Sexismus-Studie: So schneiden die Social-Media-Plattformen ab

„Die sozialen Medien lassen Frauen hängen“ lautet der Titel der Studie, die die Frauenrechtsorganisation Ultraviolet gemeinsam mit dem Institute for Strategic Dialogue, einem Thinktank für Konfliktforschung, vorgestellt hat. Darin wurde untersucht, wie Social-Media-Plattformen mit Hass, Hetze, Misogynie – also Frauenfeindlichkeit – und Desinformation umgehen und mit welchen Noten sie dabei abschneiden.
Wirklich überraschen dürften die Ergebnisse nicht. Von den untersuchten Plattformen – Facebook, Instagram, Twitter, Youtube, Tiktok und Reddit – schneidet keine besser als ein C ab; das entspricht in etwa einer 3 nach der deutschen Schulnotenskala. Schlusslicht ist Instagram mit einem F – glatte 6, durchgefallen.

So richtig stolz kann keine der untersuchten Plattformen auf das Endergebnis sein. (Screenshot: Ultraviolet/t3n)
Beurteilt wurden die Plattformen im Hinblick auf zahlreiche Kriterien, darunter beispielsweise die Frage, ob in den Nutzungsbedingungen und Transparenzberichten auch (Trans)Misogynie, Cyberstalking, sexuelle Belästigung oder Revenge-Porn als Hassrede erfasst werden. Aber auch die Frage, ob jede:r Nutzer:in der Plattform Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen melden kann, oder ob dieser Schritt unmittelbar Betroffenen und ihren Sorgeberechtigten vorbehalten ist, wurde untersucht. Ebenfalls wichtig war, ob es eine Art Helpdesk gibt, an dem sich Betroffene mit einem Menschen über das Erlebte austauschen können.

Die einzigen beiden Topnoten – das A – der Untersuchung bekommen Twitter und Reddit, wenn es darum geht, wer Verstöße melden kann. (Screenshot: Ultraviolet/t3n)
Wirklich gute Noten erzielt kaum eine Plattform – Twitter und Reddit bekommen hier und da mal ein B, ganz selten ein A, aber größtenteils bewegen sich die Bemühungen der Plattformen in einem Bereich, den man wohl mit „Das Minimum muss reichen“ beschreiben könnte.
Wie gesagt: Wirklich überraschen dürften diese Ergebnisse – auch im Kontext der Facebook-Enthüllungen der Whistleblowerin Frances Haugen – niemanden. Was also tun? Insgesamt, so die Frauenrechtsorganisation, müssten alle Plattformen noch viel verändern, um wirklich als Safe Space für Frauen und Mädchen, insbesondere auch für BIPoC und LGBTQIA*, zu gelten.
Dass Instagram noch schlechter abschneidet als Facebook, obwohl beide zum Meta-Konzern gehören, hat übrigens einen Grund: Zusätzlich zu den Schwachstellen, die auch Facebook aufweist, verstärkt Instagrams Algorithmus misogyne und Bodyshaming betreibende Inhalte. Außerdem unterscheiden sich die beiden Plattformen in Zielgruppe, gesellschaftlicher Bedeutung und bedienen unterschiedliche Medien. Auch Haugens Enthüllungen hatten ergeben, dass gerade Instagram eine verheerende Wirkung insbesondere auf junge Mädchen haben kann.
Die gesamte Studie kannst du dir bei Ultraviolet angucken; dort kannst du auch das Zeugnis der Social-Media-Plattformen einsehen.
In einem offenen Brief fordert Ultraviolet deshalb gemeinsam mit 75 weiteren Organisationen Mark Zuckerberg, Sheryl Sandberg (beide Meta/Facebook), Sundar Pichai (Google), Jack Dorsey (Twitter), Shou Zi Chew (Tiktok), Steve Huffman (Reddit) und Susan Wojcicki (Youtube) auf, endlich aktiv zu werden. Der Ton ist scharf: „Mit euren Unternehmen […] habt ihr dafür gesorgt, dass euch eure Profitmargen wichtiger sind als die Frage, ob Menschen sicher sind.“
Ob die Adressat:innen das interessieren wird, steht freilich auf einem anderen Blatt. In Bezug auf Frances Haugens Vorwürfe hatte sich Zuckerberg jedenfalls nicht sonderlich einsichtig gezeigt.
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