Signal gegen Facebook: Sperrung wegen ehrlicher Instagram-Werbung nur ein „PR-Stunt“?
Signal legt Wert darauf, seinen Nutzenden die Augen über die Geschäftsmodelle der großen Plattformbetreiber zu öffnen. In der aktuellen Episode sollte es um Facebook und die Werbung auf Instagram gehen. Signal wollte zeigen, dass Facebook keine Technologie für die Nutzenden, sondern eine für die Daten der Nutzenden bietet. So sei etwa die gesamte Instagram-Plattform so ausgelegt, dass sie möglichst viele Daten sammelt und dabei für Werbekunden transparent nutzbar macht.
Die können sich ein sehr detailliertes Werbeprofil konfigurieren, an das ihre Anzeigen dann ausgespielt werden. Mit diesen von Facebook selbst bereitgestellten Tools wollte Signal nun spielen und dabei transparent zeigen, was möglich ist.
Signal baut Parameter sichtbar in Anzeige
So konfigurierte Signal ein Werbetemplate, das in Übereinstimmung vordefinierter Parameter in die Feeds passender Nutzender ausgespielt werden sollte. Dabei setzte Signal aber genau diese Parameter textbasiert in die Werbeausspielung ein. So etwas kam dabei zum Beispiel heraus:
Die Werbeanzeige selbst informierte die verdutzte Nutzende darüber, dass sie angezeigt wird, weil Instagram die Nutzende als K-Pop-liebende Chemieingenieurin aus Berlin identifiziert hatte, die eben ein Baby bekommen habe, gerade umgezogen sei und Spaß an Schwangerschaftsgymnastik habe.
Nun dürfte es niemanden überraschen, dass ein Targeting auf Parametern basiert. Dies aber so klar präsentiert zu bekommen und erstmalig zu sehen, welche konkreten und doch tiefen Parameter dabei wirklich zum Einsatz kommen, dürfte mindestens überraschen – wenn nicht erschrecken.
Das soll auch Facebook so gesehen und Signal daraufhin den Account gesperrt haben. Somit konnte der Messenger-Hersteller seine „Werbekampagne“ nicht ausspielen.
Facebook bestreitet diesen Hergang
Im Nachgang zu Signals Veröffentlichung hat Facebook Stellung bezogen und die Behauptungen Signals als „PR-Stunt“ bezeichnet. Wie Facebook-Sprecher Joe Osborne über Twitter verbreiten ließ, habe Signal weder jemals versucht, diese Anzeigen auszuspielen, noch habe Facebook den Werbe-Account im Zuge dieses Versuchs gesperrt.
Hätte Signal tatsächlich versucht, die Anzeigen zu schalten, wären einige davon tatsächlich abgelehnt worden, weil Facebooks Richtlinien es nicht erlauben, auf medizinische Probleme oder sexuelle Orientierungen anzuspielen. Das hätte Signal wissen müssen, so Osborne. Er sagt, es sei nie das Ziel Signals gewesen, die Anzeigen tatsächlich zu zeigen. Vielmehr sei es nur um Publicity gegangen.
Das will Signal nicht auf sich sitzen lassen. Die Betreiber der Whatsapp-Alternative bestehen darauf, tatsächlich versucht zu haben, die Anzeigen auszuspielen und im Zuge dessen von Facebook gesperrt worden zu sein. Belegen wollen sie das mit Screenshots aus dem Werbe-Backend, die eine Sperrung erkennen lassen.
Facebook-Sprecher Osborne sagt, bei der in den Screenshots zu erkennenden Sperrung habe es sich um eine gehandelt, die wegen Zahlungsproblemen verhängt worden war. Sie habe nichts mit der Situation um die Anzeigen zu tun. Die hätten seit Anfang März jederzeit ausgespielt werden können. Signal hat sich bislang nicht zu dieser Erwiderung geäußert.
Auf Twitter hat sich daraufhin ein Diskurs entwickelt, der sich an Indizien abarbeitet und letztlich auf eine Glaubensfrage hinausläuft. Neutral betrachtet steht hier momentan Aussage gegen Aussage.
ich hoffe du verstehst auch das es facebook ist, die so genaue Werbung ausliefern koennen. Der Werbetreibende aber nicht weiss wer du bist.
Erst wenn du auf die Werbung clickst, kann der Werbetreibende versuchen dich mit einem Profil in Verbindung zu bringen.
Ich hoffe, du verstehst auch, dass es Signal darum ging, dir vor Augen zu führen, welche Detail-Infos Facebook über dich hat, um sie seinen Werbetreibenden als Selektionskriterien vorzuwerfen…
Lass ihn doch, wenn er unbedingt ge-Maas-regelten, inhaltsbefreiten Müll & gesichtslose Kreaturen konsumieren will, kann er mit der Titanic sinken! Das ist gut für die Umwelt, Natur, Mensch und Tier.
Für die Pseudo-Archen Zuckerberg, Bezos und Musk ist keine weitere Verwendung vorgesehen.