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Stress im Startup: So können Gründerinnen und Gründer auf ihre psychische Gesundheit achten

Was können Gründer:innen im stressigen Startup-Alltag für ihre psychische Gesundheit tun? Darüber hat Alexander Malebranche von GitHub auf der Bits & Pretzels in München gesprochen.

5 Min. Lesezeit
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Gründer:innen besetzen oft zahlreiche Posten gleichzeitig. Wie gelingt da der Durchblick – und wo braucht es Grenzen? (Foto: Shutterstock/PeopleImages.com – Yuri A)

Disclaimer: In diesem Text werden versuchte Suizide thematisiert. Wenn du selbst an Depressionen leidest oder Suizidgedanken hast, findest du jederzeit bei der Telefonseelsorge Hilfe. Das geht online oder telefonisch unter den kostenlosen Hotlines 0800 1110 111 und 0800 1110 222 und ist anonym und vertraulich.

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Auftakt der Startup-Konferenz Bits & Pretzels in München. Um 8:30 Uhr an einem Sonntagmorgen spricht Arnold Schwarzenegger vor voll besetzten Rängen. Und während der Ex-Terminator auf dem Hauptpodium postuliert: „Seid nützlich! ‚Ich bin müde‘ oder ‚ich habe keine Zeit‘ gibt es nicht!“, geht es ein paar Räume weiter darum, wie Gründer:innen ihre mentale Gesundheit im Blick behalten können.  

GitHub für Startups auf der Bits & Pretzels: Mental Health im Startup

Auf der Bühne steht Alexander Malebranche, Global Engagement Lead für das Startup-Programm von GitHub. Malebranche hat seine Karriere beim Nachrichtendienst der Army begonnen, nach seinem Ausscheiden aus dem Militär ein eigenes Startup für Mehrkostenerstattung bei gebuchten Flügen gegründet – und lebt seit rund 15 Jahren mit depressiven Episoden und einer Angststörung.

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Drei Suizidversuche liegen hinter ihm. Dass er mit seiner Geschichte so offen umgeht, ist noch relativ neu, GitHub der erste Arbeitgeber, der von seiner Depression weiß. Einige seiner persönlichen Key-Learnings zum Thema Mental Health hat Malebranche zur Bits & Pretzels mitgebracht – und im Gespräch mit t3n noch einmal ausführlich erklärt.

Belastungsgrenze bei Stress im Startup: „Hört auf euren Körper“

Dass gerade die Anfangsjahre im eigenen Unternehmen zur Gratwanderung zwischen Erfolgsgeschichte und Burnout werden können, dürfte vielen Gründer:innen klar sein. Doch wo zieht man die Grenze zwischen notwendigem Workload und der eigenen psychischen Gesundheit? „Hört auf euren Körper“, meint Malebranche dazu.

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Während seiner Therapie hat er gelernt, sich selbst genau zu beobachten. Die Anzeichen seiner depressiven Episoden – zum Beispiel bleierne Müdigkeit, obwohl das Schlafpensum eigentlich im grünen Bereich liegt – kann er mittlerweile schon Wochen im Voraus erkennen. Dann tritt er ein, zwei Tage akut auf die Bremse, kommuniziert das auch seinem Arbeitgeber. Um die psychische Belastung allerdings grundlegend möglichst gering zu halten, hat er für sich bestimmte Strukturen etabliert.

„Jobs kann man ersetzen, mentale Gesundheit nicht“

Wenn Malebranche seine Tage plant, trägt er zuerst Dinge ein, die er für sich tun will – also beispielsweise kurze Pausen mit Bewegung oder Meditation. Indem er seine geschäftlichen Termine um diese Einheiten herum plant, geht die Selbstfürsorge im Alltag nicht verloren.

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Routinen helfen ihm dabei, den Tag besonders effektiv zu nutzen, und viele einfache Aufgaben – zum Beispiel das erste Beantworten von Supportanfragen, die sein Startup erreichen – hat er automatisiert. Komplexere E-Mails könne man beispielsweise vorformulieren und einen Zeitpunkt zum automatischen Versand einstellen, die Benachrichtigungen auf seinem Handy lässt er gebündelt von einer App sammeln.

Beim Vortrag steht auf einer seiner Präsentationsfolien: „Konzentriere dich aufs Minimum, nicht aufs Maximum“. Was Malebranche damit meint? Der Unternehmer erklärt das am Beispiel von Konferenzen wie der Bits & Pretzels. Große Veranstaltungen bieten viele Eindrücke, Gespräche und Programmmöglichkeiten von morgens bis abends. Unmöglich, das alles aufzunehmen.

