Erfolgreiche Social-Media-Kampagnen: Von Ben&Jerry’s über Old Spice bis Oreo
So gut wie jedes größere Unternehmen, aber auch mehr und mehr kleine und mittlere Unternehmen nutzen Soziale Netzwerke als Marketing- und Kommunikationskanal. Zum einen, um mit bestehenden und potenziellen Kunden zu interagieren und zum anderen, um für das eigene Produkt oder eine entsprechende Dienstleistung zu werben.
Die größeren Unternehmen geben dafür nicht selten Millionen aus, wie Coca Cola oder Red Bull, die streckenweise schon als Medienunternehmen bezeichnet werden können und originäre Inhalte ausschließlich für das Web produzieren. Unvergessen ist natürlich der „Stratos-Jump“ von Felix Baumgartner – eine beispiellose Aktion, die schon fast an eine digitale Mondlandung erinnert hat. Rund acht Millionen Menschen haben Baumgartner unmittelbar beim Absprung aus 39.044 Metern zugeschaut. Das größte TV-Event, das jedoch nicht im Fernsehen, sondern auf Facebook, Twitter und YouTube stattfand. Die Kampagne ging um die Welt – wie kaum eine Werbe-Kampagne zuvor.
Doch Unternehmen müssen nicht gleich Menschen ins All schießen und sie aus einer Raumkapsel springen lassen, um erfolgreich im Social Web zu sein. Es gibt auch einige sehr sehenswerte Social-Media-Kampagnen, die weniger kostspielig, aber mit Kreativität und einem guten Gespür für die Zielgruppe für Aufsehen gesorgt haben. Wir haben zehn solcher kreativen Kampagnen herausgesucht.
1. Oreo macht auf Google-Doodle: „Daily Twist“

Eine der großartigen Social-Media-Kampagnen: Oreo hat für den „Gay Pride Day“ einen Keks im Regenbogen-Look konzipiert. (Screenshot: Oreo)
Das Projekt „Daily Twist“ des Kekse-Herstellers Oreo hat im April den „Facebook Studio Award“ für die erfolgreichste Social-Media-Kampagne erhalten. Die US-amerikanische Kultmarke hat sich für den 100. Geburtstag eines etablierten Google-Konzepts bedient und damit eine sagenhafte Resonanz bei ihren Followern erzielt. Für den Zeitraum von 100 Tagen hat Oreo sich jeweils ein neues Bild eines kleinen Keks-Kunstwerks einfallen lassen und es geteilt. Was das mit Google zu tun hat? Das Konzept erinnert an die themenspezifischen Google-Doodles, die der Internetriese an besonderen Tagen aufsetzt. So hat Oreo beispielsweise für den „Gay Pride Day“ einen Keks im Regenbogen-Look konzipiert, der den Tag ehrt. Witzig auch der Keks, der zum sogenannten „National High Five Day“ am 2. Oktober 2012 kreiert wurde. Konzipiert wurde die Kampagne übrigens von Draftcb und 360i. Wir haben einige Beispiele dieser besonderen Kampagne in einer Bildergalerie gesammelt.
2. Coca Cola macht auf Freundschaft: „Trink ’ne Coke mit“

Coca Cola setzt auf Freundschaft. (Screenshot: Coca Cola)
Die individuelle Gestaltung von Produkten – auch „Mass Customiziation“ genannt – steht aktuell im Zentrum der „Trink-’ne-Coke-mit“-Kampagne von Coca Cola. Anstelle des regulären „Coca-Cola“-Schriftzugs hat das Brause-Unternehmen 150 Vornamen und Begriffe aus dem Jugendwortschatz auf das Label gedruckt und die Flaschen in den Handel gebracht. Daneben können Fans auf der Webseite aber auch eigene Versionen anfertigen, auf Facebook teilen und sich die individuellen Flaschen auch nach Hause schicken lassen. Ungewollter (?) Nebeneffekt: Eigentlich sollten ja Schriftzüge wie „Mama“ oder „Held“ draufstehen, tatsächlich haben Spaßvögel die Kampagne aber auch für Schimpfwörter und andere unbequeme Phrasen genutzt – beispielsweise „Anabolika“ oder „Vollpfosten“. Dem Erfolg aber tat das keinen Abbruch. Die Social-Media-Welt hat das Angebot gerne angenommen und Bilder der individuellen Flaschen durch Facebook gejagt. Wir konnte es uns deshalb auch nicht verkneifen, einige der Blacklist-Beispiele aufzuführen.
