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Nach 2 Misserfolgen: Second-Life-Erfinder zweifelt am Metaverse

Der sehr frühe Metaverse-Erschaffer Philip Rosedale ist skeptisch hinsichtlich des Erfolgs der modernen Konzepte zum Metaversum und wünscht Ex-Facebook alles Schlechte.

3 Min.
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Second Life im Jahr 2007. (Bild: 360b / Shutterstock.com)

Der Second-Life-Erfinder Philip Rosedale sieht im Konzept des Metaversum nur noch eine Nische. Das werde sich auch mit viel Geld und dem Interesse von Meta, früher unter dem Namen Facebook bekannt, nicht ändern. Jedenfalls hofft er das mit Blick auf den blauen Social-Media-Riesen. Das sagte Rosedale in einem Interview mit Axios.

Der Fluch der frühen Geburt: Rosedale erlebte ihn gleich zweimal

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Man könnte sagen, zwei Misserfolge haben ihn weiser gemacht. Rosedale leitete das „Second Life“-Unternehmen Linden Lab von 1999 bis 2013. Und darf sich damit zu Recht als Metaverse-Pionier bezeichnen. Heute leitet er das Raumklangunternehmen High-Fidelity, das 3D-Audio für Online-Meetings anbietet, zuvor aber mit einer VR-Brille für virtuelle Welten gescheitert war.

Im Licht seiner Erfahrungen sagt er über das Metaverse heute dies: „Ich denke, wir haben gelernt – und angesichts meiner Arbeit muss ich dem leider zustimmen -, dass es nicht für jeden geeignet ist und vielleicht nie für jeden geeignet sein wird“.

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Auch die Fehler in der Einschätzung kann Rosedale recht klar benennen. Damals hätte er die These vertreten, „dass wir alle zwangsläufig einen immer größeren Teil unseres Lebens in einer virtuellen Welt verbringen würden.“ Der Erfolg schien ihm zunächst recht zu geben.

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„Second Life“ fand großen Anklang in der Presse und hatte etwa eine Million monatliche Nutzer, die virtuelles Land kaufen und alles erschaffen konnten, was ihrer Fantasie und den Werkzeugen des Programms entsprach. In der Virtualität veranstalteten die Nutzenden Konzerte, stellten Kunstwerke her und veranstalteten Modeschauen. Sie bauten virtuelle Ökosysteme auf und errichteten sogar ein Rotlichtviertel.

Massive Fehleinschätzung: Menschen verbringen weniger Zeit im Metaverse als gedacht

Verschätzt hätten er und sein Team sich besonders bei der Frage, wie viel Zeit Menschen wirklich in „Second Life“ verbringen würden. So habe er erwartet, dass Nutzende sofort viele Stunden in der virtuellen Welt verbringen würden, „um Dinge mit anderen zu tun“. Das aber sei „definitiv nicht wahr“ gewesen. Zudem habe es ein zunehmendes Unbehagen gegeben, nur noch als Avatar-Version zu existieren und auf diese Weise mit anderen zu interagieren.

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Das sei mit den neuen Ideen vom Metaverse nicht anders. Laut Rosedale „stellt sich immer noch die gewichtige Frage, was normale Menschen dazu bringt, sich in diese Online-Räume zu begeben“. Für diese Frage gebe es keine befriedigende Antwort.

Aktuelles Interesse hauptsächlich Corona-induziert

Dabei räumt er durchaus ein, dass es heutzutage Faktoren gibt, die für ein erneutes Interesse am Metaverse-Konzept sprechen. Vor allem die Corona-Pandemie habe Menschen aus schierer Angst dazu gebracht, mehr Zeit ihres Lebens online zu verbringen. Und hier würden Unternehmen kreisen „wie Geier um die mögliche Beute von mehr Zeit, die wir online verbringen müssen“. Er meint damit ziemlich eindeutig Meta.

