In seiner Eröffnungsrede zu einem der Panels der europäischen Konferenz „Computers, Privacy & Data Protection“ (CPDP) hat Apple-Chef Tim Cook die Geschäftsmodelle der Social-Media-Plattformen und anderer Dienste, die von nutzergenerierten Inhalten leben, ungewöhnlich scharf kritisiert. Der Name „Facebook“ fiel dabei zwar nicht, aber das war auch nicht erforderlich, um zu verstehen, wen Cook hier in erster Linie gemeint haben könnte.
Cook: Verkauf von Nutzerdaten ist kein lobenswertes Geschäftsmodell
„Wenn wir es als normal akzeptieren, dass alles in unserem Leben gesammelt und verkauft werden kann, dann verlieren wir so viel mehr als nur Daten. Wir verlieren die Freiheit, ein Mensch zu sein“, ließ Cook seine Zuhörer in gewohnt ruhiger Tonalität wissen, um danach zu ergänzen: „Wenn ein Unternehmen auf der Irreführung von Nutzern, auf der Ausbeutung von Daten, auf Wahlmöglichkeiten, die gar keine Wahlmöglichkeiten sind, aufgebaut ist, dann verdient es nicht unser Lob. Es verdient Reform.“
Cook ging sogar so weit, dass Plattformen, die den Standpunkt vertreten, dass jede Form von Nutzer-Engagement gut und besser sei, je länger sie dauere, eine Mitschuld an der Verbreitung von Verschwörungstheorien und anderen Falschinformationen haben. Auf diese Weise trüge Social Media zur steigenden Polarisierung in der Gesellschaft und schlussendlich zu Gewaltausbrüchen bei.
Verschärfter Datenschutz unter iOS treibt Facebook auf die Palme
Als Gegenentwurf stellte Cook Apples eigene Bemühungen um einen verbesserten Schutz der Privatsphäre seiner Kunden vor und lobte die Europäische Datenschutzgrundverordnung, für die er sich seit Längerem eine US-amerikanische Entsprechung wünscht. Erst jüngst ist vor allem der Streit um Apples neuen Umgang mit der gerätespezifischen Werbe-ID auf iOS-Geräten mit der Ankündigung Facebooks, Wettbewerbsklage gegen Apple zu erheben, in die nächste Runde gegangen.
Facebook stört sich daran, dass iOS-Nutzer künftig die Nutzung der Werbe-ID, mit der individuelle Geräte und damit individuelle Nutzer identifiziert werden können, ausdrücklich zulassen oder ablehnen können. Da die Nutzer keinen Vorteil vom Zugriff etwa Facebooks auf diese ID haben, wird erwartet, dass ein Großteil der Nutzer die erforderliche Zustimmung nicht erteilen wird. Das brächte Facebooks Werbemodell ins Wanken.
Google sieht Probleme auf Drittentwickler zukommen
Auch Google ist nicht unbedingt einverstanden mit Apples neuen Datenschutzregeln, hat aber angekündigt, sich dem zu beugen. Der Suchmaschinenriese sieht allerdings eine wirtschaftliche Problematik auf kleinere Entwickler zukommen, die etwa ihre Apps per Werbeeinblendungen finanzieren, anstatt sie zu verkaufen.
Cook versteht die Aufregung nicht. Seiner Auffassung nach müsse „niemand die Daten seiner Nutzer verkaufen, um ein großartiges Produkt zu liefern“. Technologie müsse vielmehr in erster Linie dazu dienen, den Nutzer und nicht das Geschäftsmodell des Anbieters zu unterstützen.
Update 29.01.2020 13:50: In einer früheren Version stand das Wort „Verachtung“ statt „Reform“. Dabei handelte es sich um ein Missverstehen des Wortes „scorn“ statt „reform“.
Einfach nur schön mit anzusehen, wie die beiden schmutzigsten Kinder im Sandkasten sich mit Dreck bewerfen. Egal wie gross der Matschball auch wird, sauber wird weder Herr Cook noch Herr Zuckerberg dabei herauskommen.
Unabhängig davon: Niemand weiß, wie ein Nutzerprofil zustande kommt, wie Daten von unterschiedlichen Geräten (auch offline) zum jeweiligen Nutzerprofil gelangen, wie viele IP-Adressen, Standorte, wie sieht es mit Logins aus wo die echten Daten hinterlegt sind usw. WIE sehen all diese Nutzerprofile aus? Und was ist, wenn Menschen auf Kununu ihre. Arbeitgeber schlecht bewerten? Wäre es möglich mit guten Kontakten für den AG herauszufinden wer ihn schlecht bewertet hat? Wer alles Zugriff auf das Nutzerprofil, wer fängt an Daten zu anonymisieren, werden Profile Lokal erstellt oder schalten sich Fremde-Unternehmen mit auf Eure Seite?
Ich denke, Menschen die wissen, wie das Geschäft läuft (die sich selbst nicht davor schützen können) suchen nun andere Wege.
Entweder ihr macht mal einen transparenten Beitrag dazu oder wir akzeptieren, das sich hoffentlich bald die Datenschutzeinstellungen an den Geräten verschärfen.
„Niemand weiß, wie ein Nutzerprofil zustande kommt“
Doch, weil alle verwendeten Technologien bekannt sind und entsprechenden Standards der Normungsgremien folgen. Es sei denn ein Konzern hat eine Supertechnologie von der sonst niemand etwas weiß.
Tim Cook spreche ich mehr Vertrauen zu als dem windigen Zuckerberg-Roboter.
„Technologie müsse vielmehr in erster Linie dazu dienen, den Nutzer und nicht das Geschäftsmodell des Anbieters zu unterstützen.“
Das süße Gift fing schon sehr früh an, als das Internet noch eine meist kostenlose Veranstaltung war und die Angebote noch recht dürftig. „Geschäft“ war damit recht wenig zu machen, außer dass man sein Unternehmen, seine Leistungen oder derartiges der Menschheit verkünden wollte.
Der Aufstieg der s. g. Sozialen Medien begann, als die anfingen, die Daten der Nutzer an die Werbewirtschaft zu verkaufen. Wer nicht mitmachte, war unclever. Einfach nur Werbebotschaftern wie früher bei den Nutzern zu platzieren, sowas von out (Streuverluste und geringe Messbarkeit des Werbeeerfolgs).
Mit der Automatisierung der Kontaktverwaltung über Nutzerprofile hat sich die Werbewirtschaft ein schönes, selbstlaufendes Finanzierungsmodell geschaffen, das die Illusion kreiert, dass die Angesprochenen darauf reflektieren. Anfangs hat das sicher so funktioniert, aber inzwischen zeigen sich recht deutlich Immunreaktionen und das Ganze fängt an, sich ins Gegenteil zu verdrehen. Das hat Cook/Apple wohl schon recht deutlich erkannt. Allein die Sehnsucht nach „anständigem“ Geschäftsbeziehungen zum Kunden wird es wohl nicht sein.
Leute wie Zuckerberg & Co. haben das noch nicht verstanden, wie überhaupt alle, die ihr Glück auf dieser unseligen Kundenbeziehung aufbauen.