Ob als Gründer:in im Startup, Führungskraft im Konzern oder im Zuge einer beruflichen Neuorientierung: Coaching ist in der Arbeitswelt eine gern genutzte Hilfestellung für den Umgang mit hoher Verantwortung und neuen Herausforderungen.
Wer sich allerdings eigenständig auf die Suche nach externer Unterstützung für berufliche Themen macht, steht vor einer großen Herausforderung. Denn der Begriff „Coach“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung, kann also nach Belieben und ohne jegliche Ausbildung als Selbstbezeichnung benutzt werden. Das bietet Spielraum für Scharlatanerie, Abzocke und Machtmissbrauch.
Was also macht seriöse Coachings mit einem Schwerpunkt auf berufliche Themen aus? Wir haben beim Deutschen Bundesverband Coaching e.V. (DBVC) nachgefragt.
Seriöses Coaching: Nie die Katze im Sack kaufen
Die erste Vorstandsvorsitzende des DBVC, Christine Moscho, hat selbst schon als Coachin für Konzerne wie die Deutsche Post und den Energieversorger RWE gearbeitet. Ihren Schwerpunkt legt sie vor allem auf Führungskräftetrainings und Teamentwicklung.
Moscho rät dazu, niemals die Katze im Sack zu kaufen – sondern mehrere Kandidat:innen zu vergleichen und Vorgespräche zu führen. Die sollte entweder komplett kostenlos erfolgen oder aufs spätere Coaching angerechnet werden. „Lassen Sie sich die Vorgehensweise des Coachs genau erläutern. Da viele professionelle Coaches spezialisiert sind, sollte man in dem Gespräch erfragen, worin die Spezialisierung des Coachs liegt und ob er Erfahrung mit Fällen besitzt, die mit dem eigenen Anliegen vergleichbar sind.“
Eine potenzielle Red Flag im Vorgespräch: „Misstrauisch sollte man dann werden, wenn der Coach behauptet, für jedes Anliegen geeignet zu sein“.
Neben dem Vorgespräch sollte man nachforschen, welche Qualifikationen ein Coach/ eine Coachin vorweisen kann und welche Ausbildungen er oder sie absolviert hat. Verbände wie der DVBC bieten beispielsweise eine Übersicht an Coaches, deren Qualifikation überprüft wurden. Ergänzt wird der Backgroundcheck durch Referenzen und aufgeführte Erfahrungswerte.
Insgesamt sollten Coaches, so Moscho, ein „möglichst breites Schnittfeld von Wissensbereichen und Feldern abdecken“. Neben psychologischen und soziologischen Kenntnissen sollte auch ein gewisses Fachwissen im betriebswirtschaftlichen Bereich vorhanden sein.
Coaching-Auswahl: Wie steht es um Selbstreflexion und Vielfalt?
Ein guter Coach zeichnet sich laut Christine Moscho neben seinen Qualifikationen auch durch „seine Fähigkeit zur Selbstreflexion aus“.
Warum gerade Selbstreflexion? Coaching soll die Wahrnehmung der Klienten erweitern und ihnen dabei helfen, ihre Möglichkeiten selbst zu verbessern. Damit das gelingt, braucht es fast immer einen Perspektivenwechsel, so Moscho. Und ebendieser Perspektivenwechsel „kann logischerweise nur dann vom Coach begleitet beziehungsweise initiiert werden, wenn er selbst dazu in der Lage ist“.
Wer im Coaching tätig ist, sollte außerdem „möglichst verschiedene Denkschulen beherrschen, um mit unterschiedlichen Menschen, Hierarchien und Anforderungen umgehen zu können“ sowie „ein eigenes Coaching-Konzept besitzen, das seine Vorgehensweise erläutert und begründet“.
Letztendlich könne ein gutes Coaching „dem Klienten helfen, seine Handlungen zu reflektieren und ‚blinde Flecken‘ aufzuarbeiten“. Der Coach oder die Coachin fungieren dabei „wie ein sozialer Spiegel und gibt dem Klienten das Feedback, welches er von seinem Umfeld häufig nicht mehr erhält“.