Slack vs. Teams: Der ungleiche Kampf der Büro-Chat-Anbieter

Slack und Microsoft Teams liefern sich ein ungleiches Duell. (Foto: Ascannio / Shutterstock)
In einer Zeit, in der viele Menschen von zu Hause aus arbeiten, haben sich Büro-Kommunikationsdienste weiter etabliert. Sie bündeln Informationen, ermöglichen schnelle Kommunikation und verschlanken so Arbeitsprozesse. Ihre Vision: E-Mails überflüssig machen und die Zusammenarbeit im Büro erleichtern. Im Zentrum stehen vor allem zwei Dienste – Slack und Microsoft Teams. Beide Team-Kommunikationsanbieter liefern sich einen harten Wettstreit um die Gunst der Nutzer.
Ein Wettbewerb, der ungleicher kaum sein könnte: Auf der einen Seite Microsoft, der größte Softwarehersteller der Welt mit einem Umsatz von 125,8 Milliarden US-Dollar im Geschäftsjahr 2018/2019. Microsoft startete seinen Dienst Teams weltweit am 14. März 2017 und registriert rund 44 Millionen tägliche Nutzer. Auf der anderen Seite steht Slack, eine 2009 im kanadischen Vancouver gegründete Plattform, die ihren Hauptsitz heute in San Francisco hat. Slack verzeichnete im Jahr 2019 einen Umsatz von 401 Millionen Dollar und kommt nach eigenen Angaben auf über zwölf Millionen Nutzer täglich.
Slack kritisiert mangelnde Fairness
Von außen betrachtet geht Microsoft mit Vorteilen in das Rennen der Büro-Chat-Anbieter. Der Tech-Riese aus Redmond im US-Bundesstaat Washington liefert seinen Kunden ein komplettes Ökosystem. Im Betriebssystem Windows 10 reiht sich Microsoft Teams nahtlos in weit verbreitete Dienste wie Outlook, Word, Excel oder Powerpoint ein. Für Slack ein entscheidender Nachteil. Slack-CEO und Mitbegründer Stewart Butterfield moniert deshalb, dass Microsoft in diesem Wettbewerb nicht fair agiere. Microsoft sei geradezu besessen von der Idee, Slack an den Rand zu drängen, und verteile seine Teams-Software massenhaft kostenlos mit Windows 10.
Das sieht Microsoft anders und entgegnet, Teams werde bei Windows 10 nicht standardmäßig installiert, weder in den Versionen für Privatanwender noch bei den sogenannten Commercial-Lizenzen für gewerbliche Kunden. Stattdessen könne jeder PC-Hersteller Dienste der Microsoft-365-Produktreihe und andere Anwendungen installieren, heißt es von Microsoft.
Mit einer Unterstützung durch ein Kartellverfahren in den USA rechne er nicht, wie Butterfield gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) verriet. Ein solches Verfahren sei schlichtweg Zeitverschwendung: „Der Kongress müsste handeln, und es kann Jahre dauern, bis da eine Entscheidung fällt“, sagte der Slack-Chef. Und da ein Votum der US-Politik mit Sicherheit vor Gerichten angefochten werde, würde vermutlich mehr als ein Jahrzehnt verstreichen, bevor Microsoft in die Schranken gewiesen werde.
Keine Angst vor der Konkurrenz
Während Microsoft seinen Chat-Dienst Teams also in sein Betriebssystem Windows 10 integriert, muss Slack sich andere Wege suchen. Ohnehin sieht sich Stewart Butterfield nicht als Gegenpol zu Microsoft. Der Schwerpunkt von Microsoft Teams liege eindeutig im Bereich von Video-Konferenzlösungen. Slack hingegen biete hier nur eine beschränkte eigene Funktion und integriere stattdessen lieber Tools von Spezialfirmen wie Zoom oder Cisco Webex. Slack könne sogar mit Microsoft Teams als Video-Lösung verknüpft werden, fügte Butterfield an. Der Fokus von Slack liege vor allem darin, die Zusammenarbeit in einer Firma und mit Partnerunternehmen zu vereinfachen und effizienter zu machen. Konkurrenz scheut der Slack-CEO nicht: „Ich glaube, dass Märkte eine Rolle spielen und Wettbewerb gut ist“, sagte er.