Nach Rosedales Auffassung wird dieses neue Interesse ermatten, wenn die Pandemie sich legt. So sieht er das Metaverse nur für einige wenige Anwendungsfälle geeignet. Er spricht daher weniger von Welten, denn von Räumen:

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„Man könnte einen öffentlichen Raum schaffen, der für die Menschen positiv ist, wo man neue Freunde finden kann, wo man sich über Ungerechtigkeiten beschweren kann.”

Derzeit sieht er allerdings noch Probleme, weil einige „der Kommunikationskomponenten, die nötig wären, um das komfortabel zu machen“, schlicht noch nicht so weit seien. Jedenfalls müsse das moderne Metaversum ohne zentralisierte Instanzen funktionieren, quasi ein offenes Protokoll darstellen, in dem sich Nutzende und Unternehmen souverän bewegen können, fordert er.

Einen Walled Garden lehnt Rosedale strikt ab. Das sei zu viel Macht, um sie in die Hände eines großen Technologieunternehmens zu legen, meint er. So wundert es nicht, dass er zu den Erfolgsaussichten von Metas neuem Metaverse-Projekt folgendes sagt: „Nun, ich hoffe, sie haben keinen.“

Man mag mit vielen Einschätzungen des Second-Life-Erfinders übereinstimmen. Dennoch gehört zur Wahrheit, dass der Vergleich mit „Second Life“ massiv hinkt, denn das war genauso ein Walled Garden, wie ihn Rosedale jetzt ablehnt. Eine offene virtuelle Welt, in der Nutzende sich ebenso souverän bewegen können wie in der realen, hätte ein völlig anderes Erfolgspotenzial. Zudem sind wir abseits fortbestehender technischer Einschränkungen im Jahr 2021 sehr viel weiter als im Jahr 2007 – auf der Höhe des Second-Life-Hypes. So dürfte in Rosedales Einschätzung ein ganzes Stück Bitterkeit mitschwingen. Er war einfach zu früh dran.

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Der Fluch der Pioniere. Ich kann den Frust verstehen aber Second Life war einfach nicht im Fokus der Zeit. Mit aufkommendem Fokus und auch der momentanen Veränderung im Bereich Cryptocurrency wird es sich aber zwangsläufig ändern und das Metaverse immer größer. Schade für ihn, dass er dahingehend verbittert ist, aber nachvollziehbar.

