Social Chain: Startup des DHDL-Investors Georg Kofler ist insolvent
Vor einem Monat wollte das Unternehmen der DHDL-Stars Georg Kofler und Ralf Dümmel so richtig durchstarten. In ihrer Unternehmenspräsentation zur Hauptversammlung im Juni verkündete die Gesellschaft noch stolz: „Aus Social Chain wird Tomorrow Now“.
Die Social Chain AG muss Insolvenz anmelden
Die börsennotierte, von Ex-Pro-Sieben-Chef Georg Kofler geführte Firma sollte effizienter und innovativer werden. Doch daraus wird nun nichts. Nach 634 Tagen hat die Social Chain AG Insovlenz angemeldet. Der Vorstandsvorsitzende Georg Kofler legte mit sofortiger Wirkung sein Amt nieder.
Nach eingehender Prüfung sei der Vorstand zu dem Ergebnis gekommen, dass für die Gesellschaft „keine positive Fortbestehungsprognose mehr besteht“, steht in der Mitteilung vom Montag.
Kapitalerhöhung gescheitert
Zuvor scheiterte die Social Chain mit ihrem Versuch, das Grundkapital durch die Ausgabe von 4,5 Millionen neuer Aktien zu erhöhen. Gleichzeitig saß dem Unternehmen die deutsche Finanzaufsicht Bafin im Nacken, die im Konzernabschluss für 2021 Fehlbuchungen von fast 60 Millionen Euro beanstandet hatte. Das Unternehmen hatte Zahlungen aus Aktienverkäufen und einem Darlehen über 50 Millionen Euro fälschlicherweise als Cashflow aus operativer Tätigkeit ausgewiesen.
Am Montag scheiterten nun die Verhandlungen über die Bereitstellung weiterer Finanzmittel, wie das Unternehmen mitteilte. Zudem soll ein wichtiger Investor seinen Zahlungspflichten nicht nachgekommen sein. Aufgrund dieser Entwicklungen gebe es „keine hinreichende Wahrscheinlichkeit mehr“, dass der kurzfristige Finanzbedarf gedeckt werden könne.
Ralf Dümmel veröffentlicht Statement
In einem Statement auf Instagram schrieb Ralf Dümmel: „Zum Unternehmertum gehört es dazu, dass es nicht nur positive Nachrichten gibt. Gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen und Gesellschafter:innen der DS Gruppe bin ich Ende 2021 ein großes Vorhaben angegangen: Der Zusammenschluss mit der Social Chain AG war einerseits eine große Chance, die auf den stationären Handel fixierte DS Gruppe in die Social Commerce Welt zu überführen. Andererseits brachte der Zusammenschluss auch die Herausforderung mit sich, ein über fünfzig Jahre gewachsenes hanseatisches Familienunternehmen in die Unternehmenskultur eines börsennotierten Digitalunternehmens zu integrieren.“
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Doch der Geschäftsmann musste im nächsten Absatz eingestehen, dass die Social Chain AG Insolvenz anmelden müsse. „Ich muss rückblickend anerkennen, dass die damalige Entscheidung nicht nur für mich persönlich, sondern vor allem für die vielen Aktionär:innen und Mitarbeiter:innen, die meine Begeisterung geteilt haben, große Belastungen zur Folge hat – denn ich habe so sehr daran geglaubt, dass der Zusammenschluss einen großen Mehrwert für alle bringt. Diese Verantwortung belastet mich sehr“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Dümmel betonte jedoch, dass sich die Insolvenz nicht auf die DS-Gruppe auswirke. „Ihre Finanzierung ist vertraglich von der Muttergesellschaft abgeschottet. Sie wird ihre Geschäftstätigkeit unter meiner Geschäftsführung wie gewohnt fortsetzen“, so Dümmel.
Kofler bittet um Entschuldigung
Georg Kofler dagegen entschuldigte sich in einem Statement „bei allen, die mit der Insolvenz der Social Chain AG nun Verluste hinnehmen“ müssen: „Ich habe stets an unsere Pläne geglaubt, war ehrlich begeistert“, schrieb er. Er selbst habe „unsere Überzeugung mit viel Eigenkapital untermauert“ und müsse nun „herbe Verluste hinnehmen“.
Die beiden TV-Juroren hatten Großes vor
Georg Kofler war früher Juror in „Die Höhle der Löwen“, Ralf Dümmel ist es noch. Im Oktober 2021 wurden die TV-Kollegen Ralf Dümmel und Georg Kofler Geschäftspartner. Ralf Dümmel veräußerte seine Firma DS Produkte an Georg Kofler, der Hauptaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender der Social Chain AG war. Der Kaufpreis betrug damals etwa 220 Millionen Euro, wobei Ralf Dümmel rund ein Viertel dieser Summe erhielt.
Gemeinsam hatten sie sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Laut Kofler wollten sie die neue Welt der Marken und des Handels aktiv mitgestalten. Dann ging das Unternehmen an die Börse. Zwischenzeitlich war die Social Chain AG an der Börse mehr als eine halbe Milliarde Euro wert. Im November 2021 lag der Aktienkurs sogar bei 54 Euro.
Nun brach der Kurs der Social-Chain-Aktie an der Börse um mehr als 70 Prozent ein. Das Papier notierte am frühen Nachmittag nur noch bei rund 0,35 Euro.