Microsoft und der Browserkrieg
Microsoft hat in den letzten Jahren deutlich das Tempo angezogen und Teams immer weiter ausgebaut. Das heutige Microsoft sei allerdings nicht mehr mit dem Unternehmen zu vergleichen, das einst im „Browserkrieg“ seinen Wettbewerber Netscape mit umstrittenen Maßnahmen niedergerungen habe, sagte der Slack-Chef. Mitte der 90er Jahre lieferten sich Microsoft und Netscape einen erbitterten Konkurrenzkampf um die Vorherrschaft bei den Webbrowsern. Am Ende konnte sich Microsoft mit dem Internet Explorer durchsetzen und den Netscape Navigator erfolgreich vom Markt verdrängen. Obwohl Microsoft den Konkurrenten Slack in Pressemitteilungen diskreditiert habe, sei der Konzern aber inzwischen „durch eine wärmere und freundlichere Kultur geprägt“, merkte Butterfield an. Den Microsoft-CEO Satya Nadella bezeichnet Stewart Butterfield als „eine großartige Person“. Allerdings werde man auch nicht Chef dieses Konzerns, „wenn man keine scharfen Ellbogen besitzt.“
Slack Connect als Wachstumsmotor
Einen Schub für das eigene Geschäft verspricht sich Slack-Chef Butterfield von dem neuen Dienst Slack Connect, der die Nutzung von E-Mails noch weiter zurückdrängen soll. Mit dem neuen Service sollen sich künftig auch bis zu 20 Partner, Kunden und Lieferanten in die Team-Kommunikation einbinden lassen. Damit soll es laut Slack möglich sein, komplette Lieferketten zu organisieren. Das neue Feature ist die Weiterentwicklung der geteilten Channels, die Slack schon seit 2017 anbietet. Durch Design-Anpassungen wird zudem deutlicher, welche Unternehmen Teil eines Channels sind. Butterfield betonte, mit Slack Connect werde die Kommunikation über Firmengrenzen hinweg auch sicherer, weil dadurch inoffizielle Kommunikationskanäle wie SMS, Whatsapp oder andere unsichere Dienste abgelöst werden könnten. Außerdem entfalle die Bedrohung durch Spam-E-Mails.
Slack-Chef mit optimistischer Prognose
Slack sieht sich gut gewappnet für den Kampf gegen die namhafte Konkurrenz. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen derzeit weltweit 122.000 Kunden und verzeichnet trotz der großen Konkurrenz weiter ein starkes Wachstum. Im ersten Quartal präsentierte Slack einen Umsatzwachstum von 50 Prozent auf 201,7 Millionen Dollar (179,8 Millionen Euro) gegenüber dem Vorjahr mit 12.000 neuen bezahlten Netto-Kunden. Zwar fiel das Wachstum damit nicht so stark aus wie Investoren es aufgrund der Coronakrise erwartet hatten. Dennoch werde der langfristige Einfluss dieses starken ersten Quartals und der große Stellenwert der Arbeit von zu Hause generationsübergreifend sein, zeigte sich Slack-CEO Butterfield in einer Pressemeldung überzeugt. Für das laufende Vierteljahr stellte Slack ein Umsatzplus von bis zu 44 Prozent in Aussicht.
Die Coronakrise ist für Team-Kommunikationsanbieter nicht nur ein Wachstumstreiber. Durch den Wirtschaftseinbruch können Slack und Co. ihre Dienste nicht überall wie geplant ausrollen. Spannend wird sein, wer mit diesen Umständen am besten umgehen kann und am Ende die Oberhand behält im Kampf der Büro-Chat-Anbieter.
Mit Material der dpa.
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