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Das sehe ich anders. Secondlife ist imgrunde genommen perfekt. Es ging erst wirklich abwärts im Laufe der Jahre nachdem man alles online im Marketplace kaufen konnte. Es gab dann kaum noch Anreiz die virtuellen Welten zu erkunden. Es war zeitsparender im Marketplace. Das führte dazu das sich die User mehr und mehr auf ihre eigenen virtuellen Bereiche konzentrierten. Das Miteinander und Kennenlernen von anderen Usern ging mehr und mehr zurück. Die Abschottung und Einsiedelei begann. Und damit ging es immer weiter bergab. Zum anderen was Secondlife interessant machte und eigentlich immer noch macht, war das jeder seine eigenen Ideen umsetzen konnte. Das virtuelle Werkzeug zum Bauen war genial und vielversprechend, wurde nur leider nicht wirklich verbessert. Stattdessen ging man zu Sculps und Mesh über, was die meisten überforderte und mehr für Programmierer bestimmt war. Das war der zweite Fehler, das das normale Bauen und Basteln mit Objekten in den Hintergrund trat und das ursprüngliche virtuelle Werkzeug nicht weiterentwickelt wurde. Denn das war das was die meisten wollten, eigene Ideen einfach verwirklichen und nicht erst ellenlang studieren wie man mit Sculps und Mesh hantieren muss, und dazu noch die Blendersoftware und andere erlernen muss. Dadurch wichen die normalen Usern und immer mehr Programmierer traten auf. Da Secondlife zudem nicht gerade billig ist, im Vergleich zu den jetzigen Cryptospielen natürlich schon, und die meisten mit der Konkurrenz der Programmierer nicht mithalten konnten, haben immer wenige auch was verdienen können, was ebenfalls zu viel Frust führte. Klar Secondlife sollte realistischer und besser werden, aber der Weg war falsch. Dennoch hält sich Secondlife immer noch, aber die Welt ist doch um einiges einsamer geworden. Ich erinnere mich noch gut an die alten Zeiten und als alles begann. Viele hatten unzählige Stunden verbracht in den ersten Jahren, und es hat eine Menge Spaß gemacht. Zudem viele neue Bekanntschaften und auch gemeinsame Aktivitäten. Nur die zwei Hauptfehler führten zum Niedergang. Ich denke das sich dies immer noch ändern könnte, wenn man diese Fehler bereinigt. Secondlife muss nicht virtuell sein, kann es aber durchaus! Beide Optionen wären super. Secondlife hat ne Menge Potential und trotz allem immer noch viele Fans, die immer noch darauf warten das vielleicht doch noch ein Wunder geschieht. Die Openworld, das Mainland ist genial. Als Zusatz die Inseln top. Und der Lindendollar ist die erste digitale Währung , die bis heute seinen Wert halten konnte, und bei all dem Bitcoin Run völlig übersehen wurde. Das müssen die neuen Kryptowährungen erstmal nachmachen.
Das die virtuelle Nachfolge-Welt Sansar floppte, siehe 2 Fehler Secondlife, und zusätzlich es war keine richtige Openworld (Mainland) wie in Secondlife, sondern mehr ein hin- und herteleportieren von privaten einzelnen Bereichen , wenn auch public, und wirkte ziemlich leblos, wenn grafisch auch sehr interessant. Siehe VRChat und vergleichbare! Es muss auch nicht immer nur realistisch sein, kreative und verspielte Plätze mit eigenem Charme sind oftmals viel besser. Und nur VR ist auch nicht der Hammer. Wenn man sich die Kryptospielewelten anschaut wird einem schon vor Beginn schwindlig wenn man die Preise sieht. Facebooks Metaverse wird höchstwahrscheinlich diegleichen Fehler machen, aber mit viel Geld kann man natürlich vielmehr experiementieren und herausfinden was am Besten funktioniert. Anfangs wird es denke ich wie Secondlife in der Anfangszeit sein, wo man alles erstmal erkundschaften wird. Aber entscheidend über den Erfolg wird sein, was es den Usern letztendlich wirklich bringt. Secondlife kam mit dem Ziel zur Welt, das jeder nicht nur sich was aufbauen kann, seine Ideen umsetzen könnte, sondern auch das man sogar davon finanziell leben könnte was man sich dort aufbaut, weshalb ja auch viele Firmen anfänglich sich dort versuchten, und scheiterten weil sie Secondlife mehr als Visitenkarte für ihr reales Unternehmen sahen. Einige konnten in der Tat exzellente finanzielle Erfolge erzielen, aber eben nur einige wenige. Facebooks Metaverse muss sich ebenfalls letztendlich daran messen lassen. Denn ansonsten kann es tatsächlich auch in ein Nischendasein rutschen.

Antworten
pop

r realistisch sein, kreative und verspielte Plätze mit eigenem Charme sind oftmals viel besser. Und nur VR ist auch nicht der Hammer. Wenn man sich die Kryptospielewelten anschaut wird einem schon vor Beginn schwindlig wenn man die Preise sieht. Facebooks Metaverse wird höchstwahrscheinlich diegleichen Fehler machen, aber mit viel Geld kann man natürlich vielmehr experiementieren und herausfinden was am Besten funktioniert. Anfangs wird es denke ich wie Secondlife in der Anfangszeit sein, wo man alles erstmal erkundschaften wird. Aber entscheidend über den Erfolg wird sein, was es den Usern letztendlich wirklich bringt. Secondlife kam mit dem Ziel zur Welt, das jeder nicht nur sich was aufbauen kann, seine Ideen umsetzen könnte, sondern auch das man so

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