3. Greenpeace mit Gamification-Petition: „Volkswagen – The Dark Side“

Greenpeace-Petition nutzt Gamification. (Screenshot: Greenpeace)
Eine ganz andere Kampagne hat Greenpeace vor zwei Jahren aufgesetzt und sich dabei die Spiellust der Menschen im Social Web zunutze gemacht. Im Rahmen der Kampagne „Volkswagen – The Dark Side“, die mit eingängigen Virals gegen die CO2-Lobby des Automobilherstellers informierte, wurde auch eine Petition aufgesetzt, die mit einem spannenden Gamification-Konzept von sich Reden machte. Volkswagen wurde als böses Imperium dargestellt und die Unterzeichner der Petition als Jedi-Rebellen. Wer die Petition unterzeichnete, wurde in den Status eines jungen Padawan erhoben und bekam einen eigenen Deeplink, der in den Sozialen Netzwerken geteilt werden konnte.
Und jetzt der Clou: Wer über seinen Deeplink neue Unterzeichner gewann, bekam Punkte. Je mehr Punkte der junge Jedi-Ritter erhielt, desto höher stieg er – bis hin zum Jedi-Großmeister Yoda. Wer das geschafft hatte, konnte abschließend sogar ein seltenes „Star-Wars“-Fan-Shirt gewinnen. Natürlich wollten viele sich messen: Wer schafft es bis nach oben? Wer generiert die meisten Punkte? Die Petition war ein voller Erfolg und wurde millionenfach durch das Netz getragen. Ob das Fan-Shirt je gewonnen wurde? Man weiß es leider nicht.
4. Old Spice antwortet auf Twitter: „The Man Your Man Could Smell Like“
Der Old-Spice-Werbespot „The Man Your Man Could Smell Like“ allein ist schon eine Granate im Social Web gewesen und wurde auf dem offiziellen YouTube-Channel der Marke bis heute 47 Millionen Mal geklickt. Im Auftrag von Old Spice setzte der Schauspieler Isaiah Mustafa vor gut drei Jahren aber regelmäßig noch einen drauf – der ein oder andere wird sich erinnern: Twitter-Nutzer konnten den Hauptdarsteller anschreiben und er bemühte sich, ihnen in gewohnter Oberkörper-frei-Manier zu antworten.
Da gab es beispielsweise einen Tweet von Demi Moore: „Old Spice Guy- I want a special video response wow!!!!“ – die Antwort folgte ohne große Verzögerung. Auch Starbucks wandte sich an Isaiah per Tweet: „You look cold. Need some coffee?“ – auch hier kam die Antwort prompt. Es gab eine Vielzahl von Anfragen, nicht alle konnten beantwortet werden. Schlussendlich wandte sich Isaiah per Videobotschaft aber auch an die Masse. Old Spice hat hier ein echtes Mem geschaffen, der Old-Spice-Guy ist über Ländergrenzen hinweg bekannt. Kampagnen wie die auf Twitter haben ihren Teil dazu beigetragen – und die Community nicht zuletzt aktiviert.