Also rät er dazu, festzulegen, welche Aufgaben mindestens zu erledigen sind – ein Vortrag, ein Interviewtermin, vielleicht ein bestimmter Workshop –, statt sich viel zu viel vorzunehmen. „Frag dich selbst: Was muss ich hier tun, und was würde ich gern tun?“ Alle Programmpunkte, die kein Muss sind, könne man dann on top wahrnehmen, wenn die eigene Energie dafür reicht – und wenn nicht, ist zumindest das Wichtigste geschafft.

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Stress im Startup: „Erinner dich an dein Warum“

Wenn die Arbeitsberge schier unendlich scheinen, empfiehlt Malebranche außerdem, sich ans eigene Warum zu erinnern. Das helfe nicht nur, sich zu motivieren, sondern auch, sich wieder auf die dafür wichtigsten Aufgaben zu fokussieren. Malebranches Motivation für sein Startup sei es beispielsweise, Menschen mit geringerem Budget Flugreisen zu ermöglichen – weil er aus seiner Kindheit weiß, wie es ist, wenn das Reisen ein absoluter Luxus ist.

Aber auch wenn dieses Warum eine Herzensangelegenheit ist und motiviert, rät der Gründer: „Unterscheidet zwischen dem Unternehmen und euch als Person.“ Denn während Angestellte die Frage nach ihrem Beruf meist mit „ich arbeite als … bei …“ beantworten, würden Gründerinnen meist „ich bin …“ erwidern – das eigene Unternehmen wird zum massiven Identifikationsfaktor.

Für Malebranche sei besonders die Suche nach Investor:innen kräftezehrend gewesen, weil er währenddessen gemerkt habe, dass es für People of Color noch immer bedeutend schwerer ist, ein Investment abzuschließen. Um zu verhindern, dass diese Belastung überhandnimmt, habe er sich ein zweites Standbein gesucht – seinen Job bei GitHub.

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Als Gründer:in auf psychische Gesundheit achten: Wer kann dich unterstützen?

Neben den individuellen Schutzmaßnahmen kann auch das Umfeld dabei helfen, mit psychischen Belastungen umzugehen. Gerade am Anfang ist es allerdings für viele Betroffene nicht leicht, sich jemandem anzuvertrauen. Malebranche selbst hat sich erst Jahre nach seiner ersten depressiven Episode Familie und engen Freunden geöffnet.

Und er habe über die Jahre Jobs verloren – nicht etwa, indem er mit seinem Arbeitgeber über seine Erkrankung gesprochen habe, sondern weil er symptombedingt nicht mehr das leisten konnte, was als vermeintlich gesunder Arbeitnehmer von ihm verlangt wurde. Mittlerweile weiß er aber: „Jobs kann man ersetzen, mentale Gesundheit nicht.“ Sein Job als Global Engagement Lead bei GitHub ist deswegen der erste, in dem er seine Geschichte und seine Bedürfnisse offen kommuniziert hat – in einer Phase, in der es ihm psychisch gut ging.

Gründer:innen haben im Normalfall allerdings eben keine Führungskraft, die sie bei psychischen Problemen unterstützen kann. Aber auch Investor:innen oder Mentor:innen können sich über Support-Möglichkeiten informieren und ein offenes Ohr oder Hilfestellungen bieten. Malebranche empfiehlt zudem den Austausch mit anderen Gründer:innen, „weil ihr alle ähnliche Situationen durchmacht, wenn nicht jetzt, dann vielleicht in ein oder zwei Monaten“.

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Und auf die Frage, was er sich in einer idealen Welt für die mentale Gesundheit von Gründer:innen wünschen würde, antwortet er sehr entschieden: „Jede Gründerin, jeder Gründer sollte professionelle psychologische Hilfe an seiner oder ihrer Seite haben.“

Eine Wunschvorstellung – doch wer merkt, dass die eigenen psychischen Grenzen erreicht sind, sollte sich tatsächlich Profis anvertrauen. Um die Scheu davor abzubauen und dazu beizutragen, dass Gründer:innen ihre psychische Gesundheit als Priorität sehen, steht Alexander Malebranche mit seiner Geschichte auf der Bühne.

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Dein t3n-Team

Julia Nikolaeva

Cooler Typ, guter Artikel und ein sehr wichtiges Thema.

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