Schon mit der Ankündigung der AGB-Änderungen von Whatsapp, um einen umfangreichen Datenaustausch mit Mutterkonzern Facebook zu ermöglichen, begann eine regelrechte Massenabwanderung zu Whatsapp-Alternativen. Nutzer:innen der Messaging-Apps Signal und Threema konnten quasi beobachten, wie ihre Kontaktliste sukzessive länger wurde. Der weltweite Ausfall des Dienstes am 4. Oktober 2021 zeigte zudem, wie verletzlich eine zentralisierte Server-Infrastruktur ist – der Dienst war über mehrere Stunden weder erreich- noch nutzbar.
Besonders Signal dürfte für viele Nutzer attraktiv sein, da die App kostenlos auf den großen Plattformen angeboten wird, während Threema mit etwa vier Euro zu Buche schlägt. Signal kann kostenlos angeboten werden, da hinter der App eine Non-Profit-Stiftung steht, die zum einen von Spenden lebt, zum anderen wird das Signal-Protokoll an andere Unternehmen wie Whatsapp oder Wire lizenziert. Mit diesen Mitteln – und einer Geldspritze von Whatsapp-Mitgründer Brian von 50 Millionen Dollar – entwickelt die Stiftung um Gründer Moxie Marlinspike den Messenger weiter und hat den Anspruch, keinerlei Daten von uns zu sammeln. Laut Signal kann nicht einmal die Telefonnummer, die zur Anmeldung erforderlich ist, direkt mit uns in Verbindung gebracht werden.
Damit ist Signal quasi der Gegenentwurf zu Whatsapp, wo zwar sichere Kommunikation ermöglicht wird, aber dennoch viele (Meta-)Daten von uns gesammelt werden, um Nutzerprofile von uns und unseren Kontakten zu erstellen.
Dieser Artikel richtet sich in erster Linie an Signal-Einsteiger, um ihnen den Wechsel auf den neuen Messenger zu erleichtern. Wir zeigen außerdem, wie sehr die App auf Sicherheit getrimmt ist. Edward Snowden freute sich schon 2015 darüber.
Signal-Messenger am Desktop nutzen
In Sachen Funktionalität bietet Signal ähnliche Features wie Whatsapp – angefangen beim Versenden von Sprach- und Gruppen-Nachrichten und dem Führen von (Gruppen-)Videochats. Auch eine Desktop-Anwendung gibt es, die angesichts der identischen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ähnlich wie die von Whatsapp funktioniert: Sie muss mit eurem Smartphone gekoppelt werden, um Inhalte zu synchronisieren. Ihr könnt bis zu fünf Geräte mit dem Signal-Messenger koppeln.
Signal bietet entsprechende Clients für Windows, macOS und Linux-Distributionen auf Debian-Basis an. Die Anwendungen werden auf der Downloadseite des Messengers angeboten. Im Unterschied zu Whatsapp hat Signal sogar eine angepasste App für iPads in petto – die App spiegelt wie der Desktop-Client entweder die Inhalte vom iPhone oder kann als Stand-alone-Messenger genutzt werden.
Signal-Messenger unterstützt verschwindende Nachrichten
Der Signal-Messenger bietet abseits der üblichen Messenger-Funktionen allerhand weitere Einstellungsoptionen an, die ihn noch sicherer machen. So könnt ihr etwa für einzelne Kontakte die Funktion „Verschwindende Nachrichten“ auswählen. Ihr könnt dabei Zeitspannen von fünf Sekunden bis zu einer Woche wählen.
Beim Versenden von Inhalten habt ihr außerdem die Möglichkeit, sie den Empfängern nur einmal anzuzeigen. Signal nennt das Feature „Einmalig anzeigbare Medien“. Nach dem einmaligen Betrachten werden die Inhalte automatisch aus der Unterhaltung entfernt.
Signal-Messenger mit weiterem Extraschutz
Der Messenger unterstützt nicht nur verschwindende Inhalte, sondern bietet weitere Mechanismen, um eure Konversationen zu schützen. Zum einen könnt ihr den Messenger mit einer weiteren Sicherheitssperre versehen: In den Einstellungen nennt Signal das Feature „Bildschirmsperre“. Zum Öffnen der App ist eine erneute Eingabe des Smartphone-PIN oder euer Fingerabdruck vonnöten. Diese Funktion ist etwa sinnvoll, wenn ihr das Gerät aus der Hand gebt, um Fotos oder andere Inhalte zu zeigen, ihr aber nicht wollt, dass eure Chatnachrichten gelesen werden.