5. Ben&Jerry’s macht dich zum Werbestar: „Capture Euphoria“
Die Eis-Creme-Marke Ben&Jerry’s hat im vergangenen Jahr eine Social-Media-Kampagne eigens für Instagram-Nutzer ins Leben gerufen. Bewerber konnten ein Foto von sich mit dem Hashtag #captureeuphoria hochladen und bekamen die Chance, auf einem Werbeplakat von Ben&Jerry’s mit ihrem Antlitz zu glänzen. Das Besondere daran: Die Plakate der Auserwählten wurden in ihrer eigenen Wohngegend aufgestellt, sodass Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen und Nachbarn beim Vorbeigehen sichtlich ins Staunen gerieten – und sich mit großer Sicherheit auch nachträglich mit der Marke beschäftigten. „Warum zum Teufel ist denn Paul auf diesem Plakat zu sehen? Und was ist eigentlich Ben&Jerry’s?“ könnte der ein oder andere gedacht haben.
Die Kampagne ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Stärken von Social Media in eine traditionelle Plakat- (und Print-)Werbung integriert werden können.
6. Verkehrsbetriebe in Melbourne setzen auf Sicherheit: „Dumb Ways To Die“
Es gibt unzählige Wege, wie man sich sein eigenes Grab schaufeln kann. Die öffentlichen Verkehrsbetriebe in Melbourne konnten da anscheinend ein Liedchen von singen – und haben es auch getan. Mit dem musikalischen Stückchen „Dumb Ways To Die“ haben die Verantwortlichen einen Viral gestartet, der seinesgleichen sucht. Darin appellieren die Macher an das Sicherheitsbewusstsein von Teenagern – nicht nur im Straßenverkehr. Die Kampagne, die im November 2012 startete, zeigt kleine Comicfiguren, die sich ungewollt angezündet, gesprengt, geköpft und vergiftet haben. Klingt grausam? Sagen wir es so: Es ist ein ernstes Thema, das aber durchaus charmant und vor allem prägnant an die Menschen herangetragen wurde – und zwar ohne blutige Bilder von verstümmelten Verkehrsteilnehmern, wie es andere Kampagnen zuvor versucht haben.
Ganz nebenbei hat „Dumb Ways To Die“ auch nachhaltig für Akzente im Netz gesorgt – GTA-V-Fans haben beispielsweise zum Release des Videogames ihre ganz eigene Version aufgesetzt. „Dumb Ways To Die“ hat bis heute satte 65 Millionen Klicks auf YouTube erhalten.
7. Volvo, Van Damme und die zahlreichen Nachahmer: „Epic Split“
Ob die Verantwortlichen der Werbekampagne „Epic Split“ von Volvo gewusst haben, was sie da auslösen? In einem oft gelobten Viral-Video, sehen die interessierten Zuschauer den 80iger-Jahre-Filmstar Jean Claude Van Damme zwischen zwei LKW stehend einen Spagat vollziehen. Die Message war, dass das neue Fahrwerk in den Trucks selbst bei den größten Unebenheiten der Straße für Ruhe sorgt – das Auf und Ab der Straße kann dem Fahrzeug nichts anhaben. Die Besetzung des Hauptdarstellers war dabei hervorragend gewählt, denn auch Van Damme kennt sich mit Höhen und Tiefen aus – egal was passierte, er steht wie ein Fels in der Brandung. Er ist noch da!
Die Marketing-Kampagne wurde einem Spagat auf den Tragflächen zweier Kampf-Jets.
8. Twitter-Kampagne von Evian zum Valentinstag: „I Love You Like“

Social-Media-Kampagne von Evian zum Valentinstag: „I Love You Like“. (Grafik: Evian)
An sich ist die „I Love You Like“-Kamapagne von Evian gar nicht so innovativ. Doch was herauskam, war streckenweise wunderschön und ein Beispiel dafür, wie mit kleinem Input etwas vergleichsweise Großes entstehen kann. Am Valentinstag hat das Unternehmen auf Twitter den #ILoveYouLike-Hashtag etabliert, der Follower dazu aufgerufen hat, zu formulieren, wie sehr sie ihren Partner lieben. Dabei sind unzählig wirklich schöne Vergleiche entstanden: „I love you like 80’s loved a power ballad“ oder „I love you like a boy who loves a girl who orders her own side of chips“ sind nur zwei von zahlreichen Einsendungen. Die Kampagne zündete vor allem in Großbritannien, Frankreich und den USA. Obwohl auf Twitter gestartet, zog sie relativ schnell auch auf Facebook, Instagram, und Pinterest ihre Kreise.
