet, sind mehrere Führungskräfte, die das Wachstum der Kryptobörse vorantreiben sollten, auf dem Absprung oder haben Binance bereits verlassen. Dazu gehört auch Europa-Director Michael Wild und weitere Mitglieder aus dem deutschsprachigen Team.
Binance wartet auf Lizenz in Deutschland
Wild sollte mit seiner Mannschaft eigentlich das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufbauen. Dazu hatte Binance auch in Deutschland bei der Finanzaufsicht Bafin eine Erlaubnis für die Kryptoverwahrung und für den Eigenhandel mit Kryptowährungen beantragt. Deutschland galt als einer der Kernmärkte für die europäische Expansion von Binance. Die bislang nicht erteilte Lizenz ist nötig, um die Binance-Dienste auf dem deutschen Markt bewerben zu dürfen. Die deutsche Benutzeroberfläche für Kunden wurde im Oktober 2021 aus regulatorischen Gründen eingestellt.
In anderen europäischen Ländern war Binance bei dem Bemühen um eine solche Lizenz bereits erfolgreich: In Frankreich, Italien und Zypern erhielt die Kryptobörse eine entsprechende Erlaubnis. Bei der ohnehin kryptokritischen Bafin dürfte sich das Verfahren nach dem Vorgehen der SEC nun allerdings nicht gerade vereinfacht haben. Die Aufgabe, in Deutschland eine entsprechende Lizenz zu bekommen, fällt jetzt Jonas Jünger zu. Der ehemalige Managing Director des österreichischen Verwahrungsdienstleisters Kiprion übernimmt nun den Job als Deutschland-Chef bei Binance.
SEC-Klagen setzen Kryptomarkt unter Druck
Das Vorgehen der SEC gegen Binance und die US-Kryptofirma Coinbase hatte insbesondere den Kurs von Kryptowährungen wie Polygon, Solana und Cardano unter Druck gesetzt. Der US-Neobroker Robinhood kündigte zudem an, den Handel mit diesen Coins ab dem 27. Juni einzustellen.
Die SEC hatte im Zuge der Klagen ihre Liste der Kryptowährungen erweitert, die sie als Wertpapiere einstuft. Mit dieser Klassifizierung gehen höhere Anforderungen an die Regulierung beim Handel mit den entsprechenden Coins einher.
Binance und Coinbase gehen auf Konfrontation
Binance kündigte nach dem Bekanntwerden der Klage an, dass seine US-Tochter ab sofort keine Zahlungen in der US-Währung mehr annehmen wird. Ab dem 13. Juni könnten sich Kundinnen und Kunden auch keine Guthaben mehr in Dollar auszahlen lassen. Ein- und Auszahlungen in Cyber-Devisen sowie der Handel damit gehen aber unverändert weiter.
Die beiden Kryptobörsen wehren sich gegen die Vorwürfe der SEC. Aus ihrer Sicht handelt es sich bei den Kryptowerten nicht um Wertpapiere, die in den USA entsprechend registriert werden müssten. Den Grundsatzstreit will Coinbase jetzt stellvertretend für die ganze Branche austragen. „Angesichts der heutigen SEC-Klage gegen uns sind wir stolz darauf, die Branche vor Gericht zu vertreten, um endlich Klarheit über die Kryptoregeln zu bekommen“, schrieb Firmenchef Brian Armstrong auf Twitter.
Auch SEC-Chef Gensler unter Druck
Dass die SEC mit Klagen gegen Kryptofirmen vorgeht, statt einen definierten Rechtsrahmen für den Handel mit Kryptowährungen zu schaffen, wird nicht nur seitens der Branche kritisiert. Unterstützung bekommen Binance und Co. aktuell auch von republikanischen Politikern, die einen Gesetzesvorschlag einbringen wollen, der darauf abzielt, SEC-Chef Gary Gensler zu entlassen.
Der sogenannten SEC Stabilization Act solle für Investoren und Industrie „eine klare und konsequente Aufsicht und keine politische Spielerei“ schaffen. Gensler wird vorgeworfen, so hart gegen die Kryptofirmen vorzugehen, weil seine Behörde nach der Pleite der Kryptobörse FTX selbst unter Druck steht, den Kryptomarkt besser zu regulieren.