Weiter könnt ihr verhindern, dass Screenshots von den Signalinhalten angefertigt werden – weder in der App, noch in der Task-Switcher-Ansicht, in der die zuletzt genutzten Anwendungen aufgelistet werden. Diese Funktion aktiviert ihr in den Signal-Datenschutzeinstellungen unter dem Punkt „Bildschirmschutz“.
Im Bereich Datenschutz findet ihr ferner die Funktion „Inkognito-Tastatur“. Ist dieses Feature aktiviert, zwingt ihr die von euch oder dem System festgelegte Standard-Tastatur, die Funktion für personalisiertes Lernen auszuschalten, um während der Signal-Nutzung keine Daten zu sammeln.
Signal: Lesebestätigung deaktivieren, Tipp-Indikator aus
Bei Whatsapp sind es blaue Haken, bei Signal sind sie weiß und zeigen an, ob die Nachrichten vom Empfänger gelesen wurden. Da nicht jeder möchte, dass beim Gesprächspartner eine Lesebestätigung erscheint, lässt sie sich auch bei Signal abstellen. Hier gilt das Gleiche wie bei Whatsapp: Ist sie abgeschaltet, erhalten beide Seiten keine Bestätigung.
Eine weitere Funktion, die sich für weniger externe Kontrolle abschalten lässt, ist der Tipp-Indikator, mit dem euer Chatpartner sehen kann, ob ihr gerade eine Antwort schreibt.
Nachrichten personalisieren
Signal bietet zwar (noch) keine Bildschirmhintergründe wie Whatsapp, dennoch besteht die Möglichkeit, den Messenger ein wenig zu individualisieren. Hierfür begebt ihr euch in einen Chat und öffnet die Unterhaltungseinstellungen. Dort könnt ihr neben den verschwindenden Nachrichten unter anderem den Klingelton ändern, sodass ihr schon am Klang erkennt, wer euch geschrieben hat oder anruft. Außerdem könnt ihr hier mithilfe einer Palette vorgegebener Töne die Farbe eines Chats ändern.
Signal-Messenger unterstützt GIFs und Sticker
Selbstredend unterstützt der Signal-Messenger auch das Aufpeppen von Chats mit animierten GIFs, Emojis und Stickern. Hinsichtlich der Sticker bietet Signal ein kleines, feines Angebot eigener Sticker an, die ihr direkt aus der App installieren könnt. Habt ihr die Stickerauswahl geöffnet, müsst ihr anschließend auf das Plus-Symbol tippen, schon erscheint die zusätzliche Auswahl. Reichen euch die nicht aus, könnt ihr weitere per Smartphone auf der Website Signal-Stickers finden.
Es gibt übrigens einen feinen Unterschied der Desktop-App zum WhatsApp-Pendent: Nach dem Koppeln muss das Handy nicht angeschaltet sein, damit sie funktioniert, das ist bei WA Web-App anders.
Meiner Erfahrung nach gibt es für Umsteiger nur drei entscheidende Probleme an Signal:
– es ist nicht so zuverlässig wie WA (mal kommen Telefonate nicht an, mal streikt die Infrastruktur bedingt durch den Ansturm an WA-Flüchtlingen)
– Der WA-Status (was auch immer das ist) fehlt
– Die Verbreitung ist zwar gewachsen, sie ist aber immer noch nicht so hoch wie bei WA
Was der Author verschweigt ist, dass Signal seit 2019 eine US Firma gehört und damit unter der Patriots Act fällt. Dh bei Strafverfahren muss Signal auf richterlicher Beschluss die Nachrichten aushändigen.
… was Signal aber nicht kann, da die Nachrichten nicht auf irgendwelchen Servern liegen.
Sie sind trotzdem gesetzlich verpflichtet dies zu tun, da die Signal LLC ein Unternehmen nach US-Recht ist.
Da aber keine gespeichert werden……
Wenn die Behörden gut sind, erfahren Sie wann Du dich angemeldet hast und wann du das letzte mal online warst. Nicht mal mit wem.
Leider ist die Mac-App nicht so schön. Einerseits lädt sie nicht und ich muss sie permanent neu starten, andererseits werden Nachrichten, die ich am Mac verschicke und empfange, nicht in der iOS-App angezeigt.
Oder soll das so?
Ich habe meinen Kontakten jedenfalls vor zwei Wochen mitgeteilt, dass ich ab Februar kein WhatsApp mehr benutze und habe vor ein paar Tagen auch mein Instagram-Konto deaktiviert.
Ich bin zufällig nach zwei Jahren auf diesen Kommentar von mir gestoßen. Mittlerweile funktioniert Signal für macOS (und iOS) völlig ohne Probleme!