In der unteren Galerie findet ihr noch weitere Beispiele!
9. Juventus Turin konzipiert erste Stadion-Choreografie mit Social Media: „LOVE JU“
Was der italienische Fußballverein Juventus Turin hier auf die Beine gestellt hat, ist wirklich phänomenal. Mithilfe einer Facebook-Applikation konnten Fans eine der faszinierenden Stadion-Choreografien einreichen, die Clubanhänger so oft während der Heimspiele den Herausforderern entgegenhalten. Jeder Interessierte konnte Bilder konzipieren und somit einen individuellen Vorschlag liefern. Dabei sollte jeder Platz die Funktion eines Pixels übernehmen. Insgesamt hat sich das Gesamtbild über 12.700 Stadionsitze erstrecken, quasi von einer Kurve bis zur gegenüberliegenden Kurve der langen Seite. Bis zu 25.000 Besucher waren an der Aktion vor Ort beteiligt.
Gewonnen hat übrigens der damals 16-jährige Steven Kem. Seine Stadion-Choreografie wurde während des Spiels gegen den Rivalen Inter Mailand gezeigt. Einfach sehenswert und eine riesige Ehre für den Fan!
10. Ellen DeGeneres und die Samsung-Werbung während der Academy Awards: „Das Oscar-Selfie“
If only Bradley's arm was longer. Best photo ever. #oscars pic.twitter.com/C9U5NOtGap
— Ellen DeGeneres (@TheEllenShow) 3. März 2014
Diese Kampagne dürfte ein ganz klarer Kandidat für einen Spitzenplatz in der „Hall of Fame“ sein – denn so gut wie jeder kennt das sogenannte „Oscar Selfie“, um das sich hier alles dreht. Als die US-Moderatorin Ellen DeGeneres das populäre Selfie-Foto während der Oscar-Verleihung twitterte, dreht das Social-Web völlig durch. Darauf waren nämlich alle großen Schauspielgrößen der Stunde – wie Jennifer Lawrence, Kevin Spacey, Brad Pitt und Bradley Cooper – zu sehen. Fotografen und Journalisten, die den Moment aufnahmen, bildeten jedoch den heimlichen Star ab, der im Tweet von DeGeneres nicht zusehen war. Nämlich das dabei genutzte Smartphone: Ein Samsung Galaxy Note. Der Elektronik-Hersteller war Sponsor der Academy Awards und stattete auch die Moderatoren aus.
Das Selfie wurde im Netz binnen Stunden tausendfach retweetet und stieß somit den bisher erfolgreichsten „Four More Years“-Tweet von Barack Obama vom Treppchen. Dutzende Medien berichteten über das Selfie und ganz am Rande natürlich auch über das Mobilfunkgerät, mit dem es aufgenommen und verschickt wurde. Samsung hat damit einen riesiger Coup gelandet. Als Dankschön dafür, dass Ellen DeGeneres für derartige Aufmerksamkeit sorgte, spendete das Unternehmen anschließend sogar 3 Millionen US-Dollar an wohltätige Einrichtungen.
Umfrage: Welche der Social-Media-Kampagnen gefällt euch am besten?
Alle aufgeführten Social-Media-Kampagnen sind glanzvolle Beispiele. Doch welche ist eurer Meinung nach die Beste? In der Umfrage könnt ihr für euren Favoriten stimmen – wir sind gespannt auf das Ergebnis!
Letztes Update des Artikels: 26. Januar 2015
Was ist mit Supergeil? :) https://www.1min30.com/?p=19120 Videos verstärken auf jeden Fall die Sichtbarkeit (wenn sie gut sind natürlich)
Einfach nur auffallen – das ist die Devise.
„Old Spice“ weiß wie der Hase läuft.
*Auffallen