Geld her oder wir gehen: Europas einziger Solarzellenhersteller droht mit US-Abwanderung
Platzt das erhoffte Comeback für das Solar Valley in Sachsen-Anhalt? Ende April 2023 hatte der schweizerische Solarzellenhersteller Meyer Burger noch einen massiven Ausbau seiner Produktionskapazitäten am Standort Thalheim vermeldet.
Spätestens ab 2027 sollten, so der Plan, jährlich Solarzellen mit einer Leistung von 15 Gigawatt produziert werden. Das entspräche dem Zehnfachen der aktuellen Produktion.
US-Fördermilliarden locken Solarzellenhersteller
Schon in der Ankündigung vor wenigen Wochen ließ Meyer Burger aber durchblicken, dass das Unternehmen mit der Subventionspolitik in Deutschland und Europa nicht zufrieden ist. Zwar hatte Sachsen-Anhalt 2021 die Errichtung des Produktionsstandorts mit 22,5 Millionen Euro gefördert. Das ist aber nur ein Bruchteil dessen, was jetzt in den USA gezahlt würde.
Dort rolle man Meyer Burger den roten Teppich aus, so Firmenchef Gunter Erfurt. Dank des milliardenschweren Förderprogramms Inflation Reduction Act von US-Präsident Joe Biden scheint den Solarzellenhersteller ein wahrer Geldregen zu erwarten.
Meyer Burger schreibt Brief an Finanzminister
Daher hat Meyer Burger eine Art Drohbrief an Bundesfinanzminister Christian Lindner geschrieben. Wie das ZDF berichtet, dem das Schreiben vorliegt, heißt es darin, Meyer Burger erwäge, „die Projekte für den weiteren Ausbau der Solarfertigung in Deutschland abzubrechen“. Stattdessen würde man in den USA investieren.
Und weiter: „Passende Gebäudekomplexe haben wir schon gefunden.“ Wie hoch die Subventionen sein könnten, die Meyer Burger erwartet, ließ das Unternehmen in dem Brief auch anklingen. Demnach würden Unternehmen für ein Gigawatt Solarzellen und Solarmodule pro Jahr 110 Millionen US-Dollar erhalten. Und das bis zum Jahr 2029.
Firma will einige Hundert Millionen Euro
Damit Meyer Burger in Europa bleibt, erwartet das Unternehmen eine Anschubfinanzierung von „zunächst einigen Hundert Millionen Euro“, wie Erfurt gegenüber dem ZDF sagte. Auch Chiphersteller Infineon hatte laut Financial Times zuletzt mit einer US-Abwanderung gedroht – auch hier winken die milliardenschweren US-Subventionen.
Bisher hat Meyer Burger laut ZDF keine Antwort aus dem Finanzministerium erhalten. Dort erklärte man nur, dass man grundsätzlich offen für eine Förderung sei, zu einzelnen Fällen aber nichts sage.
Kann EU mit Inflation Reduction Act mithalten?
Eigentlich hatte sich die EU, also auch Deutschland, auf die Fahnen geschrieben, die Solarindustrie sowie weitere grüne Schlüsselindustrien nach Europa zurückzuholen. Ob man dabei aber mit dem Inflation Reduction Act konkurrieren solle, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Michael Bloss, klimapolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, etwa kritisierte dem ZDF gegenüber, dass Europa seine Zukunft verzocke: „Wir sind viel zu langsam bei der Antwort auf den Inflation Reduction Act.“
Ganz anders sieht das wiederum der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest. Er sagte: „Wenn man Wirtschaft subventionieren muss auf Dauer, heißt das, man macht Verluste.“ Das sei „selbstschädigend“.
Mal sehen, ob Finanzminister Lindner oder die EU die geforderten Gelder für Unternehmen der Solar- und Chipindustrie lockermachen, um diese Schlüsseltechnologien in Deutschland zu halten.
Als Firma würde ich DE sowieso verlassen und ich verstehe auch jede Firma die das tut. Bei einer solchen Regierung nützt auch ein drohen nichts, das haben schon viel größere Firmen gemacht. Im kommenden Winter müssen die Firmen mit Strom Abschaltungen rechnen, und auch die Steuern steigen immer wieder an. Deutschland ist kein zuverlässiger Partner mehr für Firmen, sondern entwickelt sich zum Gegner von der Industrie.